Überall Unterrichtsausfall Überall Unterrichtsausfall: Burgenlandkreis sucht dringend 30 Lehrer

Teuchern/Zeitz - Die Teucherner Grundschule hat ein Lehrerproblem. In diesem Jahr werden dort 215 Jungen und Mädchen von nur neun Lehrern beschult. Und nicht nur das. Ein weiterer Ausfall zeichnet sich ab, informierte kürzlich der Teucherner Bürgermeister Marcel Schneider (parteilos). Ein Ersatz sei vor Dezember wahrscheinlich nicht in Sicht.
Dabei könnten schon jetzt nur die Haupt-, aber nicht die Nebenfächer, wie beispielsweise Englisch unterrichtet werden, sagt Schneider. Das kritisiert auch Uwe Gröbe, Mitglied des Ortschaftsrats in Trebnitz. Als Elternteil eines der vom Unterrichtsausfall betroffenen Kinder könne er dies weder akzeptieren noch nachvollziehen. Er fragt sich, „wie lange dieser Zustand Bestand haben soll“.
Insgesamt 66 staatliche Schulen im Burgenlandkreis
Als Kommunalpolitiker können jedoch weder Gröbe noch Schneider etwas gegen die derzeitige Situation an den Schulen unternehmen. Die Kommune sei lediglich für das Schulgebäude und dessen Ausstattung verantwortlich, so Schneider. Alles Weitere regele das Landesschulamt. Der traurige Fakt sei aber, dass sich der Fachkräftemangel langsam überall bemerkbar mache.
So sind auch viele weitere der insgesamt 66 staatlichen Schulen des Landkreises vom Lehrermangel betroffen. Beispielsweise sagte Holger Schmidt, Schulleiter der Zeitzer Sekundarschule „Am Schwanenteich“, zum diesjährigen Schulbeginn Mitte August gegenüber der MZ, dass an seiner Schule drei Lehrer fehlten. Was die derzeitige Situation anbelangt, halten sich die Schulleitungen ansonsten jedoch bedeckt. Sie haben die Anweisung, bei solchen Fragen an das Landesschulamt zu verweisen.
„Unterrichtsversorgung ist im Burgenlandkreis leider noch nicht für alle Schulen zufriedenstellend“
„Der aktuelle Stand der Unterrichtsversorgung ist im Burgenlandkreis leider noch nicht für alle Schulen zufriedenstellend“, teilt Jürgen Krampe, Referatsleiter für Unterrichtsversorgung und Schulentwicklungsplanung des Landesschulamts, mit. Die Gymnasien und Berufsbildenden Schulen seien zu 100 Prozent versorgt. „Besondere Sorgen bereiten uns aktuell die Sekundar- und Förderschulen“, so Krampe.
Im vorigen Schuljahr seien bereits 69 Neueinstellung erfolgt; 30 Stellen gebe es derzeit an den Schulen des Landkreises zu besetzen. Dies führe dazu, dass „unsere Lehrkräfte auch sehr viele Vertretungsstunden“ leisten, sagt Krampe. Abhilfe soll eine großangelegte Bewerbungskampagne des Landes Sachsen-Anhalt schaffen. Derzeit werden „300 Gespräche mit Bewerberinnen und Bewerbern zur landesweiten Besetzung offener Stellen in allen Schulformen geführt“, so Krampe.
„Wir greifen in wachsendem Maße auf Seiteneinsteiger zurück“
„Wir greifen dazu aktuell und auch zukünftig in wachsendem Maße auf Seiteneinsteiger zurück und freuen uns auch über Bewerbungen von Menschen aus anderen Berufen, die gern mit Kindern arbeiten möchten.“
Während im Falle der Teucherner Grundschule wenigstens die Besetzung der Hauptfächer gewährleistet bleiben soll, sei es generell „kaum noch möglich eine Rangliste des Fächerbedarfes zu erstellen, weil der grundsätzliche Bedarf für alle Fächer schon so groß ist“, wie Krampe sagt.
Ein Gefälle zwischen städtischen und ländlichen Regionen sei indes nicht festzustellen. Beispielsweise sind „die Zahlen zur aktuellen Unterrichtsversorgung des Burgenlandkreise und der Stadt Halle etwa im gleichen Bereich“, informiert Krampe.
Gründe für die mangelhafte Lehrerbesetzung
Die Gründe für die mangelhafte Lehrerbesetzung sieht Teucherns Bürgermeister in fehlerhaften Demografieprognosen. So gab es Studien, die besagten, dass Frauen bis zum 30. Lebensjahr kein Kind bekommen wollen und dann auch mit dem einen Nachwuchs zufrieden sind.
Jetzt habe es sich aber dahingehend verändert, dass es die 20- bis 25-Jährigen seien, die Mütter werden. Außerdem würden sich heute Frauen auch noch mit 40 Jahren zu diesem Schritt entscheiden. Diese veränderten Lebensformen, die zu vermehrten Geburten und steigenden Schülerzahlen führten, seien damals so nicht absehbar gewesen, sagt Schneider. (mz)