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Die virtuose Violinistin Hilde Jentsch aus Knapendorf: 13-Jähriges Ausnahmetalent an der Geige

Von Sebastian Krziwanie 16.03.2016, 14:22
Gefühl und Können verschmezlen bei Hilde Jetnsch zu einem Gesamtkunstwerk.
Gefühl und Können verschmezlen bei Hilde Jetnsch zu einem Gesamtkunstwerk. Peter Wölk

Knapendorf - Es war ein besonderer Moment, als Hilde Jentsch im Januar den Neujahrsempfang des Carl-von-Basedow-Klinikums in Merseburg verzauberte. Die Violinistin spielte Corelli und Bartok. Das faszinierte Publikum feierte die Gymnasiastin und Anna Ignatenko, die die Stücke am Flügel begleitete, mit stehenden Ovationen. Aufgeregt war die 13-Jährige nicht. „Ich liebe es, wenn den Zuhörern mein Spiel gefällt“, sagte sie damals. Die virtuose Musikerin aus Knapendorf gehört zu den größten Musiktalenten in Deutschland. Jetzt hat sie das Landesfinale „Jugend musiziert“ gewonnen, mit 24 von 25 möglichen Punkten. Niemand in ihrer Altersklasse war in Stendal so gut. Die MZ hat die Ausnahmekönnerin besucht.

Wenn die Wände im Kinderzimmer von Hilde Jentsch reden könnten, sie würden wahrscheinlich von den Musikstücken von Béla Bartók, Bedrich Smetana oder Johann Sebastian Bach erzählen, denn die Stücke ihrer drei Lieblingskomponisten erklingen hier wieder und wieder. Dabei sieht das Zimmer der 13-Jährigen auf den ersten Blick so gar nicht nach klassischer Musik aus. Eher scheint es wie das eines jeden Mädchens in diesem Alter zu sein: ein Schreibtisch für die Hausaufgaben, ein Bett, ein Schrank, ein großer Spiegel und eine Kommode mit diversen Schminkutensilien.

Nichts deutet hier auf ihre besondere Begabung hin. Höchstens das David-Garrett-Poster an der Tür gibt einen Hinweis auf ihre große Leidenschaft – das Geigenspiel.

Ohne Fleiß kein Preis

Im Mai wird sie mit ihrer wertvollen Violine, eine Leihgabe der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, beim Bundesfinale „Jugend musiziert“ in Kassel antreten. Doch eigentlich ist die Teilnahme an dem größten musikalischen Nachwuchswettbewerb in Europa nur ein weiterer Schritt hin zum großen Traum. „Ich will später einmal Musik studieren“, sagt das junge Mädchen voller Überzeugung. Doch ohne Fleiß kein Preis, heißt es ja so schön. In Hildes Fall bedeutet dies üben, üben und nochmals üben. „Zwei Stunden sollten es mindestens jeden Tag sein.“ Und während sich ihre Mitschüler nach der Schule oder an den Wochenenden amüsieren, verbringt sie ihre Zeit damit, Stücke einzustudieren und ihre Technik zu verbessern, unter anderem in der Musikschule im Merseburger Schloss.

Oder sie absolviert Konzerte, ist als Mitglied der Deutschen Streicherphilharmonie in Deutschland unterwegs oder befindet auf dem Weg nach Weimar. An der dortigen Hochschule für Musik studiert sie bei Professorin Anne-Kathrin Lindig in einem Frühstudien-Programm für hochbegabte Musiker - nach der Schule, ein- bis dreimal wöchentlich wohlgemerkt.

Ohne die Unterstützung der gesamten Familie wäre dieses Mammutprogramm nicht zu absolvieren. Und in dem Maße, wie Hilde für ihren Traum auf viele Dinge verzichtet, tragen ihre Eltern durch ihr Engagement dazu bei, dass dieser in naher Zukunft in Erfüllung geht. „Wir unterstützen unsere Tochter, aber wir drängen sie nicht“, sagt ihr Vater Thomas, der um die Geschichten von Eltern weiß, die ihre Kinder unbedingt zum Erfolg pushen wollen. „Eher ist es so, dass wir sie in ihrem Ehrgeiz manchmal bremsen müssen.“ Aber der zweifache Familienvater ist auch dankbar für das Talent seiner Tochter, denn weder er noch seine Frau seien musisch begabt, wie er erzählt.

Und bis Hilde begann, sich im Alter von fünf Jahren für klassische Musik und später dann für das Geigenspiel zu interessieren, hatten die Eltern zu dieser Musikform überhaupt keinen Zugang. Deshalb sagt er auch nicht ohne sichtbaren Stolz: „Hilde hat uns eine vollkommen neue Welt erschlossen. Schon deshalb lohnt sich für uns Aufwand, die eine solche musikalische Hochbegabung mit sich bringt.“ (mz)