Sportfest in Granschütz: Sportfest in Granschütz: Rollhockey-Turnier mit Allstedtern und Ballenstedtern

Granschütz/MZ - Etwas aus der Puste ist Bernd Gohr dann aber doch. Gerade stehen sich im Rollhockey-Turnier die Seniorenmannschaften aus Ballenstedt und Allstedt gegenüber. Gohr, Spieler der Ballenstedter, ist gerade ausgewechselt worden und schnauft erstmal tief durch, gibt dann aber sofort wieder Anweisungen an seine Teamkameraden vom Seitenrand aus. „Als Trainer sehe ich mich aber nicht. Jeder von uns ist erwachsen und spielt seit fast 30 Jahren Rollhockey. Da weiß jeder was er zu tun hat“, erklärt der 59-Jährige, der in seiner Jugendzeit „Die Fackel“ genannt wurde, „weil er den härtesten Schuss von allen besaß“, erzählt Helge Reis, der als Fan die Ballenstedter Mannschaft zu Turnieren begleitet und ein guter Kumpel des Ballenstedter Torwarts ist.

Doch selber spielen, das überlässt der 43-Jährige lieber den anderen: „Ich habe es selber mal versucht, aber das hat nicht wirklich geklappt. Ich glaube, für diesen Sport muss man geboren sein.“ Am Rollhockey gefällt ihm vor allem das schnelle Spiel. „Früher war Rollhockey bei uns populärer als Fußball“, erinnert er sich an die 1990er-Jahre, als Ballenstedt noch in der zweiten Liga aktiv war und im Durchschnitt knapp 400 Leute die Partien besuchten.

Doch diese Zeiten, als es auch noch mehrere Männer- und Jugendmannschaften in Ballenstedt gab, sind längst vorbei. Mittlerweile fahren die Senioren nur hin und wieder zu ein paar Turnieren, wie an diesem Wochenende nach Granschütz, anlässig des örtlichen Sportfestes des SV Granschütz. Denn auch die Granschützer können auf eine echte Rollhockeytradition verweisen. „Zu DDR-Zeiten waren wir 17 mal Meister und nahmen auch an internationalen Turnieren teil“, erzählt Sektionsleiter Dietmar Mank. Doch nach der Wende folgte der Gang in die Bedeutungslosigkeit. „Es fehlt einfach an Nachwuchs“, bringt es der 74-Jährige auf den Punkt. Deshalb seien solche Turniere eine gute Möglichkeit, „die Tradition des Rollhockeys in Granschütz zu wahren“, meint Mank, der selber aktiver Spieler war und nun die kleine Rollhockey-Abteilung beim SV Granschütz leitet.

Der Wettkampf bietet aber noch eine ganz andere Plattform, wie Thomas Schlennstedt, Spieler aus Allstedt, findet: „Wir alle kennen uns seit über 30 Jahren und haben früher Meisterschaftsspiele bestritten. Dieses Turnier ist deswegen eine gute Möglichkeit, alte Freunde zu treffen.“ Die Allstedter sind im Gegensatz zu Ballenstedt und Granschütz immer noch im Ligabetrieb aktiv und spielen in der zweiten Liga. „Wir werden deshalb auch ein paar Spieler für unsere erste Mannschaft testen“, kündigt der 54-Jährige an und pustet erstmal kräftig durch, denn auch er kommt gerade frisch vom Spielfeld. „Das Gute an dem Sport ist, dann man beliebig auswechseln kann. Da klappt das schon mit der Kondition“, sagt der Allstedter grinsend.

Bernd Gohr hingegen stellt die technischen Herausforderungen sowie den mannschaftlich geschlossenen Zusammenhalt beim Rollhockey heraus. „Als Spieler muss man zunächst mit den Rollschuhen fahren können und gleichzeitig den Umgang mit dem Stock beherrschen können“, erklärt er. Dazu käme das schnelle Umschaltspiel, was auch viel Können verlangt. „Rollhockey lernt man nicht in ein paar Wochen. Das ist ein langer Weg, der über drei bis vier Jahre dauert“, meint Dietmar Mank. An diesem Durchhaltevermögen fehle es seiner Meinung nach den Jugendlichen. „Da spielen sie lieber Fußball“, sagt der Granschützer.

Bernd Gohr sitzt derweil noch immer auf der Auswechselbank und gibt Kommandos an die Teamkollegen: „Die Fackel ist aber dennoch ruhiger geworden“, sagt er mit einem Lachen.