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Wunder am Herzzentrum Baby kommt mit spiegelverkehrten Organen auf die Welt: Leipziger Ärzte retten Leonard das Leben

Die Ärzte am Leipziger Herzzentrum haben einem Säugling das Leben gerettet. Der kleine Leonard kam mit einem Herzfehler und spiegelverkehrten Organen zur Welt und wurde nur fünf Tage nach der Geburt operiert.

Von DUR/jf 21.02.2025, 13:09
Baby Leonard mit Papa Stefan, Mama Franziska und Kinderherzchirurg Dr. med. Marcel Vollroth vom Herzzentrum Leipzig
Baby Leonard mit Papa Stefan, Mama Franziska und Kinderherzchirurg Dr. med. Marcel Vollroth vom Herzzentrum Leipzig Foto: Helios Kliniken GmbH

Leipzig. Es ist wohl der Albtraum aller Eltern: Das eigene Kind kommt mit einer lebensgefährlichen Krankheit auf die Welt und muss nur fünf Tage nach seiner Geburt operiert werden.

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Genau das ist Franziska und Stefan R. passiert. Wie das Herzzentrum Leipzig berichtet, konnte das Leben des kleinen Leonard jedoch durch eine hochkomplexe Operation gerettet werden. Den Jungen erwarte jetzt dank moderner Medizin und interdisziplinärer Zusammenarbeit eine normale Zukunft.

Schwerer Herzfehler und spiegelverkehrte Organe

Noch bevor Leonard geboren wurde, diagnostizierten die Ärzte bei ihm einen schweren Herzfehler, heißt es in der Mitteilung. Bei einer Ultraschalluntersuchung stellten sie fest, dass der Junge ohne einen sofortigen Eingriff nicht überlebensfähig wäre. Für die Eltern Franziska und Stefan war das ein Schock. "Doch wir mussten es verarbeiten und funktionierten einfach weiter – auch für unsere anderen beiden Kinder“, erinnert sich die Mutter.

Am 13. November 2024 kam Leonard dann mit einer außergewöhnlichen Kombination an Krankheiten auf die Welt. Er litt am sogenannten "Situs inversus totalis": Seine inneren Organe waren spiegelverkehrt angeordnet.

Tritt der Defekt alleine auf, stellt er oft kein Problem dar, da die Organe wie gewohnt ihre Funktionen erfüllen. 

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Doch bei Leonard waren auch die Haupt- und Lungenschlagader vertauscht, heißt es weiter. Dadurch war sein Leben unmittelbar nach der Geburt in Gefahr und eine chirurgische Korrektur wurde notwendig.

"Die Kombination dieser beiden seltenen Erkrankungen macht die anatomische Situation einzigartig und erschwerte die medizinische Beurteilung und Behandlung erheblich", erklärt Marcel Vollroth, Leitender Oberarzt der Kinderherzchirurgie am Herzzentrum Leipzig. Ohne rechtzeitige Korrektur sei die Lebenserwartung auf wenige Monate bis maximal einige Jahre begrenzt gewesen.

Fünf Tage nach der Geburt: OP am offenen Herzen

Bereits an Leonards erstem Lebenstag mussten die Ärzte durch einen Kathetereingriff seinen Blutfluss stabilisieren. Der Junge war noch nicht mal eine Woche alt, da führten die Ärzte die komplexe und lebensrettende Operation an ihm durch. Am offenen Herzen wurden die vertauschten Arterien durchtrennt und in die korrekte Position gebracht.

Angesichts der spiegelverkehrten Anatomie des Jungen sei das eine Herausforderung gewesen. Die Durchblutung konnte jedoch erfolgreich wiederhergestellt werden. Leonards Herz arbeitet jetzt wie das von einem gesunden Kind.

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Erst vier Tage nach der Operation wurde Leonards Brustkorb verschlossen, um Herz und Lunge ausreichend Zeit zur Erholung zu geben. Nach insgesamt 19 Tagen im Krankenhaus konnte er Anfang Dezember nach Hause entlassen werden. Heute entwickelt sich der Junge wie ein gesundes Baby.

Für die Eltern war besonders die Zeit unmittelbar nach der Geburt eine Herausforderung. "Nur wenige Stunden nach der Entbindung wurde Leonard ins Herzzentrum verlegt. Es war schwer, von ihm getrennt zu sein", erinnert sich Mama Franziska. "Uns hat geholfen, immer optimistisch zu bleiben und gut informiert zu sein", sagt Papa Stefan.

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Bei etwa fünf Prozent der Kinder mit angeborenen Herzfehlern sind die Arterien vertauscht. Besonders außergewöhnlich wird der Fall jedoch durch die Kombination mit einem Situs inversus, der bei etwa einer von 20.000 Geburten vorkommt.