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Kirche in Predel Kirche in Predel: Unter morschen Holzdielen Schatz entdeckt

Von Yvette Meinhardt 28.09.2020, 12:30
Die Zimmerleute Maik Naundorf und Marco Drechsler bessern Teile der Holzbänke in der Kirche Predel aus.
Die Zimmerleute Maik Naundorf und Marco Drechsler bessern Teile der Holzbänke in der Kirche Predel aus. Yvette Meinhardt

Predel - Der schiefe Turm ist das Wahrzeichen der Kirche Predel. Weit sichtbar ragt er empor, so dass ihn viele Autofahrer auf der Bundesstraße sehen. Warum ist der Turm so schief? „Diese Frage habe ich schon oft gehört“, sagt Ellen Heinichen und lacht. Eine wissenschaftliche Antwort kann sie nicht geben, wohl eine schöne Sage.

„Es heißt, vor vielen vielen Jahren heiratete einmal ein junges Paar in unserer Kirche. Die Braut war so schön, dass sich der Turm vor ihrer Schönheit verneigt hat“, erzählt Heinichen, die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates des Kirchspiels Reuden in der Elsteraue.

„Wir haben die alten Bänke und den Holzfußboden herausgenommen"

So klein und unscheinbar das Gotteshaus von außen ist, beherbergt es doch im Inneren so manchen Schatz. Jetzt ist ein neues Teil hinzugekommen. Die Männer der Zimmerei Drescher in Theißen haben das Chorgestühl saniert. „Wir haben die alten Bänke und den Holzfußboden herausgenommen. Darunter haben wir einen alten Grabstein entdeckt“, sagt Marko Drechsler. Daraufhin hat die Kirchgemeinde den Steinmetz Schellenberger aus Groitzsch informiert.

„Mit einem Kran und vier Leuten hat der Steinmetz das Epitaph vorsichtig herausgehoben, geborgen und grob gereinigt“, erzählt Ellen Heinichen weiter. Denn der historische Stein wiegt stolze 800 Kilogramm und vier Männer schafften es nicht, ihn zu tragen. Inzwischen konnten Teile der Inschrift und die Jahreszahl 1694 entziffert werden. „Bei diesem Stein handelt es sich um ein Grabmal für den Sohn des Patronatsherren, der damals im Alter von 17 Jahren und drei Wochen gestorben ist“, so verrät Heinichen. Sie hat das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie über den Fund informiert und wartet auf den Besuch der Fachleute vor Ort.

„Die Mitglieder unserer Kirchgemeinde sind zum großen Teil ältere Leute"

Die Zimmerleute Marko Drechsler und Maik Naundorf haben inzwischen ihre Arbeit fortgesetzt. Knapp 20 Quadratmeter neuer Holzfußboden wurden eingebaut. Die alten Kirchenbänke wurden im vorderen Teil komplett herausgenommen, die Sitzflächen der Bänke verbreitert und manche defekte Holzteile restauriert.

„Die Mitglieder unserer Kirchgemeinde sind zum großen Teil ältere Leute. Sie hatten Probleme sich in die engen schmalen Bänke zu drängen“, sagt Ellen Heinichen. So wurde eine Reihe herausgenommen und damit mehr Platz und größere Abstände zwischen den Reihen geschaffen.

Arbeiten sind fast abgeschlossen

Die Arbeiten sind fast abgeschlossen und das ist gut so. Denn am 3. Oktober, 16 Uhr, gibt es ein Konzert. Thorsten Pirkl wird die wunderbare alte Orgel von 1699 erklingen lassen. Diese befindet sich direkt über dem Altar. Pirkl ist selbst begeisterter Hobbymusiker. Im Alter von 15 Jahren, nach einem Jahr Klavierunterricht, entdeckte er die Orgel als Instrument für sich. Diesem Hobby blieb ist er bis heute treu. Er lernte Orgelspiel und Chorleitung am Bischöflichen Kirchenmusikinstitut in Fulda und ist mal als Sänger, mal als Chorleiter oder als Organist unterwegs.

Ein weiteres Konzert folgt bereits am 16. Oktober, 19 Uhr in Predel. Dann gastiert das Männerquartett „Felix“. Der Eintritt ist frei. Mit diesen Veranstaltungen versucht die Kirchgemeinde klangvolles Leben in das alte Gemäuer zu bringen. Denn der viereckige Turm geht bis in die Zeit der Romanik zurück. In der Moderne kann man hier übrigens einen Punkt für das Geocaching finden. (mz)

Die Kirche in Predel ist ein Kleinod mit einem Altarschrein aus dem 15. Jahrhundert und darüber einer wertvollen Barockorgel von 1700.
Die Kirche in Predel ist ein Kleinod mit einem Altarschrein aus dem 15. Jahrhundert und darüber einer wertvollen Barockorgel von 1700.
Yvette Meinhardt
Die Glocke im Kirchturm stammt von 1535.
Die Glocke im Kirchturm stammt von 1535.
Yvette Meinhardt
Der schiefe Turm stammt aus der Romanik und ist ein Wahrzeichen der Kirche in Predel.
Der schiefe Turm stammt aus der Romanik und ist ein Wahrzeichen der Kirche in Predel.
Yvette Meinhardt
Dieser alte Grabstein wurde unter dem Holzfußboden entdeckt. Er trägt die Jahreszahl 1694.
Dieser alte Grabstein wurde unter dem Holzfußboden entdeckt. Er trägt die Jahreszahl 1694.
Yvette Meinhardt