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Prozess in Halberstadt Über 30 Tiere erschossen: 25-Jähriger soll mit gestohlener Waffe gewildert haben

Ein junger Mann aus dem Harz soll mit einem gestohlenen Gewehr in großem Stil gewildert haben. Nun steht er in Halberstadt vor Gericht. Warum ihm zuvor die Jagderlaubnis entzogen wurde und welche Strafe ihm nun droht.

Von Max Hunger Aktualisiert: 19.06.2024, 19:06
Der Angeklagte soll laut Ermittlern einem Jäger ein Gewehr gestohlen haben. Anschließend soll er damit mehrfach auf Rehe und Hirsche geschossen haben – darunter waren demnach auch Kitze.
Der Angeklagte soll laut Ermittlern einem Jäger ein Gewehr gestohlen haben. Anschließend soll er damit mehrfach auf Rehe und Hirsche geschossen haben – darunter waren demnach auch Kitze. (Foto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dp)

Halberstadt/MZ - Eine Nacht im Sommer vor zwei Jahren, irgendwo im Vorharz. Gerüstet mit einem Nachtsichtgerät und einem Gewehr samt Schalldämpfer streifte Eik R. durch Wälder und über Felder. Und er feuerte, mehrere dutzend Male. Auf Rehe, Hirsche, sogar Kitze. Davon zumindest sind Ermittler überzeugt. Mindestens 24 Tiere soll er allein in dieser Nacht getötet haben – und zwar illegal.

Der 25-jährige Harzer muss sich seit Juni vor dem Amtsgericht Halberstadt verantworten. Nach Angaben des Gerichts umfasst die Anklage sieben Punkte – darunter Wilderei in rund 30 Fällen, Diebstahl, Fahren ohne Fahrerlaubnis und illegaler Waffenbesitz. Es wäre ein Fall von Wilderei in außergewöhnlich großem Ausmaß.

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25-Jähriger soll Tiere in der Schonzeit erschossen haben

Zwischen Herbst 2021 und dem folgenden Sommer soll Eik R. in der Umgebung der 2.500-Einwohner-Gemeinde Schwanebeck mehrmals mit einem gestohlenen Gewehr auf die Jagd gegangen sein. Er soll dabei weder eine Erlaubnis für das Tragen der Waffe noch für die Jagd gehabt haben, sagte Gerichtssprecher Christian Löffler. Für manche der erlegten Tiere habe damals außerdem Schonzeit bestanden.

Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft brach Eik R. einige Monate zuvor in eine Pension ein und stahl dort die Waffe eines Jägers. Der Wert des Repetiergewehrs samt Zubehör: rund 10.000 Euro. Der mutmaßliche Hintergrund des Diebstahls: Zwei Jahre zuvor soll R. bei einer Jagd versehentlich einen Menschen angeschossen haben. Im Anschluss wurde ihm die Jagd- und Waffenerlaubnis entzogen.

Angeklagtem drohen mehrere Jahre Haft

Das Urteil wegen fahrlässiger Körperverletzung ist noch nicht rechtskräftig, die Berufung läuft. Laut Anklage fuhr er in den Monaten nach dem Waffen-Diebstahl jedoch mehrfach mit einem Geländewagen zur illegalen Jagd. Einen Führerschein soll er ebenfalls nicht besessen haben.

Wenig später durchsuchte schließlich ein Spezialeinsatzkommando der Polizei das Haus, in dem Eik R. lebt. Auf dem Grundstück fanden die Beamten das gestohlene Gewehr, Munition, ein Nachtsichtgerät und dutzende Rehkadaver, die zum Teil in einem Kühlraum lagerten. Dem Angeklagten droht nun eine mehrjährige Haftstrafe. Der Prozess wird noch im Juni fortgesetzt.