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Notfall-Szenario für Behinderte Notfall-Szenario bei der Evangelischen Stiftung Neinstedt: Was passiert, wenn alle Betreuer wegen Corona ausfallen?

Von Benjamin Richter 20.01.2021, 12:56
Fünf Wohnbereiche der Evangelischen Stiftung Neinstedt stehen zurzeit unter Quarantäne, darunter auch eines der Häuser auf dem Osterberg.
Fünf Wohnbereiche der Evangelischen Stiftung Neinstedt stehen zurzeit unter Quarantäne, darunter auch eines der Häuser auf dem Osterberg. B. Richter

Neinstedt - Er ist nicht zu übersehen, der gelbgrüne Kasten auf der Startseite der Evangelischen Stiftung Neinstedt im Internet. Scrollt man etwas nach unten, füllt er den ganzen Bildschirm aus und listet in orangeroter Schrift die Maßnahmen auf, die der Sozialdienstleister im Kampf gegen die Corona-Pandemie ergriffen hat.

Besuchsregelungen, Informationen zu Kindertagesstätten und Schulen sowie Hinweise für Mitarbeiter, die aus dem Urlaub zurückkehren, sind dort genauso zu finden wie die Namen der Wohnbereiche, für die eine Quarantäne angeordnet ist. Am Dienstag traf das auf vier Häuser in Neinstedt und eine Wohngruppe in Wernigerode zu.

Es kam bereits vor, dass sich elf Bewohner in einer Gruppe sowie drei der vier Betreuer angesteckt hatten

„Wir halten uns strikt an das, was gesetzlich vorgegeben ist“, nimmt Öffentlichkeitsreferent Andreas Damm auf MZ-Anfrage Stellung zum Thema Corona-Prävention in der Stiftung.

Dazu, legt er dar, gehörten auch Schritte, die den Pflegebetrieb in der Einrichtung in Fällen am Laufen halten sollen, in denen Wohnbereiche stark von Corona-Infektionen betroffen und zum Beispiel mehr als die Hälfte der für diese Bereiche eingeteilten Betreuer positiv getestet worden sind.

Es sei schon vorgekommen, berichtet Damm, dass sich in einer Wohngruppe die Mehrheit der elf Bewohner sowie drei ihrer vier Betreuer mit dem Virus angesteckt hätten, doch seitdem seien mehrere Monate vergangen.

„Wenn viele Betreuer infiziert sind, finden Versetzungen statt“

„Wenn so viele Betreuer infiziert sind, finden Versetzungen statt, um den Betrieb aufrechtzuerhalten“, schildert der Referent. Dann würden also Betreuer aus einem anderen Wohnbereich den betroffenen mit übernehmen.

Seit Ausbruch der Pandemie seien bei der Stiftung die Corona-Tests von 155 Bewohnern und 76 Mitarbeitern positiv ausgefallen, beziffert Damm. Er setzt die Zahlen ins Verhältnis: Als zweitgrößter Arbeitgeber im Landkreis beschäftigt die Stiftung demnach rund 1.100 Mitarbeiter.

Mit den Bewohnern mit einer Behinderung und Senioren in Pflegeheimen liege man bei mehr als 2.000 Menschen, die der Stiftung und ihrem Umfeld zuzurechnen seien. „Wir haben hier bei den Infektionen also kein erschreckendes Ausmaß“, urteilt Damm.

Unter den Beschäftigten der Stiftung seien allein im Dezember rund 5.000 Tests durchgeführt worden, 32 Mitarbeiter befänden sich derzeit in Quarantäne. Insgesamt erkenne man jedoch, dass die Tendenz nach unten gehe und allmählich weniger Wohngruppen unter Quarantäne stünden.

Besucher müssen Antigen-Schnelltest machen oder einen PCR-Test mitbringen

Bevor Personen, die einen Angehörigen in einem Wohnbereich der Stiftung besuchen möchten, diesen betreten dürfen, müssen sie einen Antigen-Schnelltest machen oder einen nicht mehr als 48 Stunden alten PCR-Test mitbringen.

So sehen es die Besuchsregelungen der Stiftung vor. Sie hat eine Telefonnummer eingerichtet, über die sich Gäste für einen Test im Evangelischen Fachkrankenhaus für Psychiatrie anmelden können.

Täglich von 9 bis 12 Uhr nehmen dort Mitarbeiter unter 03947/9 91 00 Anrufe entgegen. Im Fachkrankenhaus werden laut Damm auch alle Mitarbeiter der Stiftung, die nicht unmittelbar in der Pflege tätig sind, alle zwei Wochen auf Corona getestet, pädagogische Mitarbeiter zwei Mal pro Woche. Die Pfleger und Betreuer unterzögen sich den Antigentests vor Ort.

Am Mittwoch, kündigt Damm an, gehen auch in der Stiftung die Impfungen gegen Corona los. Die Bewohner gehörten zu einer der besonders gefährdeten Risikogruppen, weshalb die Immunisierung so schnell wie möglich umgesetzt werden solle.

Ein Schreiben mit der Bitte, der Impfung zuzustimmen, sei bereits allen zugegangen. Über den Impfstoff, seine Wirkungsweise und Risiken können sich die Menschen in Obhut der Evangelischen Stiftung ebenfalls informieren - zum Beispiel in dem großen gelbgrünen Kasten auf der Stiftungswebseite. (mz)