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Wittenberg Wittenberg: Theaterjugendclub ausgezeichnet

Von corinna nitz 01.11.2012, 18:53
Markus Schuliers vom Theaterjugendclub Chamäleon bei der Preisverleihung im Alten Rathaus in Wittenberg. (FOTO: BAUMBACH)
Markus Schuliers vom Theaterjugendclub Chamäleon bei der Preisverleihung im Alten Rathaus in Wittenberg. (FOTO: BAUMBACH) Alexander Baumbach

wittenberg/MZ. - Wittenbergs Oberbürgermeister Eckhard Naumann (SPD) bringt es auf den Punkt: Die Inszenierung "Wer sich umdreht oder lacht" des Theaterjugendclubs (TJC) Chamäleon Wittenberg mache deutlich, "wie die Ideologie versucht hat, junge Menschen zu brechen". Und: "Diese Botschaft ist nicht orts- und zeitgebunden."

Am Donnerstag wurde die Inszenierung, die ein hartes Stück ist über repressive Heimerziehung in der DDR und dort insbesondere im geschlossenen Jugendwerkhof Torgau (Naumann: Ich musste die Luft anhalten), ausgezeichnet. Vom Bündnis für Demokratie und Toleranz gegen Extremismus und Gewalt gab es eine Urkunde; der Preis, der im Rahmen des Wettbewerbs "Aktiv für Demokratie und Toleranz" verliehen wurde, ist mit 4 000 Euro dotiert. Mit dem Geld werde die weitere Arbeit finanziert, erklärte vor der Veranstaltung im Alten Rathaus TJC-Chef Markus Schuliers.

Als Autorin für die Inszenierung hatte er die Theaterdirektorin Ulrike Schanko gewinnen können. Das Geld werde u. a. für weitere Vorstellungen von "Wer sich umdreht oder lacht" eingesetzt. Eine Aufführung hatte die Darsteller gar nach Schwerin geführt, wo man auf Einladung des dortigen Landtages gespielt habe. Dass sie nach wie vor Kontakt zu ehemaligen Insassen des Torgauer Jugendwerkhofes halten, betonte Schuliers später im großen Sitzungssaal und versicherte: "Wir bleiben am Thema dran." Das bekräftigte auch Tobias Grunemann, der in der Produktion mitspielte: Man sei bestrebt, das Stück weiter aufzuführen, "damit die Betroffenen eine Stimme bekommen".

Insgesamt neun Initiativen wurden an diesem Donnerstagnachmittag für ihr zivilgesellschaftliches Engagement geehrt. Dass sie dabei weitgehend unter sich blieben, ist bedauerlich. Oder um es mit Naumann zu sagen: "Eigentlich müsste man sich fragen, warum der Platz hier ausreicht." Immerhin einige Stadträte hatten den Weg in den Saal gefunden.

Was nun die vielbeschworene Toleranz betrifft, die bekanntlich auch das gerade eröffnete Themenjahr der Lutherdekade in seinem Titel führt, so fand Naumann, dass sie keine "Einbahnstraße" sei. Wer tolerant ist, bekomme auch etwas zurück, es sei ein Gewinn für beide Seiten. Das Werben dafür und für demokratische Werte sei aber auch politische Bildung, Aufklärungsarbeit dito. Um nichts anderes bemüht sich das bundesweite Bündnis für Demokratie und Toleranz. Es gehe darum, Angebote zu bündeln und bestehende Initiativen zu vernetzen, erklärte dessen Geschäftsstellenleiter Gregor Rosenthal zur Preisverleihung.