Kommentar zum neuen Bestattungsrecht In Respekt zur ewigen Ruhe
Die geplanten Reformen für den Friedhof senden ein Signal an religiöse Minderheiten. Die gefundene Einigung macht zugleich Hoffnung für andere Vorhaben.

Magdeburg/MZ - Mehr als acht Jahre ist es nun her, dass CDU und SPD in Sachsen-Anhalt per Koalitionsvertrag ein modernes Bestattungsrecht versprachen. Vor gut drei Jahren haben sie diese Zusage erneuert. Erst waren die Grünen als dritter Regierungspartner dabei, jetzt ist es die FDP. Doch immer wieder wurde das Vorhaben verzögert und ausgebremst – weil einige Christdemokraten das Thema nicht anfassen wollten.
Jetzt sieht es so aus, als ob die Deutschland-Koalition doch eine Reform zustande brächte. Das ist eine gute Nachricht – und es wurde auch höchste Zeit.
Es geht um Akzeptanz abweichender Bräuche
Es ist richtig, den in Sachsen-Anhalt lebenden Muslimen und Juden eine Bestattung gemäß ihrem Glauben und ihrer Tradition zu ermöglichen. Niemandem, ob er nun ohne Religion lebt oder ob er sich zu einer christlichen Kirche bekennt, wird dadurch etwas weggenommen. Religiösen Minderheiten aber bedeutet es sehr viel, wenn sie wissen, dass sie auch in der ewigen Ruhe von der Mehrheitsgesellschaft akzeptiert und respektiert werden.
Fast alle Bundesländer haben mittlerweile ihre Gesetze geändert und die Sargpflicht gelockert, um die Bestattung im Leichentuch zu ermöglichen. Sie sind damit dem Wunsch von Menschen nachgekommen, die teils Jahrzehnte in Deutschland gelebt haben und nun auch hier beerdigt werden wollen. Es ist unwürdig, wenn starre Regeln das verhindern und wenn gut integrierte Menschen verstorbene Familienangehörige zur Beerdigung in deren Herkunftsland fliegen lassen müssen, wenn sie eine Beerdigung wollen, die dem eigenen Glauben entspricht.
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Mit ihrem Ja zur Beerdigung im Leichentuch zeigt die CDU auch, dass sie sich an den 2021 abgeschlossenen Koalitionsvertrag gebunden fühlt. Das ist auch für andere Vorhaben ein wichtiges Signal. Mehr als ein Jahr haben CDU, SPD und FDP noch zum Regieren. Die Bürger erwarten, dass diese Zeit genutzt wird.