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Umstrittener Firmenchef Absatz im Sinkflug: Das sagen Tesla-Fahrer an der A9 über Konzernboss Elon Musk

Der US-Konzern hat im Februar in Deutschland 76 Prozent weniger E-Autos verkauft. Liegt das an Firmenchef Elon Musk oder der Modellumstellung? Wie Tesla-Fahrer die Lage einschätzen.

Von Steffen Höhne Aktualisiert: 25.03.2025, 15:23
Tesla-Fahrer Frank Zimbardo würde sich aktuell kein neues Modell des US-Autobauers kaufen.
Tesla-Fahrer Frank Zimbardo würde sich aktuell kein neues Modell des US-Autobauers kaufen. Foto: Höhne

Halle/MZ. - Steffen Senß hat an seinen Tesla einen Aufkleber angebracht, auf dem in englischer Sprache steht: „I bought this before Elon went crazy“ („Ich kaufte ihn, bevor Elon verrückt geworden ist“). Mit Elon ist Tesla-Chef Elon Musk gemeint, der sich derzeit als rechte Hand von US-Präsident Donald Trump beim Bürokratieabbau mit der „Kettensäge“ sieht und in Deutschland die AfD im Wahlkampf unterstützte. „Den Techniker Elon Musk finde ich genial, doch seine politische Agenda finde ich fürchterlich“, sagt der Tesla-Fahrer, der am Autohof Leipzig/Halle Flughafen an der A9 am Dienstagvormittag einen Ladestopp eingelegt hat.

Mit seiner Frau ist er von Fürth (Bayern) an die Ostsee unterwegs. „Das Auto zeigt uns, wo und wann wir auf der Strecke laden müssen“, sagt Senß. Drei Stopps mit je 25 Minuten habe das System eingeplant. „Doch Musk hat seinen Kompass komplett verloren.“ Er unterstütze mit Trump einen Politiker, der den Klimaschutz mit Füßen trete.

Tesla mit 76 Prozent Absatzrückgang in Deutschland

Ganz ähnlich sieht es der Berliner Unternehmer Frank Zimbardo, der ebenfalls seinen Tesla Model 3 auflädt. Vor einem Jahr habe er das Auto gekauft. „Jetzt würde ich keinen Tesla mehr kaufen“, sagt Zimbardo. Technisch sei er weiter von dem Fahrzeug überzeugt. Er habe den Tesla auch gekauft, um die Produktion im brandenburgischen Grünheide zu unterstützen, wo Tesla ein Werk betreibt. Er hätte nie gedacht, dass ein Unternehmer zu einem so großen Politikum werde. „Diese autokratische Gesinnung ist mir zuwider“, sagt er.

Einige Tesla-Fahrer haben inzwischen diesen Aufkleber am Auto, der übersetzt heißt: Ich kaufte ihn, bevor Elon verrückt geworden ist.
Einige Tesla-Fahrer haben inzwischen diesen Aufkleber am Auto, der übersetzt heißt: Ich kaufte ihn, bevor Elon verrückt geworden ist.
Foto: Höhne

Das sind zwei Einzelmeinungen. Sie sind nicht repräsentativ, werden aber offenbar von anderen potenziellen Kunden so geteilt. Elektroautos sind in der EU auf dem Vormarsch – für Tesla allerdings geht es weiter steil bergab. Die Neuzulassungen von reinen E-Autos legten seit Jahresbeginn um über ein Viertel auf 255.489 zu, wie der europäische Herstellerverband Acea in Brüssel mitteilte.

Der US-Elektroautobauer Tesla konnte davon allerdings nicht profitieren, im Januar und Februar wurden mit zusammen rund 19.000 Stück gut 49 Prozent weniger Model X und Co. in der EU zugelassen. In Deutschland brachen die Zulassungszahlen im Februar laut Kraftfahrt-Bundesamt um 76 Prozent auf 1.429 Fahrzeuge ein.

„Ich glaube, für Tesla ist die ganze Entwicklung, die Elon Musk jetzt genommen hat, eher eine schwierige. Die Marke wird dadurch eher beschädigt und nicht gestärkt“, sagte Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Center Automotive Research in Bochum, zuletzt dem RBB. Die Marke Tesla sei mit dem Namen Elon Musk sehr stark verbunden und werde mit ihm assoziiert. Experten verweisen aber auch auf eine veraltete Modellpolitik des US-Konzerns.

Tesla-Fahrer Matthias Hohmann kann die Aufregung nicht nachvollziehen.
Tesla-Fahrer Matthias Hohmann kann die Aufregung nicht nachvollziehen.
Höhne

Es gibt aber auch andere Stimmen: Tesla-Fahrer Matthias Hohmann aus dem hessischen Bad Hersfeld kann die Politisierung der Marke nicht verstehen.

„Autos werden von Mitarbeitern nicht von Musk gebaut“

„Die Autos werden nicht von Musk gebaut, sondern von zehntausenden Mitarbeitern, die gute Arbeit leisten“, sagt Hohmann. VW habe beim Dieselabgas-Skandal zehntausende Kunden betrogen. Das sei ein schwerwiegendes Vergehen gewesen. „Man muss die politischen Ansichten von Musk nicht mögen, doch mit dem Fahrzeug hat das nichts zu tun“, sagt Hohmann.

Er habe schon drei verschiedene Tesla-Modelle gefahren. „Das nächste Auto wird auch wieder ein Tesla“, sagt er. So lade er am Autohof Leipzig/Halle gerade für 40 Cent je Kilowattstunde. Bei anderen Ladesäulen von Konkurrenzunternehmen seien bis zu 70 Cent je Kilowattstunde. Das spreche für die Marke Tesla.

Tesla-Werkchef äußert sich zur aktuellen Lage

Laut dem Grünheider Tesla-Werkleiter André Thierig hat der Rückgang im Verkauf „vor allem mit der Umstellung unserer Produktion auf das neue Model Y zu tun“. Seit dem Jahresanfang habe man die Produktion des alten Model Y heruntergefahren und für einige Tage ganz gestoppt, um die Produktionslinien umzustellen.

Tesla verkaufe meist ohne Zwischenhändler an die Kunden. „Wir fahren die Produktion aktuell weiter hoch“, sagte Thierig der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Die Auslieferungsplätze hier und auf dem Flughafengelände in Neuhardenberg seien verhältnismäßig leer.