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Fliesen Schreiber in Rieder Fliesen Schreiber in Rieder: Ein Ausbildungsplatz für Maximilian

Von Fabian Wölfling 05.07.2017, 12:34
Geschäftsführer Peter Nitzschke (r.) hat Maximilian Schnabel nicht nur eine Ausbildungsstelle gegeben, sondern auch eine Chance.
Geschäftsführer Peter Nitzschke (r.) hat Maximilian Schnabel nicht nur eine Ausbildungsstelle gegeben, sondern auch eine Chance. Chris Wohlfeld

Rieder - Es liest sich wie eine Geschichte des Scheiterns. Zuerst ein „durchwachsener Hauptschulabschluss“, wie Maximilian Schnabel selbst freimütig zugibt, dann eine abgebrochene Ausbildung zum Koch und anschließend ein Jahr „nix“.

Würde die Geschichte des 19-Jährigen hier enden, es wäre tatsächlich eine Geschichte des Scheiterns. Eine der vielen Geschichten eines Bildungsverlierers, der mit durchwachsenem Schulabschluss und ohne Berufsausbildung keine Chance auf dem Arbeitsmarkt hat.

„Die Entwicklung ist positiv“, sagt Geschäftsführer Peter Nitschke

Im Fall von Maximilian Schnabel geht die Geschichte aber weiter. Nach seinem Jahr „nix“ hat der Quedlinburger in der Firma „Fliesen Schreiber“ in Rieder eine neue Ausbildung zum Anlagenmechaniker mit Schwerpunkt Sanitär angefangen. Das erste von drei Ausbildungsjahren hat er bereits geschafft. Und: „Die Entwicklung ist positiv“, sagt Geschäftsführer Peter Nitschke.

Möglich wurde diese positive Wendung durch das Programm „Assistierte Ausbildung“ (AsA) der Agentur für Arbeit. Das Förderinstrument richtet sich an Jugendliche, die vor und während einer Ausbildung besondere Unterstützung benötigen. „Gerade vermeintlich schwächere Jugendliche brauchen eine Chance, ihr Können unter Beweis zu stellen“, sagt Heike Schittko, Leiterin der Arbeitsagentur Halberstadt.

Bildungsträger unterstützt Ausbildung von Jugendlichen

„Hier setzt unser Programm an.“ Jugendliche würden vor und während der Ausbildung von einem Bildungsträger unterstützt. „Die Kosten trägt die Arbeitsagentur“, so Schittko. Im Jahr 2016 seien 38 Jugendliche durch das Programm unterstützt worden.

Einer davon ist Maximilian Schnabel: „Mir wurde das Programm empfohlen, als ich nach einem neuen Ausbildungsplatz gesucht habe“, sagt er. Dabei habe er zunächst einen Eignungstest absolviert, um herauszufinden, in welche berufliche Richtung er gehen könnte. Anlagenmechaniker war eine der passenden Optionen. „Dann wurden mit mir Bewerbungsgespräche geübt“, sagt Schnabel.

Trotz dieser besonderen Vorbereitung verlief der Start in Rieder nicht reibungslos. „Ich habe ein zweiwöchiges Praktikum absolviert, das lief nicht so rund“, sagt Schnabel. Auch das Vorstellungsgespräch war „durchwachsen.“ Eine Einschätzung, die Geschäftsführer Nitschke teilt: „Ich hatte das Gefühl, dass die Betreuerin vom Programm das wollte und nicht Max selbst“, sagt er. „Ich wollte aber, dass er erkennt, dass das eine Lebensentscheidung ist und er es wirklich will.“

Vier Monate Probezeit

Nitschke gab Schnabel dennoch eine Chance. „Einerseits wollen wir den sanitären Bereich in unserem Unternehmen nach vorn bringen und brauchen dafür junge Mitarbeiter“, sagt Nitschke. „Andererseits waren wir früher auch nicht gleich fertig.“ So sei er selbst auch nicht der beste Schüler gewesen. „Daher wollte ich ihm die vier Monate Probezeit geben, um sich zu beweisen.“

Schnabel bewies sich. Nicht nur dem Chef, sondern auch Mitarbeitern im Unternehmen. „Die haben erst nur den Aufwand gesehen“, sagt Nitschke. Inzwischen holten sie sich ihn manchmal gezielt ran. „Ich erkenne bei Max eine wirklich selbst gewollte Entwicklung“, sagt Nitschke.

Gefördert wird die weiterhin durch die AsA. „Über die Zusammenarbeit mit dem Bildungsträger kann ich nur Gutes berichten. Die passen auf und fördern, wo sie können“, so Nitschke. Konkret erhält Schnabel jeden Montag Förderunterricht in der VHS Quedlinburg. Nitschke stellt ihn dafür frei. „Der Stoff der Berufsschule wird wiederholt“, sagt Schnabel.

Zwei Jahre Ausbildung liegen zwar noch vor Schnabel und „er kann auch noch eine Schippe drauf legen“, sagt Nitschke. Entscheidend für die Zukunft ihm Unternehmen sei dann vor allem die Schlussprüfung. Der Start war aber positiv. „Ich kann nur jedem empfehlen, es zu versuchen“, sagt Nitschke daher über die AsA.

Kontaktnummer der Agentur für Arbeit Halberstadt für interessierte Unternehmen: 0800 45 55 52 0(mz)