Angriff auf EM-Party Kommentar zur Bluttat vom Wolmirstedt: Die Fußball-EM startet mit einem Albtraum
Der Messerangriff auf eine EM-Party in Wolmirstedt nahe Magdeburg verbreitet Angst in Sachsen-Anhalt. Polizei und Politik müssen darauf reagieren, kommentiert MZ-Redakteur Jan Schumann.

Magdeburg/MZ - Dieses Szenario galt Fußballfans und Sicherheitsbehörden vor dem Start der Europameisterschaft als Albtraum: Gewalttäter greifen feiernde Fußballfans an – auf einer der riesigen Fanmeilen oder im Biergarten nebenan, wo die TV-Leinwand aufgespannt ist. In Wolmirstedt attackierte und verletzte ein Messerangreifer nun sogar arglose Menschen auf einem Privatgrundstück. Die Fußball-EM startet mit Großalarm und bleibender Nervosität.
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Was steckt hinter dem Angriff von Wolmirstedt? Klar ist das bisher nicht. Zwar drängt sich ein Vergleich zur brutalen Messerattacke von Mannheim auf: Auch hier ging ein Afghane auf unvorbereitete Opfer los, ein Polizist starb. Allerdings: Während es in Mannheim Anhaltspunkte für eine islamistisch motivierte Tat gibt, fehlen diese im Fall Wolmirstedt bisher. Es gibt bislang keine Hinweise für ein Terrornetzwerk, das gezielt Fußballfans angreift.
Es gibt noch viele offene Fragen im Fall Wolmirstedt
Den Opfern in Wolmirstedt hilft das nicht – unter ihnen ist auch ein 23-jähriger Afghane, der von seinem Landsmann aus bisher unbekannten Gründen erstochen wurde. Diese viele offenen Fragen verlangen, dass keine vorzeitigen Schlüsse aus der Tat in der Börde gezogen werden.
Reagieren müssen Polizei und Politik jetzt trotzdem. Es ist das Mindeste, dass Sachsen-Anhalt nun die Polizeipräsenz erhöht, insbesondere dort, wo Menschengruppen sich zum Fußballschauen treffen. Zudem ist die Bundesregierung in der Pflicht, Abschiebemöglichkeiten für Gewalttäter und Gefährder aus Afghanistan zu suchen. Wer als Sicherheitsrisiko gilt und die Gesetze in Deutschland nicht achtet, hat keinen Anspruch auf Bleiberecht.
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Die praktischen Probleme der Abschiebeversuche nach Afghanistan sind bekannt und ungelöst: aus Menschrechtssicht sind diese Rückführung kaum möglich, zudem müsste Deutschland das Taliban-Regime für Verhandlungen anerkennen. Klar ist aber: Die Bundesregierung muss Lösungen finden.