Fußball Fußball: Halleluja Badeborn
BADEBORN/MZ. - "Ja wir haben den Pokal - Halleluja" - ausgelassen singend und tanzend waren die Badeborner Fußballer am Samstag nach dem letzten Nachholspiel der Harzliga II gegen Pansfelde zuerst auf dem Rasen und anschließend auf der Fahrt auf dem Festumzug-Anhänger von der 1 050-Jahr-Feier zu sehen. Kein Wunder - der Aufstieg in die Harzoberliga ist der größte Erfolg in der 80-jährigen Geschichte des SV Schwarz-Weiß. Dass dies ausgerechnet im Jubiläumsjahr des Dorfes geschieht, macht Trainer Matthias Nabrotzky stolz. Lachend ließ er sich von seiner Mannschaft mit Bier und Sekt taufen.
"Die Badeborner waren von Anfang an gut", stellte Ines Pöschel, die Staffelleiterin der Harzliga fest, bevor sie mit dem Vorsitzenden des Spielausschusses des Kreisfachverbandes Harz, Lothar Allwardt, und KFV-Präsident Detlef Rutzen den Pokal übergab. Nur zwei Niederlagen, gegen Reinstedt und Cattenstedt, standen zu Buche. Zehn Punkte beträgt der Vorsprung auf die SG Bad Suderode / Gernrode II. Vielleicht wäre die Saison noch etwas spannender geworden, wenn der SG nicht am Grünen Tisch sechs Punkte aberkannt worden wären, darunter auch die vom 2:1-Sieg gegen Badeborn.
Personalsorgen zum Saisonauftakt
"Sie sind verdient Meister geworden", urteilte Claudia Hecke, die fast jedes Spiel verfolgt hat. "Ihre Stärke ist, dass einer für den anderen läuft". Seit fünf Jahren spielt das Team fast unverändert zusammen. Doch am Anfang der Saison hatte Nabrotzky Sorgen, ohne Neuzugänge samstags eine Mannschaft zusammen zu kriegen. Nabrotzky spielte schon mit dem Gedanken, mit Quedlinburg oder Ballenstedt eine Spielgemeinschaft zu bilden. Dies klappte nicht. Doch die Badeborner spielten diszipliniert, nutzten ihre Chancen erfolgreich und "sind in diesem Jahr richtig eine Mannschaft geworden. Entscheidend war, dass wir alle zusammengehalten haben." Der erfolgreichste Torschütze der Schwarz-Weißen fällt mit seinen 1,62 Metern Größe auf den Mannschaftsfotos nicht gerade auf. Andreas Jaeger (22) spielte bis vor drei Jahren in Ballenstedt und sorgte nun für 20 der 72 Tore.
Senioren vernageln das Tor
Die Schwarz-Weißen ließen nur 18 Gegentore zu. Sicher auch ein Verdienst von Torwart Jürgen Schmidt, den alle nur Jumbo nennen. Im August wird er 47 Jahre alt und eigentlich könnte sein Sohn Marco (22), längst den Job übernehmen. Aber der hütet bislang den Kasten beim neuen Liga-Konkurrenten FSV Askania Ballenstedt. Schmidts wichtigster Helfer vor dem Tor war Mannschaftskapitän und Vereinschef Thomas Hulsch, mit 42 auch nicht mehr der Jüngste. "Thomas hat hinten alles zusammen gehalten. Nur heute hat er mich geärgert, der wollte immer nach vorn laufen." Hulsch hätte auch gern mal ein Tor geschossen, "aber sobald ich die Mittellinie berühre, brüllt der", grummelt der Kapitän über seinen Torwart.
Hulsch ist glücklich über den Meister-Titel - "Ich spiele seit 35 Jahren hier, aber das haut mich schon um." Er freut sich auf die neue Saison und weiß, "die Jungs sind heiß." Besonders auf die vielen Altkreis-Derbys in der Harzoberliga, gegen Mannschaften wie Askania Ballenstedt, Grün-Weiß Rieder, Concordia Harzgerode und vor allem gegen den QSV.
Verstärkung aus der Landesliga
Ein oder zwei Spieler werden die Mannschaft verlassen, doch Nabrotzky hofft auf drei bis vier Neuzugänge. Namen wollte er noch nicht verraten. Mit Steffen Höbbel stand ein echter Badeborner Junge jedoch nicht nur als einfacher Zuschauer am Spielfeldrand. Der 22-jährige war 2003 zur B-Jugend von Germania Halberstadt gegangen und hatte zuletzt im Landesliga-Team der Kreisstädter gekickt. Arbeitsbedingt konnte er nicht mehr so oft zum Training bei den Germanen kommen. Deshalb wolle er nun die Elf seines Heimatortes verstärken, berichtete Höbbel.
Vielleicht kommen in der neuen Saison auch mehr Zuschauer. Beim letzten Heimspiel standen leider nicht so viele Fans wie erhofft am Spielfeldrand. Günter Henne und Horst Haedecke, die sich auch kein Auswärtsspiel entgehen lassen, durften jedoch nicht fehlen. Haedecke (74) hat bis 1970 selbst hier gespielt. Nun kümmert er sich sein 25 Jahren um die Pflege und den Luftdruck der Bälle. Ein Rezept, wie wieder mehr Dorfbewohner an den Sportplatz gelockt werden könnten, hat auch er nicht.
Badeborn hat "keinen Kindergarten, keinen Konsum und keine Schule" mehr, bedauert Nabrotzky. Die fußballinteressierten Kinder werden in Ballenstedt ausgebildet. Das sei wichtig, betont der Trainer. Ob die Kinder eines Tages für Badeborn spielen werden, ist ungewiss. "Wir müssen sehen, dass es überhaupt weiter geht. Wir haben eine schöne Anlage, die wir erhalten wollen, ein gutes Umfeld und Sponsoren. Vielleicht spielen wir jetzt auch noch besseren Fußball."