Ferienlager Ferienlager: Zehn Torten für zehn Jahre Kiez Friedrichsee

Rotta - Zehn Fotos aus zehn Jahren schmücken zehn Geburtstagstorten für das Herbstferienlager am Kiez Friedrichsee. Aus der Taufe gehoben wurde die Ferienfreizeit für Grundschüler aus bedürftigen Familien des Kreises Wittenberg von Vera Zech, damals „nur“ in Funktion der Kreiselternratsvorsitzenden, „für Kinder, die nicht mithalten konnten, wenn ihre Mitschüler von ihren Ferienerlebnissen aus aller Welt erzählten“.
Wirbeln durch die Küche
Seit 2012 ist sie Vorsitzende des Vereins „Kinderland sorglos“, in dessen Regie fortan das Ferienlager organisiert wird. „Wir sind neun Mitglieder“, sagt Vize-Chefin Romy Harnapp unumwunden, dass es gerne mehr sein könnten. Sie war es auch, die die zehn Torten gebacken hat. 15 Stunden hat sie dafür in der Küche gewirbelt, und so finden sich zum Beispiel Mitarbeiter des Betreuungsforstamtes Dessau, Rettungskräfte der DLRG und Polizeihundführer aus Pretzsch in Interaktion mit den Ferienlager-Teilnehmern auf dem Naschwerk wieder. Es sind die Institutionen und Vereine aus dem Kreis, die den Kindern ein ums andere Mal Erlebnisse bescheren. „Glauben Sie mir, nach einem Fernseher fragt hier keiner“, so Vera Zech.
Und die Annaburger Bäckerei, die die Fotovorlagen „versüßt“ hat, gehört ebenso zu den langjährigen Unterstützern wie das Kiez-Team oder die Sparkassenstiftung. Bevor die Torten angeschnitten werden, heißt es Aufstellung nehmen zum Gruppenfoto, und das ist bei der großen aufgeregten Kinderschar kein leichtes Spiel. Zumal, wie Betreuerin Maria Pendzialek erzählt, eine Reihe von Schülern mit dem „Zappelphilipp-Syndrom“ dabei sind. Die Trillerpfeife, mit der sie sich Ruhe verschafft, hat Vera Zech umhängen. „Ohne klare Ansagen und klare Regeln funktioniert es nun mal nicht.“
Handy-Verbot ist eine, schon aus Haftungsgründen. Zum ersten Mal, erzählt die Chefin an der Kaffeetafel mit den Gästen - Politiker, Familienangehörige der Helfer und Sponsoren - habe sie diesmal vier Handys einsammeln müssen. Eines klingelt jeden Morgen halb sieben, eine Mutter, die sich sorgt, ob es ihrem Kind auch gut geht. Zech kann auch vom Gegenteil solcher Mutterliebe erzählen.
„Es ist die Schmerzgrenze“
„Über 1 000 Kinder haben wir in den zehn Jahren nun schon mitgenommen“, sagt Vera Zech unter Tränen. Es sind Tränen des Glücks, dass es wieder und wieder gelungen ist. Beim ersten Mal waren es um die 50 Kinder, in den letzten zwei Auflagen hat sich die Teilnehmerzahl auf etwa 115 eingependelt. „Es ist die Schmerzgrenze“, sagt Zech. „Denn wir wollen den Kindern auch noch etwas mitgeben: Das Gefühl von Geborgenheit und Wärme.“ Letzteres im Wortsinn: Einige Kinder werden bei der Heimkehr gespendete Stricksachen im Gepäck haben. „Manche können es gar nicht glauben, dass sie etwas geschenkt bekommen“, erzählt auch Maria Pendzialek.
Während die Kinder den Kuchen schaufeln, dreht die Waldfee, das Maskottchen des Kiez, im Saal ihre Runden. Die könnte sich mal befleißigen, ein paar Kinderwünsche zu erfüllen. Lukas aus Gräfenhainichen muss nicht lange überlegen, bis ihm drei einfallen. „Lego minecraft“ ist der erste, der zweite: „Dass ich Polizist werde, wenn ich groß bin“, und der dritte: „Dass ich und Lukas gute Freunde bleiben.“ Er und sein Namensvetter aus Pratau haben sich im Ferienlager kennengelernt. (mz)
