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Katharina Saalfrank Katharina Saalfrank: Super Nanny erzieht nicht mehr

Von Antonie Städter 09.03.2013, 12:22
Katharina Saalfrank: Du bist ok, so wie du bist. Das Ende der Erziehung, Kiepenheuer & Witsch, 288 Seiten, 18,99 Euro
Katharina Saalfrank: Du bist ok, so wie du bist. Das Ende der Erziehung, Kiepenheuer & Witsch, 288 Seiten, 18,99 Euro MZ Lizenz

Halle/MZ - Sie war Deutschlands bekannteste TV-Erzieherin. Eine, die schreiende Kinder gern mal für eine Auszeit in die „stille Ecke“ verbannte. Und sich damit den Ruf als „Gouvernante der Nation“ eintrug, wie sie der „Spiegel“ einmal nannte. Katharina Saalfrank. Die „Super Nanny“, die in der RTL-Doku-Soap verzweifelte Eltern in Erziehung trainierte. Sie war streng, stellte Regeln auf, verhängte Strafen. Millionen Zuschauer diskutierten, ob das nun echte Hilfe oder reines Spektakel war. Und jetzt verkündet dieselbe Frau das „Ende der Erziehung“. Schreibt in ihrem gleichnamigen Buch Sätze wie diesen: „Jede Art von Erziehung dient nur als Schutzschild der Erwachsenen, um sich vor der Beziehung zu Kindern zu schützen.“

Genau darum geht es der 41-Jährigen bei ihrer pädagogischen Kehrtwende: um eine erfüllende Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern. Eine, von der beide Seiten profitieren. Eine, die von Liebe und Zuwendung geprägt ist - und nicht von Hierarchien oder Machtgehabe. Eine, in der sich Eltern ehrlich für die Anliegen ihrer Kinder interessieren und „stille Ecken“ nichts zu suchen haben. „Kinder erleben durch Bestrafung Demütigung und Ablehnung“, sagt die Diplompädagogin und Mutter von vier Söhnen, die ihren TV-Job 2011 nach sieben Jahren aufgab - auch wegen inhaltlicher Differenzen mit dem Sender, wie es hieß.

Wer ihr Buch liest, dem können die Kinder von heute, wie sie sie beschreibt, leidtun: überbehütet, stets betreut und gefordert. Kinder, die in diese perfektionistische Welt passen sollen. „Sie sind in die Mühlen unserer Ansprüche (...) geraten und stehen deshalb vor allem mit ihren Defiziten und ihren Schwächen im Vordergrund.“ Kein Wunder, dass immer mehr „Problemkinder“ diagnostiziert werden oder von „kleinen Tyrannen“ die Rede ist, bei denen nur die Rückkehr zu strenger Disziplin helfe.

Bloß nicht, sagt Saalfrank. Und meint damit nicht, dass Kinder antiautoritär aufwachsen sollen. Die vielbeschworenen Grenzen seien für ihre Entwicklung wichtig. Doch Kinder müssten als gleichwertig behandelt werden. Was das bedeutet, untermalt sie immer wieder mit Beispielen aus ihrer Beratungspraxis - ein echtes Plus. Man mag von der früheren Super Nanny halten, was man will: Katharina Saalfrank hat ein kluges Buch geschrieben. Eines, das beweist, dass es ihr um die Kinder geht - und nicht allein um die Quote.