Trotz harscher Kritik Trotz harscher Kritik: AfD-Chef setzt sich als Bundestags-Kandidat durch
Weissenfels - Die Alternative für Deutschland schickt im kommenden Jahr im Burgenlandkreis und in Teilen des Saalekreises Martin Reichardt ins Rennen um das Direktmandat für die Bundestagswahl. Der AfD-Landeschef aus der Börde erhielt bei der Abstimmung am Sonnabend in der Merseburger Gaststätte Solidarität am Ende 21 von 27 Stimmen und damit den Vorzug vor den Gegenkandidaten Ulrich Aubele (vier Stimmen) und Matthias Sanftleben (zwei Stimmen).
Medienvertreter wurden von Abstimmung ausgeschlossen
Einem Reporter der Mitteldeutschen Zeitung war vor der Veranstaltung eine Teilnahme an dieser vom Kreisvorsitzenden der AfD-Saalekreis verwehrt worden. Hans-Thomas Tillschneider begründete dies vor Ort mit einem Bericht des Reporters, in dem AfD-Mitglieder aus dem Burgenlandkreis die Kandidatur Martin Reichardts kritisierten.
Im Nachgang der Veranstaltung relativierte Tillschneider den Vorfall. Er habe gegenüber dem Reporter lediglich seinen Unmut über besagten Artikel geäußert und ihm nach dieser Berichterstattung wenig Hoffnung gemacht, dass er der Wahlveranstaltung beiwohnen kann. Denn darüber hätten die anwesenden AfD-Mitglieder am Sonnabend abstimmen müssen.
Kritik an der Ernennung von AfD-Parteichef zum Bundestagskandidaten
Für AfD-Mitglied André Worms aus dem Burgenlandkreis ist der Vorfall ein Beleg dafür, dass Teile seiner Partei ein problematisches Demokratieverständnis haben. Er war am Sonnabend selbst als Bewerber für das Direktmandat angetreten, um Redezeit zu erhalten, hatte seine Bewerbung dann aber zurückgezogen. Seine Redezeit nutzte er, um sowohl den AfD-Kreisvorsitzenden aus dem Burgenlandkreis und dem Saalekreis als auch Martin Reichardt einen Rücktritt nahezulegen.
André Worms und drei weitere AfD-Kreisräte aus dem Burgenlandkreis hatten die Kreistagsfraktion kürzlich im Streit verlassen. Die Nominierung von Martin Reichardt als Kandidat für das Bundestagsmandat war offenbar einer der Gründe, warum die Fraktion in zwei Teile zerbrochen ist.
Kritik an Auftritt von Vorsitzenden der AfD im Saalekreis
André Worms wirft den Berufspolitikern Lydia Funke, Marcus Spiegelberg und Martin Reichardt Kungelei im Vorfeld der Nominierung für die finanziell lukrativen Mandate in Landtag und Bundestag vor. „In meinen Augen sind die schlimmer als die Altparteien“, macht er sich am Sonnabend nach der Wahl Luft.
Die Vorsitzende der AfD im Burgenlandkreis Lydia Funke und ihr Stellvertreter Marcus Spiegelberg waren am Sonntag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Der Vorsitzende der AfD im Saalekreis hingegen nannte André Worms’ Auftritt bei der Wahlveranstaltung am Sonnabend eine „Kamikaze-Kandidatur“, die niemand ernst nehmen könne.
„Import-Kandidat“: Zoff über AfD-Kandidaten für die Bundestagswahl 2021
Dem frischgekürten Direktkandidaten attestiert Hans-Thomas Tillschneider gute Chancen auf einen Sieg. „Er hat die Chance, den Stier bei den Hörnern zu packen und aus dem Ring zu werfen“, sagte er mit Blick auf den bereits nominierten CDU-Bewerber Dieter Stier, der das Direktmandat bei der zurückliegenden Wahl gewonnen hatte.
Martin Reichardt selbst war für eine Stellungnahme am Sonntag nicht zu erreichen. Teile der AfD hatten dem Mann aus der Börde vorgeworfen, lediglich ein „Import-Kandidat“ zu sein. Hans-Thomas Tillschneider teilt die Sorge nicht. Im Falle einer erfolgreichen Wahl werde Reichardt in der Region auch eine Büro-Struktur aufbauen. (mz)