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Jazzfestival mit internationalen Stars der Szene in Halle Männer sind auch dabei

Das Festival „Women in Jazz“ findet vom 25. April bis zum 16. Mai in Halle und Merseburg statt. Dabei gibt es in diesem Jahr einen Einschnitt.

Von Anja Falgowski Aktualisiert: 10.04.2025, 10:28
Für „Women in Jazz“ in Polen, davor aber in Halle: das Kasia Pietrzko Trio
Für „Women in Jazz“ in Polen, davor aber in Halle: das Kasia Pietrzko Trio (Foto: Bartosz Maciejewsk)

Halle/MZ - Der hallesche Konzertveranstalter Ulf Herden hat es wieder geschafft: Erneut wird in Halle das Festival „Women in Jazz“ stattfinden, erneut mit regionalen und internationalen Stars der Szene, 285 insgesamt. Es ist ein Jubiläum, das 20. Dabei war die Organisation in diesem Jahr schwieriger, darf angenommen werden, hat doch der Bund seinen Zuschuss von immerhin 38.000 Euro gestrichen. Ulf Herden versucht nun, das fehlende Geld über Spenden wieder einzuwerben. Zudem gibt es eine Reihe weiterer Sponsoren, zuvorderst die Stadt Halle. Deren Kulturbeigeordnete Judith Marquardt nannte das Festival einen „Höhepunkt im Kulturkalender Stadt“, als am Mittwoch das Programm vorgestellt wurde; Halle unterstützt das Festival mit 24.000 Euro. Mit dabei war auch Cornelia Piper, Schirmherrin des Ganzen und als Generalkonsulin in Danzig darum bemüht, Sachsen-Anhalt auch in dem Nachbarstaat bekannt zu machen.

Erstmals Konzert in Polen

Gelingen könnte ihr das mit dem „Women in Jazz“-Konzert einer deutsch-polnischen Jazztruppe am 13. Juni in Zoppot, größte Kurstadt Polens, gelegen an der Ostsee. Dann wird Kasia Pietrzko mit dabei sein. Die Pianistin ist die erste Frau, die es in das renommierte Label „Polish Jazz“ geschafft hat. Sie tritt mit ihrem Trio am 26. April in der Georgenkirche in Halle auf.

Apropos Frau. Oder vielmehr Mann. Obwohl es immer noch ein reiner Männerverein ist – Jazzerinnen sind in Halle respektive Sachsen-Anhalt noch nicht so reichlich vorhanden –, ist das Jazzkollektiv Halle mit dabei. Es hat die Pianistin Rieko Okuda aus Japan eingeladen. Gemeinsam werden sie am 25. April ebenfalls in der Georgenkirche auftreten.

Und es gibt noch mehr Männer: beim Saale-Jazz, bei den Konzerten der Landesjugend-Bigband und der Uni-Bigband, bei den Jazzchören aus Halle und aus Freiburg in Baden-Württemberg. Letzterer, sagt Ulf Herden in seiner Vorstellung, sei wohl einer der besten Jazzchöre Europas. Die Bigbands haben sich auch Gäste eingeladen, die Leipziger Posaunistin Antonia Hausmann die einen, die spanische Sängerin und Trompeterin Andrea Motis die anderen.

Holen in den kommenden Wochen den Jazz nach Halle:  Cornelia Pieper,  Antonia Hausmann,  Ulf Herden und Judith Marquardt (von links)
Holen in den kommenden Wochen den Jazz nach Halle: Cornelia Pieper, Antonia Hausmann, Ulf Herden und Judith Marquardt (von links)
(Foto: Katja Pausch)

Die Top-Acts aber sind ganz den Frauen vorbehalten. Rebekka Bakken aus Norwegen dürfte dabei ganz weit vorn liegen – ihr Konzert am 8. Mai sei das am besten verkaufte bisher, so der Veranstalter. Karten dafür gibt es aber noch.

Wer keine mehr ergattert, muss sich jedoch nicht grämen; eine ganze Reihe weiterer Spitzenmusikerinnen sind auch noch da. Ida Nielsen zum Beispiel, laut Ulf Herden zu den zehn besten Bassisten der Welt zählend. Sie hat den Sänger Prince bis zu seinem Tod an ihrem Instrument begleitet und mit ihm seine letzten Platten aufgenommen. Titel davon wird sie bei ihrem Konzert spielen, Funk steht dann also im Vordergrund.

Und dann wären da noch die Mirna Bogdanovic Group, deren Sängerin vom Balkan stammt und die für ihr Album „Awake“ mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet wurde.

Die amerikanische Sängerin Sheila Jordan, die als Angehörige aus den Stämmen der Cherokee und Sanaka bitterarm aufwuchs und sich den Jazz Zeit ihres Lebens unermüdlich erarbeitet hat, wird im Ständehaus in Merseburg auftreten. China Moses, ebenfalls eine aus den USA stammende Sängerin, ist in Halle zu Gast. Und Julia Hülsmann mit ihrem Quartett ist in hiesigen Breiten schon lange keine Unbekannte mehr.

Mit der Pianistin Hiromi aus Japan findet das finale Konzert in Halle statt.
Mit der Pianistin Hiromi aus Japan findet das finale Konzert in Halle statt.
(Foto: Mitsuru Nishimura)

Mit großem Interesse habe er, sagt Ulf Herden, den Werdegang von Charlotte Greve verfolgt. Die Altsaxophonistin und Komponistin hatte 2007 den Sonderpreis bei „Jugend jazzt“ erhalten, mit kaum 18 Jahren. Sie ging dann nach New York, wo sie eine Band gründete, ebenso wie in Deutschland.

Eine weitere Sängerin tritt mit Youn Sun Nah aus Korea an. Das finale Konzert wird am 16. Mai, außerhalb des Kernfestivals wegen terminlicher Schwierigkeiten, die japanische Pianistin Hiromi, ein „Weltstar des Jazz“, bestreiten.

Viele kleinere Events

Neben den „großen“ Konzerten gibt es viele, viele nur ein wenig kleinere Veranstaltungen an insgesamt elf Orten, darunter zwei in Merseburg. Die südafrikanische Sängerin Thabilé wird in der Pauluskirche in Halle einen Workshop anbieten, dessen Teilnehmer am nächsten Tag bei einem Jazz-Gottesdienst auftreten können. Das erfolgreiche Ballett- und Musikspektakel „Arthouse“ der halleschen Oper wird im Rahmen des Festivals noch einmal zu sehen sein, vermutlich auch das letzte Mal, allerdings in der Händel-Halle. In Kooperation mit den Händelfestspielen tritt zudem die Pianistin Johanna Summer auf, dann allerdings erst im Juni.

Das Ballettspektakel "Arthouse" wird in der Händelhalle aufgeführt. Vermutlich ein letztes Mal.
Das Ballettspektakel "Arthouse" wird in der Händelhalle aufgeführt. Vermutlich ein letztes Mal.
(Foto: Oper Halle)

Erstmals findet ein Frühschoppen mit Blues und Boogie Woogie statt. Und auch für Kinder ist wieder etwas dabei: „Jazz for Kids“ in Merseburg. Mit dem Butzemann, der, so verspricht Ulf Herden, dieses Mal nicht so ruppig auftreten werde wie im letzten Jahr

„Women in Jazz“ findet vom 25. April bis 26. Mai statt.