Weißenfels Weißenfels: Keine öffentliche Toilette mehr in der Stadt
weissenfels/MZ. - Am 21. Dezember vergangenen Jahres, nach dem Ende des Weihnachtsmarktes, hatte der bisherige Pächter des Toilettencontainers am Marktplatz, Wilfried Würfel, aufgegeben. Trotz günstiger Konditionen seitens der Stadt war die Betreibung der öffentlichen Toilette, für deren Nutzung jeweils 50 Cent zu zahlen waren, für den Geschäftsmann nicht lukrativ. "Da bleibt unterm Strich nichts übrig", hatte er seinen Rückzug begründet.
Der Toilettencontainer an der Marienkirche war im Zusammenhang mit der Sanierung der Kavaliershäuser aufgestellt worden. Zuvor befand sich ein WC im Gebäude in der Marienstraße. Der Container war wiederum auch nur ein Provisorium. Denn in der Klosterstraße 3 will die Stadt eine öffentliche Toilette einrichten. Carmen Rex rechnet damit, dass diese ab Herbst dieses Jahres zur Verfügung steht.
Theoretisch sei es möglich, dass nun die Kommune die Betreibung einer öffentlichen Toilette selbst übernimmt, sagt die Frau von der Stadtverwaltung. Eine solche Variante müsse jedoch erst einmal "haushaltsrechtlich geprüft" werden. Zumindest fraglich sei, ob das Provisorium am Markt bis dahin noch einmal in Betrieb genommen wird. Immerhin müsse man die Kosten genau betrachten. Neben der Bezahlung des Personals sei die Reinigung, die eine Firma übernehmen würde, ein großer Posten, so Rex. "Da würden in einem Dreivierteljahr schon mal um die 15 000 Euro zusammengekommen", schätzt sie.
Dabei weiß auch Carmen Rex, dass eine öffentliche Toilette in der Stadt gebraucht wird. Immerhin gibt es das Problem mit dem "stillen Örtchen" ebenso am neuen Weißenfelser Busbahnhof. Obwohl im vergangenen Jahr eingeweiht, soll es erst Mitte nächsten Jahres dort eine Toilette geben. Doch auch auf dem Bahnhof auf der anderen Saaleseite besteht derzeit keine Gelegenheit, seine Notdurft zu verrichten. Eine Pächterin hatte nach kurzer Zeit ihren Vertrag wieder gekündigt. Die Argumente hörten sich ähnlich an wie jene des bisherigen Pächters am Markt: Eine WC-Anlage ist auf einem Bahnhof wie Weißenfels wirtschaftlich nicht zu betreiben. Wie die Deutsche Bahn am Dienstag auf MZ-Anfrage erneut bestätigte, läuft die Suche nach einem neuen Pächter weiter, sie sei jedoch "nicht erfolgversprechend".
Was im Stadtzentrum bleibt, ist das WC am alten Busbahnhof. Doch Gerald Kraft, der dort Imbiss und Toilette betreibt, ist mittlerweile stinksauer. Immer wieder wird randaliert, werden an dem Häuschen Schlösser aufgebrochen und Türen zerstört, berichtet er. Gerade am Dienstag stand in seinem Kiosk wieder eine kaputte Tür. "Wenn man zehn Jahre lang immer wieder reparieren lässt, hat man irgendwann die Nase voll", meint der Unternehmer und will die Toilette dennoch nicht aufgeben. "Im Interesse der Stadt", sagt er nur. Derzeit können die Fahrer vom benachbarten Busbahnhof und die Gäste seines Bistros wenigstens die Behindertentoilette nutzen - alle anderen Schlösser sind kaputt. Wenn Passanten ein dringendes Bedürfnis haben, würden diese jedoch nicht weggeschickt, versichert er. "Dann bekommt derjenige den Schlüssel - in der Hoffnung, dass er ihn wieder zurückbringt", sagt Kraft und klingt leicht resigniert.
Seine Hoffnung knüpft der Geschäftsmann an den Neubau eines Imbisses mit WC gegenüber der Arbeitsagentur. Doch noch ist der Vertrag mit der Stadt nicht abgeschlossen.