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Grundschulen  Grundschulen : Beim Toben fällt's schwer

Von Jana Kainz und Harald Boltze 06.05.2020, 08:47
Nur wenige Salztorschüler trugen am Dienstag Mundschutz. In der 4a von Heike Börner waren es zwei von zehn Kindern der geteilten Lerngruppe.
Nur wenige Salztorschüler trugen am Dienstag Mundschutz. In der 4a von Heike Börner waren es zwei von zehn Kindern der geteilten Lerngruppe. Nicky Hellfritzsch

Naumburg - Dass etwas anders ist als sonst, merken die Naumburger Salztorschüler bereits morgens beim Betreten des Schulgebäudes. Dort werden die Mädchen und Jungen seit Montag von Schulleiterin Karola Wiesner einzeln und persönlich begrüßt - mit guten Hinweisen und Abstand natürlich. Enttäuschte Viertklässler, für die nun so etwas wie Alltag zurückkehrt, sah die Schulleiterin aber nicht. „Im Gegenteil: Es herrschte eine richtige Lust auf Schule“, so Wiesner.

Sie ist erstaunt, mit welcher Disziplin sich die Mädchen und Jungen an Abstands- und Hygienevorschriften halten. Zehn von ihnen sitzen zurzeit als Lerngruppe in einem Raum. Fast alle ohne Maske. Die Salztorschule stellt dies frei. Räumlich und personell bekomme man die Situation gut in den Griff. Wiesner: „Da haben wir es als große Einrichtung leichter als kleinere Schulen.“ Sie ist nun gespannt, ob sich auch die Erstklässler, die am heutigen Mittwoch für vorerst zwei Tage zurückkehren, mit den neuen Regeln so leichttun.

Dass kleinere Kinder beim Toben schnell Abstandsmaßnahmen aus den Gedanken verlieren, hat sich Pfarrer Michael Bartsch im Vorfeld von Experten erklären lassen. „In der Klasse und beim Essen mag das noch gehen, aber auf dem Hof sind die Vorschriften dann wie weggefegt“, so Bartsch, der der evangelischen Grundschule St. Martin in Naumburg vorsteht. Deswegen wurde den Schülern und Eltern der Einrichtung vergangene Woche mitgeteilt, dass nach Wiedereröffnung alle Kinder einen Mund-Nasen-Schutz benötigen. Im Unterricht sei dieser an den Einzelarbeitsplätzen freiwillig, im näheren Kontakt mit anderen aber verpflichtend zu tragen. In den ersten Tagen wurde das jedoch von den einzelnen Lehrern noch recht unterschiedlich streng interpretiert. „Na klar, hat uns das kritische Nachfragen der Eltern eingebracht. Aber wenn wir die Situation und die Gesundheit aller ernstnehmen wollen, müssen wir so handeln“, so Bartsch.

Dass die Abstandsregelungen im Unterricht gut, in der Pause aber „nahezu utopisch“ umsetzbar sind, beobachtet auch Sara Neunübel, Schulleiterin der Bad Kösener Bergschule. „Und da haben wir schon Glück, dass wir zurzeit in die Borlachschule ausgelagert sind, wo wir mehrere Schulhöfe zur Verfügung haben.“ Knapp 20 Viertklässler und 30 Kinder in der Notbetreuung waren gestern vor Ort. Masken nutzen die wenigsten. Viele der Lehrerinnen tragen jedoch von sich aus den Mundschutz.

Jeden zweiten Tag kommt derzeit in der Sekundarschule Bad Bibra eine neue Klassenstufe zum Präsenzunterricht hinzu. Allerdings wird vorläufig jeder der 360 Schüler, die von 56 Ortschaften mit Bussen gebracht werden, einmal pro Woche in der Schule unterrichtet - ohne Masken. Die müssen die Bad Bibraer Schüler allerdings in den Fluren aufsetzen. Dort ist es kaum möglich, den Mindestabstand einzuhalten. „Auf den Fluren ist es beengt durch den Typenbau, weitestgehend werden die Flure jetzt in nur eine Richtung genutzt - soweit möglich“, erklärt Schulleiterin Wilma Apitz. Um der Pflicht nachzukommen, müssen die Schüler eigene Masken mitbringen, denn anders als von Bildungsminister Marco Tullner angekündigt, stellte das Land keine zur Verfügung. Lediglich der Burgenlandkreis überreichte der Schule einige Exemplare. Diese dienen jetzt im Notfall als Ersatz.

Nach jeder Hofpause müssen die Schüler sofort Hände waschen. An Seife und Handtüchern mangelt es nicht - wohl aber an warmem Wasser. „Laut Schulvorschriften muss es kein warmes Wasser geben. Schon vor Corona waren wir daran interessiert, warmes Wasser zu bekommen“, so die Schulleiterin. Aber da sei nichts zu machen gewesen, gab es lediglich für den Kunstunterricht, um die Utensilien abzuwaschen, einen Boiler.

Um alle Abstands- und Hygienemaßnahmen einzuhalten, müssen die Lehrer die Schüler oft ermahnen und viel reden. Sie sind ja nicht täglich in der Schule, wodurch all dies zur Routine werden könnte. Schwierig sei auch die Bussituation. Weil es da noch beengter zugeht, müssen die Schüler Mundschutz tragen. Fragt sich, wie sie das im Sommer bei großer Hitze in den Bussen aushalten werden.

Getrennte Ein- und Ausgänge sowie Treppenseiten für das Hoch- und Runtergehen sind zurzeit in vielen Schulen der Region coronabedingter Standard.
Getrennte Ein- und Ausgänge sowie Treppenseiten für das Hoch- und Runtergehen sind zurzeit in vielen Schulen der Region coronabedingter Standard.
Nicky Hellfritzsch