Linde AG in Leuna Linde AG in Leuna: Hier steht das Wasserstoffzentrum für Europa

Leuna - In Leuna soll in den kommenden Monaten das europäische Wasserstoffzentrum entstehen. Um den stark gestiegenen Bedarf an hochreinem Wasserstoff zu decken, entsteht derzeit eine Verflüssigungsanlage auf dem Gelände der Linde AG. Der Spatenstich fand am Mittwoch in Leuna statt. Das Unternehmen kann seine Produktionskapazität verdoppeln und stellt dann 50 Prozent des europaweiten Bedarfs an flüssigem Wasserstoff. Für die neue Verflüssigungsanlage werden 31 Millionen Euro investiert.
Minus 253 Grad ist die magische Grenze, bei der gasförmiger Wasserstoff seinen Aggregatzustand verändert und flüssig wird. Genau das soll die neue Anlage ebenso wie die bereits bestehende leisten, sodass dann täglich zehn Tonnen des flüssigen Stoffes hergestellt werden können. Der flüssige Wasserstoff hat dabei gleich mehrere Vorteile für Linde.
Hauptabnehmer ist die sächsische Elektroindustrie
Bei 253 Grad unter Null sind bereits andere Bestandteile innerhalb des Wasserstoffs gefroren und können mit einer Art Sieb herausgefiltert werden, so dass das Endprodukt besonders rein und damit für die Chipindustrie attraktiv ist. Da die Chips nicht verunreinigt werden dürfen, werden sie in einer Wasserstoffumgebung hergestellt, erklärt Andreas Dietrich, Leiter des Linde-Standortes in Leuna.
Hauptabnehmer ist dabei die sächsische Elektroindustrie, die es für die Halbleiterfertigung benötigt. Der zweite Vorteil ist, dass durch die Verflüssigung zehn Mal mehr Wasserstoff mit einem Lkw transportiert werden kann. Das, so Jens Waldeck, Leiter von Linde Gas in Zentraleuropa, sei der erste Schritt zu einer Emissionsreduktion.
„Er ist der Energieträger der Zukunft“
Allerdings gewinnt Linde Wasserstoff vor allem aus Erdgas. Der nächste Schritt sei laut Waldeck dann die Herstellung des grünen Wasserstoffs. „Er ist der Energieträger der Zukunft“, ist er sich sicher. Dafür hat das Unternehmen ebenfalls am Standort in Leuna und in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer Institut in Halle den Zuschlag für ein Reallabor bekommen, in dem die Herstellung des grünen Wasserstoffs per Elektrolyse getestet werden soll.
„Das Labor ist der Knackpunkt“, fügt auch Dietrich noch einmal hinzu. Denn noch werde um die Umsetzung mit den Gesetz- und Fördermittelgebern gerungen.
Stoff ist ein natürlicher Bestandteil der Welt
Neben dem flüssigen Wasserstoff stellt Linde den deutlich größeren Anteil von den 70.000 Kubikmetern pro Jahr gasförmig seinen Kunden zur Verfügung. Als Energieträger ist es für viele Chemieunternehmen ein wichtiger Ausgangsstoff für deren Produktion. Das Rohrleitungsnetz des Unternehmens ist über 100 Kilometer lang und verbindet Zeitz, Böhlen, Leuna, Bitterfeld und Rodleben.
Als Antriebsmöglichkeit für Fahrzeuge hat sich Wasserstoff noch nicht durchgesetzt, gewinnt aber zunehmend an Bedeutung. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) ist der Überzeugung, dass Wasserstoff wichtig sein wird, um „die Energiewende zu bewältigen“. Schließlich sei der Stoff ein natürlicher Bestandteil der Welt. (mz)