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Handball-3. Liga Handball-3. Liga: Pflicht und Kür für Kristin Schüler

Von tobias grosse 03.11.2014, 21:46
Kristin Schüler (blau, hier in der Vorsaison), kämpft für den HC Salzland 06 weiterhin am Kreis.
Kristin Schüler (blau, hier in der Vorsaison), kämpft für den HC Salzland 06 weiterhin am Kreis. tobis Lizenz

aschersleben - Anfangs ist sie etwas skeptisch. „Ich weiß gar nicht, ob ich so viel zu erzählen habe“, sagt Kristin Schüler. Doch am Ende eines gut 15-minütigen Telefonates, welches die Kreisläuferin bezeichnenderweise noch direkt aus dem Büro tätigte, stand fest: Sie hat sogar viel zu erzählen. Was im Grunde genommen nur allzu logisch erscheint, immerhin ist sie neben Yvonne Sachse die erfahrenste Spielerin des HC Salzland 06. Doch um ein Haar würde sie gar nicht mehr auf der Platte stehen.

Kristin Schüler reflektiert

Kristin Schüler erinnert sich noch. Zwar nicht mehr ganz genau, aber die damaligen Gedanken sind noch präsent. „Ich war im Zwiespalt“, erzählt die Wildgans. Im April 2012 verletzte sie sich schwer am Knöchel. „Und eigentlich, war ich ja auch alt genug“, sagt Schüler. Sie spielte mit dem Gedanken aufzuhören. Auch, weil die heute 32-Jährige ein Mensch ist, der reflektiert. „Man quält sich ja eigentlich viel zu sehr“, erklärt Kristin Schüler, „und gibt auch sehr viel auf.“ Damit sollte Schluss sein, die Karriere noch mehr in den Vordergrund rücken. Wäre da nicht dieser Zwiespalt gewesen.

Woher dieser kam? „Man bekommt halt auch viel wieder“, meint Schüler. Den Teamgeist, das „Wir-Gefühl“, die gemeinsamen Siege. Das alles wollte Kristin Schüler noch nicht aufgeben, sie machte weiter. „Doch wenn ich gemerkt hätte, dass der Knöchel nicht hält“, so die Wildgans, „hätte ich einen Schlussstrich gezogen.“ Doch der Knöchel hielt auch dem körperlich anspruchsvollen Kampf am Kreis stand, es gab keine Probleme. Ganz im Gegenteil. „Dann kam der Aufstieg“, so Schüler, „das war noch einmal eine ganz neue Motivation.“ In der dritten Liga wollte sie noch einmal antreten, die ehemalige Zweitligaspielerin. Das ist mittlerweile aber auch schon wieder über eine Saison her, Kristin Schüler ist immer noch am Ball. „Ich schaue jedes Jahr aufs neue“, sagt sie, „denn ich mache mir keine Gedanken über ungelegte Eier.“ Und die 32-Jährige hört dabei nicht nur auf ihren Körper: „Ich akzeptiere auch andere Planungen des Vereins, da bricht für mich keine Welt zusammen.“

Denn Kristin Schüler ist längst der starren Handballschublade entstiegen. „Für mich steht mittlerweile die Karriere im Vordergrund“, erklärt die Magdeburgerin, die bei einem großen Pharmakonzern tätig ist. Country Managerin heißt dort ihre Rolle. Oder, vereinfacht und ohne Anglizismus, Ländersachbearbeiterin. „Ich bin für fünf Länder zuständig“, verrät Schüler. Was das jetzt alles genau bedeutet? „Sagen wir mal so“, Kristin Schüler fängt an zu lachen, „wenn jemand in Ungarn seine Medikamente nicht bekommt, bin ich am Ende schuld.“

„Das schlaucht“

Eine verantwortungsvolle Aufgabe. Jeden Tag zehn Stunden arbeiten, zwei Telefonkonferenzen - das kostet Kraft. „Aber irgendwann muss man sich entscheiden“, meint Schüler. „Wenn man dann am Sonntag noch eine vier-, oder fünfstündige Auswärtsfahrt hat, schlaucht das schon ganz schön.“

Doch Kristin Schüler ist immer noch dabei. Und immer noch wichtig für die Mannschaft. Wie lange noch, lässt sie vorerst offen. Es ist ein zweischneidiges Schwert, oder wie Kristin Schüler sagt: „Pflicht und Kür zugleich.“ (mz)