Friedhofsgebühren steigen Streit um die Kosten für letzte Ruhestätte in Bad Lauchstädt
Die Goethestadt erhöht die Friedhofsgebühren. Vor allem die Bestattung in Urnenkammern wird deutlich teurer – das sorgt für Kritik.

Bad Lauchstädt/MZ - Zum Schluss wurde es sehr persönlich: „Ich will nicht in so einer Kammer bestattet werden“, erklärte der Finanzausschusschef und Ortsbürgermeister von Milzau am Ende einer überraschend intensiven Debatte in Bad Lauchstädts Stadtrat. Dessen Ausschüsse hatte die neue Friedhofsgebührensatzung noch weitgehend geräuschlos passiert. Im Rat selbst regte sich nun aber Widerstand aus Reihen des Bürgerbündnisses gegen die Erhöhung von Grabpreisen. Letztlich erfolglos. Mit zehn zu fünf Stimmen votierte das Gremium für die neue Satzung, die unter anderem vorsieht, dass ein Doppelwahlgrab für 30 Jahre künftig 1.950 statt 1.750 Euro kosten soll.
Besonders kräftig fiel der Anstieg bei den Urnenkammergräbern aus. Ein einzelnes kostet künftig für 20 Jahre 2.300 statt bisher 1.800 Euro. Für jedes Jahr Verlängerung müssen die Angehörigen nun 115 Euro zahlen. Damit ist diese eigentlich recht platzsparende Bestattungsform die teuerste auf den Friedhöfen der Goethestadt. Genau an diesem Punkt setzte auch die Kritik des Bürgerbündnisses an. Dessen Vertreterin Stefanie Herbarth mahnte die „ethische Verantwortung“ der Stadt an. „Wir haben sozial schwache Leute in der Stadt“, kritisierte sie die Preiserhöhung von 500 Euro. „Wir wollen, dass die Leute, die hierherziehen, hier irgendwann auch beerdigt werden.“ Mit den höheren Gebühren, würde man nicht dafür sorgen, dass die Friedhöfe der Kommune stärker ausgelastet werden. Die Menschen würden sich vielmehr nach Alternativen wie Friedwäldern umgucken.
„Die Entsorgungskosten laufen uns davon.“
Ihr Fraktionschef Alexander Sorge stellte infrage, ob die Kommune über die Preisgestaltung Einfluss auf die Bestattungskultur nehmen darf. Der Linken-Politiker forderte, dass man perspektivisch sogar eher über eine Senkung der Friedhofsgebühren nachdenken sollte.
Bürgermeister Christian Runkel (CDU) verteidigte dagegen die nun beschlossene Erhöhung, die wie etwa die verteuerten Freibadpreise Teil des mit dem Haushalt 2021 beschlossenen Konsolidierungspaketes sind. „Wir kommen nicht umhin, Steigerungen vorzunehmen. Die Entsorgungskosten laufen uns davon.“ Auch die Gehälter im öffentlichen Dienst seien gestiegen. Zudem würden selbst die neuen Gebühren nur 80 Prozent der Kosten tragen.
„Es geht hier nicht um politische Meinung, sondern um Kultur“
Dass die Steigerung bei den Urnenkammergräbern überproportional ausfällt, ist eine politische Entscheidung. Es sollten vor allem jene Bestattungsarten stärker belastet werden, bei denen die Angehörigen wenig zur Pflege des Friedhofs beitragen, dafür, wie etwa bei den Kammern, Entsorgungsaufwand für niedergelegte Blumen entsteht.
Teichmann betonte zudem, ihm gehe es darum die „ursprüngliche Bestattungskultur“ beizubehalten. Gemeint waren damit wohl vor allem Grabbestattungen: „Es geht hier nicht um politische Meinung, sondern um Kultur – darum, wie wir mit unseren Vorfahren umgehen. Ich will keinen italienischen Friedhof.“ Im mediterranen Raum sind Urnenkammern der Standard, Erdgräber dagegen die Ausnahme.