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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Soziales Kreiselternrat ermöglicht 70 Kindern Ferienlager

Von ute otto 02.11.2012, 18:35

Rotta/MZ. - Die Rangen stürzen sich auf Obstspieße - die waren von der Vormittagsveranstaltung mit der AOK übriggeblieben - und auf den Rührkuchen. Die Betreuerin kommt kaum hinterher mit dem Aufschneiden - so schnell sind die Stücken von den Tellern auf dem Buffet wieder vergriffen.

Bis zu 20 solcher handelsüblichen Fertigkuchen, erzählt Kreiselternratsvorsitzende Vera Zech, werden zum Vesper alle, und das trotz des guten Mittagessens.

Frische Luft macht Appetit

Die Kinder sind hungrig - von der frischen Luft, und davon bekommen sie in den sieben Tagen ihres Aufenthaltes in der Dübener Heide reichlich. Lagerfeuer mit Picknick am See, Waldjugendspiele mit dem Betreuungsforstamt, kleine Wanderungen oder einfach nur Toben auf Sport- oder Spielplatz: "Wir sind kaum in den Bungalows", sagt Zech, der das Basecap, auf dem die Kinder ihren Vornamen lesen können, nach eigenem Bekunden "schon am Kopf festgewachsen ist". Und auch nach dem Fernseher habe kein Kind gefragt.

"Die Halloweenparty" nennen vor allem die Mädchen als ihr Highlight, während die offenbar weniger schreckhaften Jungen nicht genug von der Vorführung der Polizeihunde aus der Pretzscher Schule schwärmen. "Wir durften die großen Hunde sogar streicheln!" Heimweh? "Ja, ich hatte anfangs ein bisschen", gesteht ein schmächtiger Junge. Ob er es war, von dem Vera Zech erzählt, dass er jeden Morgen um fünf bei ihr an der Bungalowtür klopfte, weil er sich einsam fühlte mit seinen Ängsten?

Nicht nur Geld fehlt

Bis auf drei Betreuerkinder kommen sie allesamt aus sozial schwachen Familien. Dass einigen Kindern neben materiellen Dingen in den Elternhäusern auch Herzenswärme fehlt, bekommen die Betreuer sehr wohl zu spüren. Zwei von ihnen sind Praktikanten einer Dessauer Berufsfachschule, die Erzieher werden möchten. "Ich spreche jeden Abend mit ihnen", so Zech. "Sie müssen ja das, was sie über die Schicksale der Kinder erfahren, verarbeiten lernen." Dennoch sagt eine Betreuerin: "Die Kinder sind ganz lieb." Zum Anfang des Camps werden Regeln aufgestellt - und das funktioniert. "Der schönste Lohn ist es für uns, wenn die Kinder sagen, dass sie im nächsten Jahr wiederkommen möchten", so Vera Zech.

Zum siebenten Mal hat sie nun dieses Ferienlager organisiert, dabei feste Partner gewonnen, die hauptsächlich mit Sachspenden unterstützen. Doch auch Geld wird gebraucht, diesbezüglich war es für Zech und ihre Mitstreiter in den vergangenen Jahren mehrfach ein Vabanquespiel. "Vor zwei Jahren musste ich bei 40 Kindern deshalb die Notbremse ziehen", berichtet die rührige Frau am Donnerstag, als Landrat Jürgen Dannenberg (Linke), Sparkassenvorstand Thomas Arndt und Ludwig Rasp als Vorstand der Sparkassenstiftung die Kinder im Kiez besuchen. Die Stiftung, die seit 2005 soziale und kulturelle Vorhaben unterstützt, hat diese Ferienfreizeit als Projekt aufgenommen und wirbt nun bei ihren Kunden und Bürgern dafür um Spenden.

Nicht nur Flyer und gute Worte haben sie mitgebracht, sondern auch einen Sack mit Münzen. Die Kinder haben nämlich lustige Sparstrümpfe gebastelt und für jeden gibt es einen Euro als Grundstock. "Für euer nächstes Ferienlager", ermuntert Vera Zech die Kinder zum Sparen. Sie sollen wenigstens ein Ziel haben.