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Anhaltische Philharmonie Dessau „Das Weltgericht“ in Leipzig und Dessau

Die Anhaltische Philharmonie spielt den fast vergessenen Friedrich Schneider .

Von Roland H. Dippel 07.10.2024, 14:27
Die Anhaltische Philharmonie Dessau widmete sich dem wenig gespielten Friedrich Schneider.
Die Anhaltische Philharmonie Dessau widmete sich dem wenig gespielten Friedrich Schneider. (Foto: Claudia Heysel)

Leipzig/Dessau/MZ - Friedrich Schneider (1786–1853) ist in Anhalt und Leipzig nicht ganz vergessen. Die Büste des in der Lausitz geborenen Organisten und Dirigenten steht im Stadtpark von Dessau. Das Medaillon mit dem Bildnis Schneiders wurde von seinem Grabmal auf dem Dessauer historischen Friedhof 2017 gestohlen.

Kaum präsent

Im musikalischen Repertoire ist der Schöpfer von sieben Opern, 23 Sinfonien, 25 Kirchenkantaten und vor allem 16 Oratorien heute kaum präsent. Deshalb gerät die Aufführung seines zweiten und heute bekanntesten Oratoriums „Das Weltgericht“ auf den Text des Leipziger Rechtsanwalts Johann August Apel zu einer kleinen Sensation. Das 100-Minuten-Opus über Satans vergebliche Anstrengung um die Menschenseelen gelangte am 5. Oktober in der Leipziger Thomaskirche zur Aufführung. In gleicher Besetzung erklingt es am 20. Oktober im Dessauer Theater am Friedensplatz.

Der Erfolg von „Das Weltgericht“ nach der Uraufführung 1820 im Leipziger Gewandhaus hatte 1822 entscheidend zur Berufung Schneiders ins Amt des Hofkapellmeisters von Anhalt-Dessau beigetragen. Das Oratorium war für Schneider wie für Carl Loewe ein Schwerpunkt seines Schaffens.

Prachtvolle Chöre

Es ist auffallend, dass bei den international gerühmten Leipziger Oratorien-Entdeckungen wie Adolph Bernhard Marx' „Mose“, Gustav Schrecks „Christus der Auferstandene“ und Schneiders „Weltgericht“ nie das Gewandhausorchester spielt. Diesmal gastierte die Anhaltische Philharmonie. Mit dem Leipziger OratorienChor, dem Kammerchor Chemnitz und dem Max-Klinger-Chor Leipzig kommen beträchtliche Stimmkräfte zum Einsatz. Unter den Solisten hat der Bassbariton Vincent Wilke als Satan die dankbarsten Aufgaben – wie ein echter romantischer Opernschurke. Die prachtvollen Chöre, die Sopranistin Sarah Kollé, die Mezzosopranistin Elisabeth Wrede und der Tenor Fridolin Wissemann bewältigen unter der umsichtigen Leitung des jungen Dirigenten Thomas Stadler souverän die Vielzahl der Rollen und Perspektiven von Erzengeln, Gläubigen und Sühnenden.