Vogelgrippe im Kreis Wittenberg Der dritte Fall in Sachsen-Anhalt: Wie hoch ist das Risiko?
In Kemberg wurde Geflügelpest nachgewiesen: 28.000 Tiere mussten getötet werden. Der Landkreis Wittenberg beginnt nun mit scharfen Kontrollen.

Kemberg/MZ. - Der Ausbruch der Geflügelpest in Kemberg (Kreis Wittenberg) ist der dritte in Sachsen-Anhalt nachgewiesene Fall in diesem Jahr. Das hat das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) – das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit – auf Nachfrage erklärt.
Konkret zum Bundesland gibt es keine Risikobewertung. In einer letzten Einschätzung vom Januar sprach das Institut von einem hohen Risiko für Geflügelhaltungen und Vogelbestände deutschlandweit. „In Europa besteht derzeit generell ein hohes Infektionsgeschehen“, sagt FLI-Sprecherin Elke Reinking. Auch in Deutschland sind Fallzahlen bereits jetzt stark angestiegen: So wurden in diesem Jahr 249 Fälle bei Wildvögeln und in Haltungen nachgewiesen. Im Jahr 2024 waren es 203 Nachweise.
Geflügelpest in Kemberg
Inzwischen trete Geflügelpest auch nicht mehr nur saisonal auf. „Das Virus hat sich immer weiter den Wildvögeln angepasst. Und es wird mehr getestet“, so Reinking. Dennoch sei die Lage in Europa und Deutschland nicht mit derjenigen in den USA vergleichbar. Dort bedroht die Infektion Millionen von Geflügeltieren. Im vergangenen Jahr gab es in Sachsen-Anhalt insgesamt acht Fälle, vor allem im Bereich Leuna (Saalekreis).
Nach dem Ausbruch in Kemberg waren am Samstag über 28.000 Tiere getötet worden. „Der Betrieb gehört zu einem deutsch-niederländischen Unternehmen. Es wurde sehr schnell und professionell reagiert“, sagte Kreissprecher Alexander Baumbach am Montag. Rund um den Betrieb gilt eine drei Kilometer große Schutzzone. Dazu kommt im Umkreis von zehn Kilometern eine Überwachungszone. „Die Stallpflicht in diesen Bereichen gilt zunächst 30 Tage.“ Am Mittwoch beginnen verstärkte Kontrollen in der Schutzzone, 40 Haltungen seien betroffen. In der Überwachungszone werde stichprobenartig kontrolliert. Weitere Fälle über den betroffenen Betrieb hinaus seien bislang nicht aufgetreten. Für Menschen bestehe keine Gefahr, so Baumbach.
50 tote Tiere entdeckt
Die Geflügelpest wird umgangssprachlich auch als Vogelgrippe bezeichnet und ist eine hochansteckende Infektionskrankheit. In Kemberg bestand der Verdacht auf einen Ausbruch am Donnerstagmorgen: In einem der fünf Ställe des Betriebs waren plötzlich mehr als 50 tote Tiere entdeckt worden. Das ist ebenso ein eindeutiges Warnsignal wie auffälliges Verhalten oder eine stark verminderte Produktivität zum Beispiel beim Eierlegen. Nach ersten positiven Proben beim Landesamt für Verbraucherschutz in Stendal hatte am Freitagabend das Referenzlabor des FLI den Verdacht bestätigt.