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Sprache „Biodeutsch“ ist „Unwort des Jahres“ 2024

Diskriminierend, gedankenlos, abwertend - so stuft eine Jury den Begriff „biodeutsch“ ein, wenn er wörtlich verwendet wird. Sie hat ihn deshalb zum „Unwort des Jahres“ 2024 gekürt.

Von dpa 13.01.2025, 03:30
Diskriminierend und „eine Form von Alltagsrassismus“ - der Begriff „biodeutsch“ ist von einer Jury zum „Unwort des Jahres“ 2024 gewählt worden.
Diskriminierend und „eine Form von Alltagsrassismus“ - der Begriff „biodeutsch“ ist von einer Jury zum „Unwort des Jahres“ 2024 gewählt worden. Christian Lademann/dpa

Marburg - Der Ausdruck „biodeutsch“ ist das „Unwort des Jahres“ 2024. Das gab die Jury der sprachkritischen „Unwort“-Aktion am Montag in Marburg bekannt. Der Begriff sei im vergangenen Jahr verstärkt im öffentlichen und gesellschaftlichen Sprachgebrauch sowie vor allem in den sozialen Medien verwendet worden, „um Menschen vor dem Hintergrund vermeintlich biologischer Abstammungskriterien einzuteilen, zu bewerten und zu diskriminieren“, begründete die Jury ihre Entscheidung.

Nach einer ursprünglich ironisch-satirischen Verwendung werde der Begriff „biodeutsch“ seit mehreren Jahren sehr gedankenlos und wörtlich gemeint genutzt. „Dabei wird "Deutschsein" naturbezogen begründet, um eine Abgrenzung und Abwertung von Deutschen mit Migrationsbiographie vorzunehmen“, hieß es in der Begründung. Die mit dem Gebrauch von „biodeutsch“ einhergehende Unterteilung „in angeblich "echte" Deutsche und in Deutsche zweiter Klasse ist eine Form von Alltagsrassismus“, hieß es.

„Heizungsverbot“ auf Platz zwei 

Auf Platz zwei setzte die Jury den Begriff „Heizungsverbot“. Bei dem im Zusammenhang mit dem Gebäudeenergiegesetz verwendeten Ausdruck handele es sich um eine irreführende Bezeichnung, die verwendet worden sei, um klimaschützende Maßnahmen zu diskreditieren.

Die Jury der institutionell unabhängigen und ehrenamtlichen Aktion „Unwort des Jahres“ besteht aus vier Sprachwissenschaftlern und -wissenschaftlerinnen, einer Journalistin sowie jährlich wechselnden Mitgliedern.

In diesem Jahr beteiligten sich die Publizistin und Politologin Saba-Nur Cheema sowie Meron Mendel, Publizist, Historiker und Pädagoge sowie Direktor der Bildungsstätte Anne Frank. Sie kürten den Begriff „importierter Antisemitismus“ zu ihrem persönlichen Unwort. Der Ausdruck suggeriere, dass Judenhass vor allem mit dem Zuzug von Migrantinnen und Migranten zu einem Problem geworden sei, hieß es in der Begründung. Der Begriff werde vor allem in rechten Kreisen verwendet, um Musliminnen und Muslime sowie Menschen mit Migrationsbiographie auszugrenzen „und vom eigenen Antisemitismus abzulenken“, erklärte die Jury.

2023 war „Remigration“ das „Unwort des Jahres“

Das „Unwort des Jahres“ wird nach verschiedenen Kriterien aus Vorschlägen ausgewählt, die Bürgerinnen und Bürger jeweils bis 31. Dezember eines Jahres einsenden können. Insgesamt gab es dieses Mal 3172 Einsendungen, das waren erneut deutlich mehr als im vorangegangenen Jahr. Sie enthielten 655 verschiedene Ausdrücke, von denen rund 80 den Kriterien der Jury entsprachen.

Als „Unwort des Jahres“ kommen nach Angaben der Verantwortlichen Begriffe und Formulierungen infrage, die gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind. Wie häufig ein Begriff vorgeschlagen wurde, ist nicht entscheidend für Kür zum „Unwort“ des Jahres. 

Für 2023 war „Remigration“ zum Unwort des Jahres bestimmt worden. Wenn Rechtsextremisten den Begriff Remigration verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll - auch unter Zwang.