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Brechdurchfall Norovirus legt Einrichtungen im Süden Sachsen-Anhalt lahm

Von Ralf Böhme 30.12.2016, 13:05

Halle (Saale) - Ein neuartiger Norovirus legt seit Wochen Kindereinrichtungen, Behörden, Schulen und Betriebe im Süden Sachsen-Anhalt lahm. Allein in den vergangenen vier Wochen registrierten die Behörden über 1.000 Fälle im südlichen Sachsen-Anhalt. Die Dunkelziffer liegt nach Ansicht von Experten sogar noch weitaus höher. Seit Januar sind landesweit fast 9.700 Fälle der Infektion gemeldet worden.

Der Erreger löst nach Auskunft von Ärzten heftige Brechdurchfälle aus. Betroffene sind ihm schutzlos ausgeliefert und häufig etwa eine Woche außer Gefecht gesetzt. Nur strengste Hygiene vom Händewaschen bis zum sauberen Wasserglas kann die Ausbreitung verhindern.

Neuer Norovirus sorgt für heftigen Brechdurchfall: keine Schutzimpfung

Anhand von Proben hat das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin einen neuen Typus der Viren nachgewiesen. Eine Schutzimpfung dagegen gibt es nicht. Und die Entdeckung des RKI-Speziallabors lässt für die kommenden Wochen nichts Gutes erwarten.

Aus Erfahrung wissen die Forscher, dass neu auftretende Virus-Varianten besonders häufig und hart zuschlagen. Grund ist, dass das menschliche Immunsystem den ihm noch unbekannten Angreifer nicht erkennt und deshalb keine Abwehrmechanismen greifen.

Dazu passt, was RKI-Pressesprecherin Susanne Glasmacher hervorhebt. „Im November und Dezember haben die Fallzahlen ungewöhnliche Höchststände erreicht.“ Ihr zufolge gibt es momentan im Schnitt doppelt so viele Norovirus-Diagnosen wie im Vergleichszeitraum der vergangenen vier bis fünf Jahre.

Allein in der ersten Dezember-Woche sind in Sachsen-Anhalt 513 Menschen erkrankt, darunter viele Kinder und geschwächte ältere Patienten. Die Attacken des neuen Norovirus, nicht selten in Kombination mit seinen Vorläufer-Typen, erfolgen in Wellen.

So haben auch über die Festtage viele Patienten mit den Folgen des akuten Brechdurchfalls leiden müssen. Die Statistik weist für diese Zeit landesweit 540 nachgewiesene Fälle aus. Experten gehen jedoch von einer ehelichen Dunkelziffer aus. In vielen Fällen wird die Krankheit nicht erkannt und entsprechend mit Bettruhe, viel Tee und Elektrolyten behandelt.

Brechdurchfall durch neuen Norovirus: Lage in Sachsen-Anhalt könnte sich entspannen

Das Landesamt für Verbraucherschutz rechnet damit, dass sich die Situation im südlichen Sachsen-Anhalt über den Jahreswechsel leicht entspannt. Ausgenommen sind davon voraussichtlich der Burgenlandkreis sowie die Landkreise Wittenberg und Anhalt-Bitterfeld. Dort liegt die Neuerkrankungsquote noch über dem Landesdurchschnitt.

Verbraucherschutz-Präsident Bernhard Räbel kann zudem eine erneute starke Zunahme im Januar nicht ausschließen. Wenn die Kinder wieder in Betreuungseinrichtungen und Schulen kommen, nehme das Risiko wieder zu. „Der Norovirus ist sehr leicht übertragbar. Manchmal genügt ein Handschlag und man hat ihn - samt der höchst ärgerlichen Folgen.“ (mz)