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Großer Appetit auf Kabel Großer Appetit auf Kabel: Wie Sie Marder von Ihrem Auto fernhalten

Von Felix Fahnert 01.07.2019, 06:00

Halle (Saale) - Sommerzeit ist Marderzeit: Autofahrer in Sachsen-Anhalt müssen in diesem Jahr erneut mit teuren Schäden an Kabeln und Leitungen ihrer Fahrzeuge rechnen. Nach einer aktuellen Statistik der Allianz hat die Zahl der Marderattacken an Autos hierzulande stark zugenommen. Wurden im Jahr 2016 noch 1 041 Schäden gemeldet, waren es 2018 bereits 1 206 - eine Zunahme von 16 Prozent. Damit liegt der Anstieg in Sachsen-Anhalt deutlich über dem Bundesschnitt. Deutschlandweit stieg die Zahl um zehn Prozent.

Der Gesamtverband Deutscher Versicherer (GDV) bestätigt diesen Trend. Nach der letzten Statistik aus dem Jahr 2017 wurden in Deutschland insgesamt 214 000 Fälle gemeldet, ein Anstieg um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Marderbisse seien der vierthäufigste Schaden bei Kaskoversicherungen. 200 Millionen Euro wurden an Autofahrer ausgezahlt. Die Reparaturen können mitunter teuer werden: So belief sich im Vorjahr der höchste Schaden auf 20 000 Euro. Dabei war laut Allianz ein SUV betroffen.

Steigende Kosten bestätigen auch die Öffentlichen Versicherungen in Sachsen-Anhalt (ÖSA). Die durchschnittliche Schadenshöhe bei Marderbissen sei von 243 Euro (2017) auf 293 Euro (2018) angewachsen. Damit sind die Reparaturkosten innerhalb eines Jahres um ein Fünftel gestiegen. „Je mehr Elektronik in die Autos kommt, desto größer sind die Schäden“, sagte Ösa-Sprecherin Ute Semkat der MZ. Eine Vorliebe für besondere Autotypen hätten die Tiere allerdings nicht. „Marder sind keine Feinschmecker, sie beißen zu, wenn es ihnen gerade passt“, sagte Ute Semkat.

Nach Angaben des ADAC sind vor allem die gummielastischen Bauteile wie Schläuche, Zündkabel, Leitungen und Isolationsmaterial von Marderattacken betroffen. Insgesamt mussten die Pannenhelfer aus diesem Grund im Vorjahr bundesweit zu mehr als 10 500 Einsätzen ausrücken, sagte ein Sprecher.

Der Automobilclub empfiehlt, eine spezielle Ummantelung für die Zündkabel zu verwenden, um sich vor Mardern zu schützen. Zudem können Ultraschall- oder Elektroschockgeräte helfen. Viele Hersteller würden auch eine Abschottung des Motorraums gegen Marder anbieten. Nicht zu empfehlen seien hingegen jegliche Duftstoffe. Oft genüge etwa eine Fahrt im Regen, um sie wieder zu lösen. Wenn sich bereits Schäden oder Spuren von Mardern finden, sei eine Motorwäsche zu empfehlen. Dadurch könnten die Duftmarkierungen entfernt werden.

Laut Landesjagdverband hat sich der Lebensraum der Tiere verändert. „Der Marder ist fast ein Stadttier geworden“, sagte ein Verbandssprecher. Essensreste, Haustiere, Hühnerställe, Dachböden - das würde Marder als Allesfresser in den städtischen Raum ziehen. Die Statistik des Jagdverbands gibt zwar keine Auskunft über den genauen Bestand. Sie lässt aber vermuten, dass sich die Zahl der Steinmarder in den vergangenen 25 Jahren deutlich erhöht hat: Wurden 1994 noch 1 007 Tiere erlegt, waren es 2018 schon 1 635.

Steinmarder, die die meisten Schäden verursachen, sind derzeit besonders aktiv und aggressiv. „Zur Paarungszeit von Juni bis August markieren sie ihr Revier“, erklärt Therese Thümmler vom Bund für Umwelt- und Naturschutz. Dazu zählten eben auch Autos. „Dort ist es für Marder angenehm warm, sie nutzen sie als Unterschlupf oder zum Spielen.“ Wenn markierte Autos in die Nähe anderer gelangen, kommt es zu Revierkämpfen und Beißattacken. (mz)