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DDR-Kriminalfall DDR-Kriminalfall: Staatsanwalt ermittelt wieder im «Kreuzworträtsel-Fall»

Von Katrin Löwe 07.02.2013, 20:25
Das Haus in der Gerhard-Marcks-Straße in Halle-Neustadt, wo der siebenjährige Lars mit seiner Familie in den 1980er Jahren gelebt hat, befindet sich gegenüber der Feuerwache. Zu DDR-Zeiten lautete die Adresse «Block 483, Haus 6». (FOTO: SILVIO KISON)
Das Haus in der Gerhard-Marcks-Straße in Halle-Neustadt, wo der siebenjährige Lars mit seiner Familie in den 1980er Jahren gelebt hat, befindet sich gegenüber der Feuerwache. Zu DDR-Zeiten lautete die Adresse «Block 483, Haus 6». (FOTO: SILVIO KISON) NGEN

Halle (Saale)/MZ. - Der spektakulärste Kriminalfall der DDR-Geschichte wird erneut aufgerollt - der Kreuzworträtselmord von 1981 in Halle-Neustadt. Mehr als 30 Jahre nach dem Verbrechen hat die Staatsanwaltschaft Halle von Amts wegen ein Mordermittlungsverfahren gegen die damalige Freundin des Täters eingeleitet, wie Sprecher Klaus Wiechmann sagt. Ausgelöst wurde es durch Zeitungsinterviews und ein gerade erschienenes Buch, in dem die 49-Jährige das damalige Geschehen verarbeitet - verpackt in eine fiktive Rahmenhandlung.

Im Januar 1981 war in Halle-Neustadt der siebenjährige Lars ermordet, dessen Leiche in einem Koffer verpackt aus einem Zug geworfen worden. Ein ausgefülltes Kreuzworträtsel führte die Polizei Monate später zum 18-jährigen Täter.

Unter dem Titel "Der Kreuzworträtselmord: Die wahre Geschichte" ist im Sutton-Verlag jetzt das Buch von Kerstin Apel erschienen. Es enthülle, wirbt der Verlag, was nie bekannt geworden sei: dass sie den Mord entdeckt habe. In einem Zeitungsinterview wird Apel damit zitiert, dass sie ihren Freund bei der Tat in der Wohnung ihrer Mutter überrascht, davon bisher aber niemand gewusst habe. Dass er sie am Fliehen gehindert und psychisch unter Druck gesetzt habe.

"Frau Apel ist damals mehrfach ausführlich befragt worden", so Wiechmann. Was sie einst ausgesagt habe und was jetzt bekannt werde, stimme nicht überein. Wenn Apel, wie nun im Buch beschrieben, in der Wohnung war, als der Junge noch lebte, und auch bei der Beseitigung der Leiche dabei war, müsse geklärt werden, ob sie der Beihilfe oder Mittäterschaft schuldig sei. Unterlassene Hilfeleistung, Strafvereitelung oder Falschaussagen seien verjährt, "Mord verjährt nicht."

Unklar ist laut Staatsanwaltschaft, was authentisch und was künstlerische Freiheit im Buch ist. Ob der längst wieder auf freiem Fuß lebende Täter dazu befragt wird, ließ Wiechmann offen. "Es ist auch nicht abzusehen, ob das Verfahren je in einen Prozess endet."

In Halle hat das Buch, vor allem aber eine angekündigte Lesung Empörung ausgelöst. Es sei unfassbar, dass eine Mitwisserin die Gelegenheit bekomme, moralische Grundsätze würden verletzt, sagen Neustädter. "Wir haben lange diskutiert, ob wir das Buch herausbringen", sagt indes Sutton-Chef Sebastian Thiem. Mit Apel sei darüber geredet worden, was eine Veröffentlichung bedeuten könne. "Das ist Sache des Autors. Wir haben den Eindruck, sie weiß, was sie tut." Apel sei Opfer. Von ihrer Situation als Teenager könne sich niemand eine Vorstellung machen. Über weitere Lesungen werde noch entschieden. Apel erklärte am Donnerstag, ihr sei nicht bekannt, "dass Ermittlungen gegen mich laufen".

Kreuzworträtselmord: In einem Koffer hat Matthias S. 1981 die Leiche des Siebenjährigen aus einem Zug geworfen - eingewickelt in alte Zeitungen. Das Foto stammt aus einem Fernsehbericht über den Mordfall.
Kreuzworträtselmord: In einem Koffer hat Matthias S. 1981 die Leiche des Siebenjährigen aus einem Zug geworfen - eingewickelt in alte Zeitungen. Das Foto stammt aus einem Fernsehbericht über den Mordfall.
ARCHIVFOTO: WDR Lizenz