Musical-Premiere in Weißenfels Musical-Premiere in Weißenfels: Ein dreistündiger Abend voller Wunder

Weissenfels/MZ - Welche Stimmen, welch eine Geschichte, welche Begeisterung! Am Freitag feierte im Kulturhaus das Musical „Elisabeth - Die Legende einer Heiligen“ Weißenfelser Premiere. Vor ausverkauftem Haus ernteten die rund 150 Beteiligten um den Verein „music art weißenfels“ für ihr Programm stehend Ovationen und viele Komplimente.
„Die Laiendarsteller sind klasse“, so urteilte die Weißenfelserin Johanna Busch am Premierenabend. Ihr und ihrem Mann Erhardt gefalle das Stück „sehr gut“. Gezielt wollte das Paar die Premiere besuchen und ist, obwohl es andere Stücke des Vereins schon gesehen hatte, von Elisabeth „überrascht“, wie Johanna Busch sagt - und der Mann ihr „in jedem Wort“ beipflichtet.
Sie sind nicht die einzigen mit dieser Auffassung: „sehr schön“, „sehr gute Stimmen“ findet Petra Winter, die mit ihrer ganzen Familie die Premiere besuchte und gern Musicals hört.
Für den Teucherner Wolfgang Hochgräf war es der erste Besuch einer Inszenierung des Vereins, er sagt, er wollte sich überraschen lassen. Seine Einschätzung danach klingt durchweg positiv: „Mir gefällt es sehr gut.“
Nicht ganz unbekannt war das Stück für Falk Gast. Er leitet die Burgwirtschaft auf Schloss Neuenburg und hatte dort die Wandelkonzerte der Darsteller gesehen - ins Kulturhaus kam er, „um das Stück mal insgesamt zu sehen“. Er lobt: „Es ist eine tolle Sache, was die Weißenfelser auf die Beine stellen.“
Die Lehrerinnen Jana Auerswald und Edwina Teichert vom Weißenfelser Goethegymnasium waren ebenfalls angetan. Beide finden das Musical „sehr schön“. Und während Edwina Teichert die Aufführung insgesamt als „sehr professionell“ bezeichnet, nimmt Jana Auerswald auch Details wie die Dekoration im Blick. „Tolle Kulissen“, findet sie. (jur)
Zuvor hatten die Zuschauer einen knapp dreistündigen Abend voller Wunder erlebt. Nicht nur jenes, für das die Heilige berühmt wurde, das Rosenwunder, dem die Zuschauer beiwohnten: in einem großen Korb, in dem sie Brot hatten liegen sehen, zeigten sich Rosen, als ein Kritiker Elisabeth zu überführen versuchte. Rosen, die vor Wut von ihm herumgeworfen wurden. - Ist das noch ein Trick oder schon ein Wunder?
Und ist es nicht auch wundersam, wie Laiendarsteller über Stunden ihr Publikum zu fesseln vermögen? Für dieses Wunder half gewiss die lange Vorbereitung. Im Oktober 2012 hatte der Verein das Projekt erstmals vorgestellt, seit über einem Jahr wurden Tanz und Texte einstudiert, wurde gebaut, genäht und gesungen.
So begeisterte am Freitag Barbara Döring als Elisabeth mit ihrer hellen, klaren Stimme (an anderen Tagen: Ariane Sumionka). In weißem Gewand ist sie die Lichtgestalt von Bühne wie Geschichte.
Herrlich fieser Gegenspieler
An ihre Seite gehört Landgraf Ludwig IV., ihr Ehemann. Derjenige, der sie unterstützt. Diese Rolle übernahm Stefan Laube. Sein Bruder - und Gegenspieler Elisabeths - Heinrich Raspe wurde von Steve Kraneis herrlich fies in Szene gesetzt. In schwerem Gold-Ornat deuten sich seine Ziele, Ehrgeiz und Streben nach Macht schon an. Höhnisch geht er immer wieder mit einem „Hahaha“ von der Bühne. Das klingt drohend. Das soll es auch.
Die reale Elisabeth kam als Kind aus ihrer Heimat Ungarn an den Eisenacher Hof. Die Inszenierung der „Spotlight Musicalproduktion“, die der Aufführung zugrunde liegt, nimmt das zum Anlass, sie als entwurzelten Menschen darzustellen, der nach dem Verlust der Heimat keinem Menschen mehr vertraut. Ist sie anfangs schlicht religiös, wird Gott zunehmend ihr einziger Halt. Der Prediger Konrad von Marburg wird dabei zu ihrem Beichtvater und Seelenführer. Er predigt Buße und Abkehr von Geld- wie Machtstreben, fordert aber auch Selbstgeißelung und wird zunehmend zum Inquisitor. Diese herausfordernde Rolle eines selbstgerechten, strafenden Mannes spielte bei der Premiere überzeugend Klaus-Dieter Kilian (an anderen Tagen: Hendrik Barth).
Stimmig bis ins Detail
Ihren Pfiff erhält die Geschichte durch zwei Erzähler, die es tatsächlich gab, hier aber eine Funktion haben: Sie thematisieren auf humorvolle Art die Legendenbildung rund um Elisabeth: Walther von der Vogelweide und Wolfram von Eschenbach. Von der Vogelweide (bei der Premiere: Benjamin Holzapfel; im Wechsel mit Maximilian Brunzel) fällt die Rolle zu, Elisabeths Geschichte verklärend zu beschreiben. Eschenbach (Frank Paetzold) ist das Korrektiv, derjenige, der mit humanistischem Blick auf Leben und Leiden Elisabeths schaut. Er ist die Verbindung zu den Zuschauern und der Frage, was eine Frau, die vor 800 Jahren lebte, einem heute noch sagen kann. In Eschenbachs gesungenen Worten: „Was macht jenseits aller Wunder Elisabeth bewundernswert?“
Auch die anderen Darsteller mit größeren Rollen - Antje Riewe-Bez als Mutter des Landgrafen (im Wechsel mit Petra Paetzold), Kristin Jähnert (oder Maria Baumgart) als Vertraute Elisabeths, Conrad Walther, Igor Blume und Wolfram Röntgen trugen zum rundum gelungenen Abend bei. Und der großartige, leider bis zum Applaus unsichtbar bleibende Chor! Hinter der Kulisse schuf Chorleiter Thomas Illgen aus seiner Gruppe eine Stimmgewalt, die Gänsehaut verursachte.
Dass es eine bemerkenswerte Veranstaltung wurde, lag auch an den stimmigen Details. Da hatte das wandelbare Bühnenbild mit eigens angebauter Rampe, die für Märsche durch den Zuschauerraum genutzt wurde, seinen Anteil. Aber genauso die aufwändigen, edel wirkenden Kostüme (Leiterin der Hofschneiderei: Kerstin Flieger). Oder die Tänze, die unter Regie Heike Lattermanns entstanden und die jeweiligen Situationen genau trafen.
Man lernte an diesem Abend viel über das Leben Elisabeths. Man lernte auch, dass, wenn alle einbringen, was sie können, Herrliches entstehen kann - ein Musical voller Wunder zum Beispiel.