Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Ein Bobbauer macht fette Beute
RAGUHN/MZ. - Wie viele Skatturniere er bisher bereits gewonnen hat, kann der 28-Jährige gar nicht genau sagen. "Ich spiele seit über zehn Jahren", überlegt der Bobbauer Christian Hille und rechnet ganz grob: "100 bestimmt".
Das Jubiläumsturnier des 1. Wolfener Skatclubs in der Vereinsgaststätte der Raguhner Kleingartenanlage "Seegarten" am vergangenen Sonnabend aber wird er vermutlich nie vergessen.
Die Offiziere in seiner Hand bliesen zum Sturm und ließen die seiner Kontrahenten lediglich wie Lakaien wirken. Der Traum eines jeden Skatspielers wurde für Hille wahr. Er spielte eine Liste von 48 Spielen und kam allein in dieser Runde auf unglaubliche 2 211 Punkte. "Jeder, der sich beim Skat auskennt, weiß, dass das unheimlich viel ist", meinte Turnierleiter Dieter Giessler.
Als der letzte Stich eingestrichen war und zum letzten Mal an diesem Tag Augen gezählt wurden, stand es fest: Christian Hille aus Bobbau erzielte insgesamt 3 341 Punkte und verwies den Jeßnitzer Hans-Joachim Bauer (2 668) dicht gefolgt von Karl-Heinz Theuerring (2 636) aus Tiefensee deutlich auf die Plätze. Der klare Abstand entstand natürlich aufgrund der traumhaften Serie, die Hille in der zweiten Spielrunde hinlegen konnte. Kein geringerer als Gründungsmitglied und Kassierer Wolfgang Opitz konnte das sensationelle Turnier Hilles aus erster Reihe beobachten, saß er doch per Losentscheid den gesamten Tag an seiner Seite.
Angesprochen auf Erfolgsaussichten stapelte der 73-jährige Opitz vor der ersten Hand tief. "Ich rechne mir nie irgendwelche Chancen aus", so Opitz. Womit er zumindest für dieses Turnier Recht behalten sollte. Hatte er etwa schon so eine Vermutung? Der spätere Gewinner brachte es ehrlich und bescheiden auf den Punkt. "So eine Liste habe ich noch nie gespielt", sagte Hille, "die hätte jeder spielen können."
Es sei reine Glückssache gewesen, mit Können hatte das zumindest in diesem Fall Nichts zu tun. "2 000 Punkte zu knacken, das ist richtig riesig. Das war ganz fette Beute", freute er sich. Hille konnte einen der drei goldenen von der Bitterfelder Lokalredaktion der MZ gesponserten Pokale mit nach Hause nehmen, wo er künftig neben anderen präsentiert wird. "Eigentlich bin ich ja eher ein Tischtennisspieler", so der Gewinner.
Doch auch das Skatspiel gehört zu seinen Interessen und so habe er sich 2005 entschieden, dem Wolfener Verein nicht nur beizutreten, sondern sich auch aktiv zu engagieren. Der Jungunternehmer, er leitet eine Hauptvertretung der einer Versicherungsgruppe, fühle sich schon recht verbunden mit dem nunmehr 15 Jahre alten Verein.
Intensiv beteiligt er sich so zum Beispiel an der Vorbereitung entsprechender Turniere und hilft aus, wo er kann. Das Preisgeld inklusive der eingenommen Startgebühren wurde übrigens komplett ausgezahlt. "Wir hatten insgesamt acht Gewinner", so Vereinschef Rainer Langhoff.
Auch er ist Gründungsmitglied des Vereins, dessen Mitglieder sich jeden Mittwoch ab 18.30 Uhr in der Sportgaststätte in Bobbau am Wasserturm treffen. Seit der Gründung beteiligen sich die Spieler regelmäßig an den Landesmeisterschaften und an den Qualifikationsturnieren zur Deutschen Einzelmeisterschaft.
Die Erringung des Vizemeister- und des Landesmeistertitels sowohl im Einzel- als auch im Mannschaftswettbewerb Ende der 90er Jahre gehört eindeutig zu den Highlights des Vereinslebens der Skatfreunde.
Damit verbunden waren jeweils Qualifikationen zur Teilnahme an den Endrunden der Deutschen Meisterschaften. Dort blieb den Wolfenern Fortuna bisher leider noch nie treu. Eine Liste wie die von Christian Hille am Sonnabend in Raguhn hätte da wohl zum Erfolg geführt.