Filz-Vorwürfe gegen Lotto-Chefin Filz-Vorwürfe gegen Lotto-Chefin: Linke und AfD wollen Maren Sieb in die Zange nehmen

Magdeburg - Sachsen-Anhalts Lotto-Geschäftsführerin Maren Sieb gerät immer stärker in die Kritik. Dringenden Aufklärungsbedarf sehen zwei Parteien, die ansonsten kaum etwas gemeinsam haben: die Linke und die AfD, stärkste Oppositionskraft im Landtag.
Die rechte Partei droht Sieb mittlerweile sogar mit einem Untersuchungsausschuss. Fragen hat sie unter anderem zu einem edlen Golfclub in Magdeburg. In diesem spielt die Lotto-Chefin persönlich - gleichzeitig tritt die Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt dort als Sponsor auf.
So empfahl der Lotto-Beirat im Februar 2018 die Auszahlung von 39.000 Euro für ein Golf-Jugendtrainingszentrum, der Aufsichtsrat bestätigte das später. Laut Protokoll der Beiratssitzung war die Summe ein „Beschlussvorschlag der Geschäftsführung“, kam also von Maren Sieb und ihrem Co-Geschäftsführer Ralf von Einem.
Skeptischer Beirat
Im Beirat, dem Vertreter aus Politik, Ministerien und Verbänden angehören, gab es allerdings Zweifel an dem Vorhaben. Nach MZ-Informationen fand es nur knapp eine Mehrheit. Die Lotto-Chefin hält die Vergabe von Geld an ihren eigenen Verein für unproblematisch. „Maren Sieb kann privat Mitglied in Vereinen sein, wo immer sie möchte“, sagte eine Sprecherin auf MZ-Anfrage.
Es ist nicht die einzige Spur, die in den Golfclub führt. In diesem Sommer, am 24. August, sollte dort der „1. Lotto-Sachsen-Anhalt-Cup“ ausgespielt werden. Aber: Als die AfD vor kurzem erstmals Siebs Mitgliedschaft thematisierte, verschwand die Ankündigung aus dem Turnierkalender. „Der Sponsor hat die Veranstaltung abgesagt“, heißt es knapp aus dem Club. Nachfragen beantworten die Verantwortlichen nicht.
Lotto begründet das Aus mit einer Terminkollision: Am Folgetag gebe es ein großes Musikfestival, bei dem Lotto mit einem Stand vertreten ist. „Diesen Termin hatten wir übersehen. Beides zugleich schaffen wir personell nicht“, sagte die Lotto-Sprecherin.
Das Turnier werde aber nachgeholt, kündigt sie an - möglicherweise im nächsten Jahr. Es handle sich um ein „Charity-Event“, bei dem man Geld für einen guten Zweck sammeln und Teilnehmer über Lotto-Produkte informieren wolle. Der Club erhalte kein Geld, betont die Sprecherin. Wieviel Geld der „Lotto-Cup“ kosten soll, lässt sie offen.
Den AfD-Abgeordneten Jan Wenzel Schmidt überzeugen die Erklärungen nicht. „Die Verbindungen zu diesem Golfclub sind schon sehr auffällig.“ Die AfD behalte sich vor, im Landtag einen Untersuchungsausschuss zu beantragen. Dabei soll es auch um den Vorwurf gehen, Sieb habe mehrere Personen aus ihrem Umfeld mit Jobs und Aufträgen versorgt.
Wegen möglicher Verquickungen zwischen Lotto und der Werbeagentur von Siebs Lebensgefährten hat die Fraktion bereits am 17. Juni Strafanzeige gestellt. Lotto-Chefin Sieb weist alle Kritik zurück. Die Marke Lotto werde „derzeit bewusst geschädigt“, klagt sie.
Linke hinterfragt Lottogeld
Einen Katalog mit 13 Fragen zur Chefetage von Lotto hat unterdessen auch die Linke eingereicht. Vize-Fraktionschefin Eva von Angern und die Finanzpolitikerin Kristin Heiß wollen von der Landesregierung unter anderem wissen, welche Vereine und Verbände seit Amtsantritt von Sieb 2012 Lottogeld bekommen haben, welche Vorkehrungen es gegen Korruption gibt - und wie die Gehälter der Geschäftsführer zustandekommen.
„Da gibt es Klärungsbedarf“, findet Stefan Gebhardt, Parlamentarischer Geschäftsführer der Linksfraktion.
Gleichzeitig setzt er sich von der AfD ab. Deren Kritik an Lotto sei nichts als ein „Rachefeldzug“. Tatsächlich hat der AfD-Abgeordnete Schmidt besonderes Interesse: Der frühere Inhaber von Lottoläden hatte sich um den lukrativen Job als Lotto-Bezirksleiter beworben - ging aber leer aus. (mz)