Passionskonzert in der Stadtkirche Passionskonzert in der Stadtkirche: Frohe Botschaft zu Ostern

Wittenberg - Die jüngste Erkältungswelle hat auch vor der Wittenberger Kantorei nicht halt gemacht. Ein Drittel war krank, so Heike Mross-Lamberti, die selbst ebenfalls nicht verschont blieb. Es ist Donnerstagabend, im Katharinensaal der evangelischen Stadtkirchengemeinde wartet die Kantorin auf ihre Chorsängerinnen und -sänger. Einer erscheint mit Mundschutz, den trage er zu Hause („wegen der Kinder“), doch legt er ihn jetzt nicht an.
Geprobt wird - zunächst in kleiner Besetzung - für das Passionskonzert „Seht das Lamm“ am 24. März in der Stadtkirche. Mross-Lamberti ist zuversichtlich, dass sie dann - notfalls „mit ein paar Aushilfen“ - vollzählig auf der Orgelempore stehen, im Idealfall also 60 Frauen und Männer.
Mit dabei werden Damaris Garth und Martin Wustmann sein. Der Mediziner Wustmann singt schon seit 1977 in der Wittenberger Kantorei, Garth erst seit einem Jahr. Erfahrung hat die Sozialpädagogin gleichwohl, denn bis ihr Ehemann eine Pfarrstelle in der Wittenberger Stadtkirchengemeinde übernahm, lebte die Familie in Berlin - auch dort war Garth u. a. Mitglied einer Kantorei. „Singen“, sagt sie, „singen ist ein Bedürfnis.“
Einige geistliche Lieder künden von Christus als „Lamm Gottes“ und stehen im Programm des Passionskonzertes am 24. Mai um 18 Uhr in der Stadtkirche Wittenberg. Erklingen werden Vertonungen von Johann Sebastian Bach (Kyrie aus der Messe F-Dur mit „Christe, du Lamm Gottes“), Gottfried August Homilius (Passionskantate „Ein Lämmlein geht“) und Felix Mendelssohn Bartholdy (Kantate „Christe, du Lamm Gottes“). Die Vokalwerke werden durch Orgelmusik von Johann Sebastian Bach und Felix Mendelssohn Bartholdy ergänzt. Unter der Leitung von Stadtkirchenkantorin Heike Mross-Lamberti sind die Wittenberger Kantorei und das Orchester St. Marien zu erleben, die Sauer-Orgel spielt Ulrich Lamberti.
Der Eintritt zum Konzert beträgt 20, zwölf oder acht Euro (ermäßigt fünf).
Weil es Freude macht und „gut tut“. Wäre es anders, hätten die Kantoreimitglieder, zumal dann, wenn sie womöglich jüngeren Nachwuchs haben und noch im Berufsleben stehen, wohl ein Problem. Zur reinen Freude am (gemeinsamen) Singen kommt noch etwas anderes, Wustmann betont: „Wir haben auch eine Botschaft.“ Tief wurzelt die Musica sacra in der biblischen Botschaft, sie kann Menschen berühren, auch wenn das gesprochene Wort sie vielleicht nicht erreicht.
Und sie kann tröstlich sein, so empfinden es (nicht nur) Garth und Wustmann auch beim Programm dieses Passionskonzertes: Mross-Lamberti hat wie berichtet mehrere Vertonungen des Liedes „Lamm Gottes“ zusammengestellt. An der Grausamkeit des Passionsgeschehens ändert sich nichts, aber die Musik soll Trost spenden und zeigen, „dass es durch Ostern die Perspektive Hoffnung gibt“, heißt es zum Programm.
Nun sind die für das Passionskonzert ausgewählten Vokalwerke (siehe „Orgel ergänzt...“) alle noch nicht in Wittenberg erklungen. Überhaupt: Ist es ein schwieriges Programm? Garth und Wustmann finden das nicht, die Rede ist aber von einer Herausforderung, wobei man sich gern herausfordern lasse.
Auch Lampenfieber kennen sie nicht, das sei das „Vorrecht der Solisten“ (Wustmann). Und natürlich erlangt man bei einer so langjährigen Chorarbeit mit mehreren Konzerten pro Jahr Souveränität und Sicherheit.
Unterdessen füllt sich am Abend dieses 15. März der Katharinensaal dann natürlich doch noch mehr. Mross-Lamberti lädt zu Lockerungsübungen auch der Stimmen und gibt vom Flügel aus die Richtung vor: dort lange Vokale, hier bitte noch mehr Crescendo... und auch zum „Schwelgen“ in Achtelstellen wird ermuntert. Angesetzt ist die Probe bis 21.30 Uhr.
Was später leicht über die Empore kommen wird, muss diszipliniert erarbeitet werden, auch wenn es sich um einen so versierten Chor handelt wie die Wittenberger Kantorei. Die erste gemeinsame Probe mit dem Orchester und dem Organisten ist übrigens die Generalprobe am Nachmittag vor dem Konzert. Sie sind guter Dinge. (mz)