Soziales Soziales: Viele binationale Familien verlassen den Osten
Leipzig/dpa. - Immer mehr Familien und Paare, in denen einPartner aus dem Ausland kommt, verlassen den Osten Deutschlands.«Solche Partnerschaften haben in den neuen Bundesländern mit mehrProblemen zu rechnen als in den alten», sagte Anja Treichel vomVerband binationaler Familie und Partnerschaften in einem Gesprächmit der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Deshalb ziehen sie dorthinoder ganz aus Deutschland weg.» Die Zahl der Migranten undbinationalen Paare in Sachsen ist laut Treichel seit 2004 signifikantgesunken. «Damit sinkt auch das interkulturelle Potenzial derGesellschaft», sagte Treichel anlässlich einer Tagung des Verbandesam Dienstag in Leipzig.
Schwierigkeiten haben Migranten und ihre deutschen Partner lautTreichel insbesondere im Umgang mit Behörden, etwa wenn es um dierechtlichen Fragen einer Eheschließung gehe. «Da so etwas hierseltener vorkommt, haben die Behörden weniger Erfahrungen damit»,erklärte Treichel. Problematisch könne eine gemischte Partnerschaftvor allem für die Kinder sein. Diese verstünden oft gar nicht, warumdie Umwelt sie als «nicht deutsch» ansehe. «Ich habe erlebt, dassfarbige Kinder, die in Deutschland geboren wurden und sächsischenDialekt sprachen, gefragt wurden, wann sie wieder nach Afrikazurückkehren», schilderte sie. Immer mehr binationale Familienglaubten, derartigen Diskriminierungen durch einen Umzug in denWesten Deutschlands oder ins Ausland entgehen zu können.
Die interkulturelle Vielfalt müsse auch im Osten erhalten werden,mahnt der Verband. Er fordert darum, das Zusammenleben verschiedenerNationalitäten so normal wie möglich zu gestalten. «Ausländer tauchenin den Medien aber entweder als Opfer rechtsradikaler Gewalt oder alsAsylbewerber auf», sagte Treichel. Dieses Bild sei schief und tragedazu bei, dass sich Vorurteile manifestierten. Dass Migranten auchein normales, integriertes Leben in Deutschland führen können, müssedie deutsche Gesellschaft anerkennen. Andererseits müssten auchMigranten sich um Integration bemühen. «Ich denke, dass es daBerührungsängste auf beiden Seiten gibt.»
Anlass der Tagung in Leipzig mit dem Titel «Interkulturelles Lebenim Osten zwischen Normalität und Marginalisierung» ist das 15-JährigeBestehen des Verbandes binationaler Familien und Partnerschaften imOsten Deutschlands. Die Organisation ist in mehr als 20 regionalenGruppen tätig und setzt sich für die soziale und rechtlicheGleichstellung von Migranten in Deutschland ein.