1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Chöre in Wittenberg: Chöre in Wittenberg: Wie kann während der Corona-Krise geübt werden?

Chöre in Wittenberg Chöre in Wittenberg: Wie kann während der Corona-Krise geübt werden?

Von Corinna Nitz 10.06.2020, 08:05
Stellprobe: Im Katharinensaal der evangelischen Stadtkirchengemeinde ist Platz. Jetzt sollen dort Chorproben wieder aufgenommen werden.
Stellprobe: Im Katharinensaal der evangelischen Stadtkirchengemeinde ist Platz. Jetzt sollen dort Chorproben wieder aufgenommen werden. Kirche/Schnerpel

Wittenberg - Zuerst die gute Nachricht: Die Wittenberger Kantorei kann in kleinen Gruppen noch vor der regulären Sommerpause ihre Proben wieder aufnehmen. Die schlechte Nachricht: An den erfolgten Absagen ändert das nichts. Das Reformationskonzert kann nicht stattfinden, weil die dafür notwendige Vorbereitungszeit nicht einzuhalten sei.

Raus aus der Zwangspause

„Es ist trotzdem wichtig, wieder zu proben“, sagt am Montag Heike Mross-Lamberti auf eine Anfrage. Die Kantorin der Stadtkirche und Leiterin der dortigen musikalischen Gruppen, zu denen die große Kantorei gehört, hat sich in den zurückliegenden Wochen Gedanken darüber gemacht, wie die coronabedingte Zwangspause beendet werden könnte. Wenn nichts mehr stattfindet, sagt sie zur MZ, bestehe die Gefahr, dass die Gruppen „auseinanderlaufen“.

Insoweit gehe es eben auch darum, „Beziehungen zu stärken und zu zeigen, dass es gut ist, in diesem Chor zu singen“. Es gebe schon positive Rückmeldungen, ihr Eindruck sei, dass es „viele drängt, wieder zu singen“. Und zwar in Gemeinschaft, denn: „Musik ist keine einsame Sache.“

Um nach Wochen der Stille, in denen jeder für sich geübt und Mross-Lamberti wöchentlich sogenannte Coronabriefe verschickt hat, wieder zu proben und damit ein Stück Normalität zu schaffen, wurde ein Konzept entwickelt. Es sieht Proben in Gruppen von 20 bis maximal 27 Personen vor. Geübt werden soll im Katharinensaal der Stadtkirchengemeinde, wo eine Lüftung verbrauchte Luft nach oben absauge.

Nach etlichen Stellproben haben sie eine Anordnung gefunden, die Abstände von zwei Metern zwischen den Stühlen und Reihen gewährleiste. Mross-Lamberti selbst werde ein Mikrofon erhalten. In einem aktuellen Coronabrief, in dem sie das Hygienekonzept erläutert, appelliert sie besonders auch an die Eigenverantwortung des Einzelnen. Dazu gehöre das Vermeiden von Gruppenbildung, zudem gelte auf dem Gelände Maskenpflicht.

Noten müssen von den Sängerinnen und Sängern in eigenen Mappen mitgebracht werden. Es werden Anwesenheitslisten geführt, die Proben mit je zwei Stimmgruppen würden zeitlich eingeschränkt und ohne Pausen oder Platzwechsel durchgeführt. Geübt werden soll an zwei Abenden pro Woche.

Ihr Konzept habe Mross-Lamberti von verschiedenen Seiten befürworten und bestätigen lassen, es habe ein Gespräch mit dem Amtsarzt gegeben. Offenbar um Unsicherheiten in den Reihen der Chormitglieder hinsichtlich der Gefahr durch Aerosole zu begegnen, zitiert die Kantorin drei Vorfälle aus Deutschland und den USA, die im Zusammenhang mit Corona-Infektionen standen.

Dabei seien Analysen zufolge Infektionen nicht durchs Singen, „sondern durch das intensive soziale Miteinander unter Nichtbeachtung der Abstandsregeln“ zustande gekommen. Gegenüber der MZ spricht Mross-Lamberti von einer Art Modellcharakter, den ihre Wiederaufnahme der Probenarbeit im Kirchenkreis nun haben könnte. Allein die große Kantorei hat gut 60 Mitglieder, die in normalen Zeiten zum kirchenmusikalischen und kulturellen Leben in der Stadt beitragen.

Warten auf den Herbst

Das machen an der Schlosskirche der Gospelchor von Thomas Herzer und der von seiner Frau Sarah geleitete Kammerchor „Schola Cantorum Adam Rener“. Beide sind Kantoren an der Schlosskirche und Dozenten des Evangelischen Predigerseminars. Herzer weist auf die landeskirchliche Verordnung zur Eindämmung des Coronavirus hin, die zusätzlich zur Verordnung des Landes existiert und in der ein Abstand von drei Metern zwischen den Sängern sowie eine maximale Anzahl von zehn Personen vorgesehen sei.

Er sagt, dass bis zur Sommerpause weiter keine Proben stattfinden. Allerdings sei es denkbar, dass Rener-Chor-Mitglieder in kleinen Gruppen zum Einsatz kommen. Herzer betont, dass die Coronakrise vor allem den Gospelchor hart getroffen habe. Dieser sei für viele wie eine Familie. Gemeinsam wollten sie eine weitere Chorreise in die USA unternehmen, die wegen des Einreisestopps ausfiel. Generell hofft Herzer, dass sie nach der Sommerpause in puncto Proben zur Normalität zurückkehren können. (mz)