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Brauchtum  Brauchtum : Grün-weißes Geflatter

Von Regine Lotzmann 02.05.2017, 09:53
Gerald Klimt (links) stellt mit den anderen starken Männern aus Frose den Maibaum auf.
Gerald Klimt (links) stellt mit den anderen starken Männern aus Frose den Maibaum auf. Frank gehrmann

Frose - Mit scharfem Messer schneidet Mario Kempe die Brötchen auf. Zwei Kisten voll davon stehen auf der Bank bereit. „Für uns ist das eine Premiere heute“, lacht der Froser, der dieses Mal nicht nur als Ortsbürgermeister bei der Froser Walpurgisfeier erschienen ist, sondern vor allem als Jäger. „Wir bieten hier nämlich das erste Mal Wildburger an“, berichtet er von selbstgeschossenem Wildschwein und Reh, das zu leckeren Bouletten verarbeitet wurde.

„Gestern haben wir schon vorgebraten, damit es schneller geht“, verrät Kempe mit Blick auf seine Frau Ina, die sich gerade an die Zutaten macht. Die beiden sind gut gelaunt. „Das ist eine schöne Tradition, die Gerald da wieder ins Leben gerufen hat“, spricht der Ortsbürgermeister vom Maibaum-Aufstellen, das nun schon zum dritten Mal auf dem Platz der Begegnung gefeiert wird. Dort ist die Kulisse wunderschön. Gleich hinter der Natursteinmauer die prächtige Kirche, im Hintergrund die Umrisse des Wasserturms und auf der linken Seite steht der Schornstein, auf dem das Storchenpaar brütet. Der Himmel ist strahlendblau, nur der Wind zerrt ein bisschen an den aufgestellten Festzelten. Und an der grün-weißen - also in Froser Farben gehaltenen - Wimpelkette, die um den Maibaum gewunden ist. „Das war eine alte Tradition in Frose“, berichtet Gerald Klimt, der Vorsitzende des Heimatvereins, und kann sich noch gut an den Maibaum erinnern, der damals auf dem Anger stand - mit Würsten und anderen Preisen bestückt, die mutige Kletterer von oben herunterholen konnten. „Das ist heute aber nicht mehr denkbar, wenn da was passiert, das bezahlt doch keine Versicherung“, winkt Kempe ab.

Doch den Maibaum wollte der Froser Heimatverein, der Ausrichter der Walpurgisfeier ist, wiederhaben. „Weil wir für die Traditionen stehen“, begründet Klimt das, dessen Verein auch das Heimatfest organisiert oder sich um den Wasserturm kümmert. Bei der gut besuchten Walpurgisfeier am Sonntag und dem Kinderfest am 1. Mai holt er dafür auch die anderen Vereine des Ortes mit ins Boot. Und macht das sogar am Maibaum selber fest. „Der Heimatverein hat den Stamm besorgt, den Kranz haben die Frauen vom Froser Verein für Frauen-, Jugend- und Seniorenarbeit gebunden und die Jäger haben das Grün geliefert“, freut sich Klimt über das gut funktionierende Zusammenspiel. „Ich will eben, dass jeder etwas dazu beiträgt, dass es wieder so wird, wie es mal war“, begründet der Vereinschef. Und nennt als Beispiele den Frauenverein, der zum Kinderfest eine Mal- und Bastelstraße gestaltet, die Fußballer und die Feuerwehr, die Torwand und Kübelspritze mitbringen, die Jäger mit ihrem Wildburger und die Kinder- und Jugendfeuerwehr, die am Walpurgisabend gemeinsam mit der Hoymer Schalmeienkapelle den Fackelumzug begleitet. „Mit den Fackeln stecken wir dann das Walpurgisfeuer an“, verrät Gerald Klimt und schmunzelt: „Na ja, es sind nur Feuerschalen.“

Aber die machen die Veranstaltung nicht weniger gemütlich. Doch erst einmal muss der Maibaum aufgestellt werden. Sechs starke Männer schrauben die grüne Krone mit einem Akkuschrauber fest und wuchten dann den Stamm mit Muskelkraft und mit Hilfe einer Stange in die Höhe. Die Männer und Frauen vom Heimatverein in ihren lindgrünen T-Shirts sind in dieser Zeit die guten Geister im Hintergrund. Sie zapfen Bier vom Fass und verkaufen gekühlten Sekt, besorgen die Hüpfburg für das Kinderfest und grillen duftende Würstchen und Steaks. Die Wildburger der Jäger übrigens sind schnell vergriffen. Schon nach einer Stunde ist alles ausverkauft. Vielleicht stocken die Männer bei der nächsten Walpurgisfeier ihre Vorräte ja ein bisschen auf. Denn das gemütliche Beisammensein ging noch weit bis in die Nacht.

(mz)