Landtag Landtag: Zweiter Stasi-Fall bei Linken
MAGDEBURG/MZ. - Der umweltpolitische Sprecher der Linken im Landtag, André Lüderitz, war sieben Jahre hauptamtlicher Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) der DDR. Eine entsprechende positive Überprüfung der Birthler-Behörde wurde am Donnerstag am Rande der Landtagssitzung bekannt.
Feußner bestätigt einen Fall
Nach MZ-Informationen hatte der Stasi-Sonderausschuss des Landtages nach einem anonymen Brief Lüderitz' Überprüfung eingeleitet. Dem Ausschuss gehören CDU, SPD und FDP an, die Linke lehnt die Mitarbeit ab. Ausschussvorsitzende Eva Feußner (CDU) bestätigte auf MZ-Anfrage, dass es eine Überprüfung gegeben hatte: "Wir hatten einen Verdachtsfall, der von der Birthler-Behörde bestätigt wurde", so Feußner. Auf die Frage, ob es sich um Lüderitz handele, antwortete Feußner nicht. "Wir müssen dem Betroffenen erst Gelegenheit zur Stellungnahme geben, bevor der Name veröffentlicht wird."
Lüderitz hatte 1977 seinen Wehrdienst beim Wachregiment "Feliks Dzierzynski" begonnen. Das Wachregiment unterstand direkt dem MfS, nicht der Nationalen Volksarmee (NVA). Während seines dreijährigen Dienstes verpflichtete sich Lüderitz nach MZ-Informationen zu einer Karriere als Berufssoldat beim MfS-Wachregiement. Er absolvierte anschließend ein Studium an der Offiziershochschule Löbau. 1984 wurde Lüderitz, zu diesem Zeitpunkt Oberleutnant, auf eigenen Wunsch und aufgrund persönlicher Probleme entlassen. Im Handbuch des Landtages finden sich zum beruflichen Werdegangs Lüderitz' die Einträge "1979 bis 1981 OHS Löbau" und "1981 bis 1984 Wachregiment". Einen Schluss auf den Dienst beim MfS lässt dies nicht zu, da es auch andere Wachregimenter gab, die der NVA unterstanden. Lüderitz räumte am Donnerstag seine hauptamtliche Tätigkeit ein, "ich habe daraus aber auch nie ein Geheimnis gemacht". Bereits am Runden Tisch 1990 habe er sich offenbart. Er sei auch mehrfach überprüft worden, eine hauptamtliche oder inoffizielle Tätigkeit für das MfS nach seiner Zeit beim Wachregiment habe es nicht gegeben. Lüderitz räumte ein, dass er als Zugführer "politischen Einfluss in der Schulungsarbeit" auf seine Untergebenen genommen habe.
Die Stasi-Unterlagenbehörde wertete die Tätigkeit beim Wachregiment "Feliks Dzierzynski" als eine, die dem Wehrdienst bei der NVA gleichzusetzen sei. "Natürlich war es eine Struktureinheit des MfS und der Dienst geschah freiwillig, aber es war ein ganz normales militärisches Dienstverhältnis", sagte eine Mitarbeiterin der Magdeburger Außenstelle der Stasi-Unterlagenbehörde.
Zweiter Fall
Lüderitz ist damit der zweite Abgeordnete der Linken, der zu DDR-Zeiten für die Stasi gearbeitet hat. Bereits seit mehreren Jahren ist bekannt, dass die innenpolitische Sprecherin der Fraktion, Gudrun Tiedge, längere Zeit für das MfS als Inoffizielle Mitarbeiterin tätig war. Tiedge lieferte als Abiturientin Berichte aus dem Internat, die Stasi stellte die Arbeit mit ihr aber ein, weil man mit der Zusammenarbeit nicht zufrieden war. Der Fall sorgte Jahre später im Stiftungsrat der Gedenkstättenstiftung für einen Eklat. Um Tiedge aus dem Rat zu drängen, wurde ein eigenes Gesetz geschaffen.