Konstituierung des Bundestags „Täter sind unter uns“: So protestiert der CDU-Politiker Müller gegen Alterspräsident Gysi
Mit einer Rede des Alterspräsidenten Gregor Gysi (Linke) konstituierte sich am Dienstag der neue Bundestag. Der Wittenberger CDU-Abgeordnete Sepp Müller protestierte auf ungewöhnliche Weise gegen den Auftritt des Linken-Politikers.

Berlin/MZ - Der CDU-Abgeordnete Sepp Müller aus Gräfenhainichen (Wittenberg) hat während der Konstituierung des neuen Bundestages am Dienstag auf ungewöhnliche Weise gegen die Eröffnungsrede von Gregor Gysi (Linke) protestiert. Während der Rede des Alterspräsidenten hielt Unionsfraktionsvize Müller im Plenum demonstrativ das Buch „Die Täter sind unter uns“ des Historikers Hubertus Knabe in den Händen.
In dem 2007 erschienen Werk warnt Knabe vor einer Verdrängung und Verklärung der DDR-Geschichte. Gysi hatte bereits in der SED und später auch in deren Nachfolgeparteien PDS und Linke ranghohe Positionen bekleidet.
Müller über Eröffnung durch Gysi: „unerträglich“
Müller begründete seinen Protest im Plenum am Dienstag gegenüber der MZ: „Dass der letzte SED-PDS-Vorsitzende den 21. Deutschen Bundestag als dienstältester Abgeordneter eröffnet hat, ist zwar parlamentarische Gepflogenheit, das bleibt für mich aber unerträglich.“ Der Christdemokrat ergänzte: „Die Taten der SED und der Stasi bleiben unvergessen. Dr. Gysi war Teil des Systems.“
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Es ist Tradition, dass der Alterspräsident die Wahlperiode im neugewählten Bundestag mit einer Rede eröffnet. Zum Alterspräsident wird der Abgeordnete, der die meisten Jahre im Bundestag verbracht hat.
Linken-Politiker Gallert nimmt Gysi in Schutz
Die CDU bemüht sich traditionell um große Distanz zur SED-Nachfolgepartei. Bei den Christdemokraten gilt ein Kooperationsverbot mit der Linken. Das gleiche Verbot gilt auch für die AfD.
Mit Blick auf Knabes Buch sagte Müller am Dienstag, er empfehle das Kapitel über Gregor Gysi als „lesenswert“. Allerdings rief Müllers Aktion auch Protest hervor. „Die Kritiken von fast allen Historikern zu diesem Buch sind so vernichtend, dass dies verlorene Lebenszeit wäre“, erklärte der Linken-Politiker Wulf Gallert aus Sachsen-Anhalt auf der Online-Plattform X.