Zeitz Zeitz: Hellwach zu jeder Zeit
Zeitz/MZ. - Knapp elf Stunden befindet sich der leitende Oberarzt und Chirurg Markus Preußler an jenem Sonntagabend bereits im Dienst, als er Charlotte Cnorn im Flur der Notfallambulanz des Zeitzer Agricolaklinikums gute Besserung wünscht. Rettungssanitäter hatten die Frau kurz nach 22 Uhr an das Zeitzer Klinikum übergeben, wo sie nun von der Notaufnahme auf die Intensivstation verlegt wird.
Schwester Katrin Wondratschke empfängt zeitgleich den nächsten Patienten, der über Durchfall klagt. Während sie die Daten zur Anmeldung aufnimmt, unterstützt ihre Kollegin Petra Rüll im Behandlungsraum nebenan den Internisten Dirk Landmann.
"Internistische und chirurgische Fälle kommen in der Notaufnahme am häufigsten vor", so Preußler. Dabei sind alle Fachgebiete jederzeit bereit, nötige Operationen durchzuführen - selbstverständlich auch in der Nacht. An diesem Sonntag wurden bereits zwei der 60 Notfall-Patienten operiert. Dabei wurden eine Entzündung im Bauchraum und ein komplizierter Sprunggelenksbruch behandelt.
"Egal wie spät es ist. Sobald der Notfall-Pieper Alarm gibt, ist man hellwach und konzentriert", versichert der Chirurg, der seit 2003 im Georgius-Agricola-Klinikum tätig ist. Über seine Bereitschaftsdienste möchte er nicht klagen. Auch wenn sie ihm "schon an die Nieren gehen, wenn richtig viel los ist". Aber das Gefühl, den Menschen helfen zu können, entschädige.
Lediglich die Patienten, die keine Notfälle sind und dennoch die Notaufnahme nutzen, verärgern ihn manchmal. Mit den mehr als 16 000 Patienten, die jährlich in der Zeitzer Notaufnahme behandelt werden, sind Team und Räumlichkeiten zu Stoßzeiten ausgelastet. "Wir sind ein relativ kleines Krankenhaus und müssen ständig einsatzbereit sein, besonders wenn schwere Notfälle zu uns kommen", appelliert er an Patienten, die ebenso gut bei ihrem Hausarzt behandelt werden könnten. Die Alarmierung der zwei bis drei Rettungswagen, die für den Zeitzer Bereich des Deutschen Roten Kreuzes fahren, sollte daher gut überlegt sein. Besonders bei Schlaganfällen oder Herzinfarkten zähle jede Minute. Ein besetzter Krankenwagen kann Leben kosten.
Dies scheint auch der nächsten Patientin bewusst zu sein. Sie erreicht die Notaufnahme ohne Krankenwagen. Wegen starker Schmerzen in der Halswirbelsäule bittet Oberarzt Preußler sie rasch ins Behandlungszimmer. Die Schmerzen sind auf einen Autounfall zurückzuführen, so dass der Oberarzt sie wieder nach Hause schicken kann. "Eine Muskelverzerrung dieser Art ist oft sehr schmerzhaft, muss jedoch ausgestanden werden. Wir können nur mit der Gabe von Schmerzmitteln helfen", erklärt er. Eine weitere Diagnostik wurde dem Hausarzt empfohlen.
Inzwischen wurde die Tür vom Behandlungsraum nebenan wieder geöffnet. Internist Dirk Landmann schickt Schwester Katrin mit seinem Patienten auf die Intensivstation und Petra Rüll eilt mit Röhrchen in der Hand Richtung Labor. "Wir konnten eine Lungenentzündung feststellen, verabreichen zunächst Sauerstoff und Antibiotika", erklärt Landmann. Bis die Laborwerte in den nächsten Minuten einer Stunde eintreffen, kümmert er sich weiter um internistische Fälle.
Als er dafür die Notfallambulanz verlässt, kommt ihm die medizinisch-technische Radiologieassistentin Julia Weidhaas entgegen. Sie schiebt ein mobiles Röntgengerät, das in Notfällen direkt in der Ambulanz angewandt werden kann. Mithilfe der Röntgenuntersuchung kann auch der nächste Fall - ein Patient mit plötzlicher Schwellung und Bewegungseinschränkung der Hand - geklärt werden. Es handelt sich um eine Handgelenksarthrose, die vom Hausarzt weiterbehandelt werden soll. Auch der Durchfall-Patient, der aufgrund seines weniger akuten Leidens zunächst warten musste, kann nach einer Ultraschall-Untersuchung wieder entlassen werden.
Kurz nach Mitternacht kehr etwas Ruhe in der Notfallaufnahme ein. Die zwei Schwestern im Nachtdienst Petra Rüll und Katrin Wondratschke nutzen sie, um Medikamente aufzufüllen, Geräte zu kontrollieren, Betten wieder frisch zu machen. Tagsüber würden Reinigungskräfte dabei helfen. Auch der Patiententransport im Haus sowie die Dokumentation der Anmeldungen, die sie in dieser Nacht selbst zu bewältigen haben, werden ihnen wochentags abgenommen.
Dennoch möchte Petra Rüll den Nachtdienst nicht missen. Allein dass das Telefon seltener klingelt, verschaffe eine Ruhe, in der sie gern arbeite. So kann sie sich, nachdem sie die Patienten umsorgt hat, mitunter auch um das leibliche Wohl ihrer Kollegen kümmern. Zum Sonntagabend serviert sie selbst gemachten Salat, bevor sich der Oberarzt gegen ein Uhr ins Bereitschaftszimmer zurückzieht.