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Spätschicht in der Kita in Weißenfels Spätschicht in der Kita in Weißenfels: Wer nutzt das Angebot eigentlich?

Von Andreas Richter 09.12.2016, 13:00
Bei Bedarf hat das „Kunterbunte Kinderhaus“ in Weißenfels auch später am Abend geöffnet.
Bei Bedarf hat das „Kunterbunte Kinderhaus“ in Weißenfels auch später am Abend geöffnet. Peter Lisker

Weißenfels - Den Sprössling nach 18 Uhr noch in einer Kita unterbringen - das ist für Eltern, deren Arbeitszeit über das übliche Maß hinausgeht, schwierig bis unmöglich. Weißenfels macht da keine Ausnahme. Und doch gibt es hier eine Kita, die - wenn auch in begrenztem Umfang - zeigt, dass es funktionieren kann.

„Wir haben schon vor knapp zehn Jahren die ersten Erfahrungen mit längeren Öffnungszeiten gesammelt“, berichtet Gerlinde Laue, Leiterin der Kindertagesstätte „Kunterbuntes Kinderhaus“. Die ehemals kommunale Einrichtung in der Erich-Weinert-Straße in Weißenfels-West ist heute in Trägerschaft der gemeinnützigen Integra Weißenfelser Land GmbH. 2007/08 lief ein Pilotprojekt in Sachen flexible Kita-Öffnungszeiten. Um zusätzliche Stunden für längere Öffnungszeiten bezahlen zu können, gab es eine Förderung. „Als das Projekt nach einem Jahr auslief, sagten wir uns: Das Angebot muss weiterbestehen bleiben“, blickt Anette Müller, die Gesamtleiterin aller Integra-Kindereinrichtungen im Raum Weißenfels, zurück.

Regulär hat die Kita von 6 bis 18 Uhr geöffnet

Regulär hat die Kita von 6 bis 18 Uhr geöffnet. Brauchen Eltern berufsbedingt an bestimmten Tagen regelmäßig eine längere Betreuungszeit, so wird das im Vertrag mit der Kita festgeschrieben. Wird der Bedarf zwei Tage vorher schriftlich angemeldet, so kann die Kita auch kurzfristig reagieren, wobei zehn Betreuungsstunden pro Tag nicht überschritten werden sollen. Eine Erzieherin ist im „Kunterbunten Kinderhaus“ speziell auf die Spätschicht eingerichtet.

Bei alldem legt Anette Müller Wert auf die Feststellung, dass man Familien unterstützen wolle, die arbeitsbedingt oder aus einer Notlage heraus spätere Betreuungszeiten benötigen. Das Wohl des Kindes müsse dabei auf jeden Fall im Mittelpunkt stehen. Mithin ist die Spätschicht in der Kita auch im „Kunterbunten Kinderhaus“ nicht zum Alltag geworden. Der Bedarf ist großen Schwankungen unterworfen. Doch immer wieder wird das Angebot eben genutzt. Die Leiterin bemüht eine Statistik: Seit 2013 haben Eltern immerhin an mehr als 200 Tagen die verlängerte Öffnungszeit bis maximal 21 Uhr in Anspruch genommen. Eine von ihnen ist Jenny Woznica. Seit Herbst ist ihre siebenjährige Tochter in der Schule, doch bis dahin hat die junge Frau, die als Friseurin mitunter bis 20 Uhr arbeiten musste, das Angebot im „Kunterbunten Kinderhaus“ gern angenommen, zumal auch ihr Lebensgefährte in Schichten arbeitet. „Die späte Betreuungszeit war uns eine große Hilfe. Das hat prima geklappt. Unsere Tochter hat sich auch abends noch wohlgefühlt“, berichtet die 30-Jährige.

Angebot flexibler Öffnungszeiten auch weiterhin

Erfahrungen wie diese bestätigen die Einrichtung darin, das Angebot flexibler Öffnungszeiten auch weiterhin aufrechtzuerhalten. „Wir kriegen es derzeit mit unserem Personal gerade noch hin“, erklärt Anette Müller, weiß aber auch, dass es der Personalschlüssel kaum noch hergibt, die Dienste der Erzieherinnen so zu strecken, dass eine Spätbetreuung abgesichert werden kann. Mittlerweile können nur noch die eigenen Eltern der Kita ihre Sprösslinge zur Spätschicht bringen. So wie früher auch mal Kinder aus anderen Einrichtungen abends mit aufzunehmen, dafür fehlt heute die Kraft.

Dabei ist die Kita in West die einzige, die in Weißenfels überhaupt eine längere Öffnungszeit anbietet. „Wir sind froh, dass es das Angebot in der Stadt gibt“, sagt Maik Trauer, zuständiger Fachbereichsleiter bei der Stadt. Für die kommunalen Kitas sieht er in der Sache jedoch weder nennenswerten Bedarf noch Möglichkeiten. Wenn Eltern tatsächlich regelmäßig eine Spätbetreuung ihrer Kinder brauchen, dann rate man ihnen, ihre Schützlinge eventuell im „Kunterbunten Kinderhaus“ anzumelden.

Dort ist man allerdings weitgehend ausgelastet. Rund 25 Erzieherinnen betreuen bis zu 200 Mädchen und Jungen. „Für eine Ausweitung des Angebots bräuchten wir mehr finanzielle Unterstützung“, meint Anette Müller. Und damit ist die Leiterin an einer komplizierten Dreiecksbeziehung angelangt - der Finanzierung der Kinderbetreuung zwischen Landkreis, Kommune und dem Träger der Einrichtung. (mz)