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Burgenlandkreis Burgenlandkreis: Recherchieren und rätseln

Von JULIA REINARD 27.06.2011, 18:38

MARKRÖHLITZ / MZ. - Rätsellösen mit realen Menschen: Heimatgeschichte ist spannend - zu dem Ergebnis kommt, wer mit Fred Winter spricht. Er beschäftigt sich seit zweieinhalb Jahren mit dem in Markröhlitz geborenen Carl Enke. So intensiv, dass er in der Markröhlitzer Kirche vor einem Jahr eine Ausstellung zusammengestellt hatte. Jetzt hat er neue Informationen - und am liebsten wäre es ihm, mit denen die Schau zu erweitern. Einen Anlass gäbe es: Die von Carl Enke gestiftete Ladegast-Orgel in der Kirche wird im November 100 Jahre alt.

Neues über Enkes Leben

"Ich möchte die Markröhlitzer aufrütteln, den Einbautag der Orgel zum Anlass für eine Veranstaltung zu nehmen", sagt der 67-Jährige. Er könne sich vorstellen, die Kirche drei Tage offen zu halten - für Schautafeln zu Carl Enke genauso wie, "um zu zeigen, was dort schon alles erneuert wurde". Der Gosecker ist überzeugt: "Das ist für Besucher interessant."

In der Tat hat Winter der Biografie Enkes einiges hinzugefügt: So weiß er jetzt, was er zwischen Lehre und 30. Lebensjahr gemacht hat. Auch die Verlobung mit einer Frau aus Aschersleben fügt sich mittlerweile ins Bild. Bei der Forschung zum Altenheim, das laut Enkes Testament gebaut werden sollte, ist er ebenfalls weitergekommen. Und Kontakt zu einem Nachfahren des Unternehmers konnte er ebenfalls herstellen.

Wie geht der Rentner dabei vor? "Ich habe gute Kontakte zu Archiven." Dort erhalte er oft Tipps, wohin er sich noch wenden könnte - ans Landeshauptarchiv nach Magdeburg zum Beispiel. Viele seiner Erkenntnisse verdankt er dieser Einrichtung. Bestes Beispiel: die verlorenen Jahre Enkes. Im Archiv befand sich nämlich ein handgeschriebener Lebenslauf, den Carl Enkes Neffe Alfred ein paar Jahre nach dem Tod verfasst hat.

Demzufolge besuchte Carl Enke nach der Ausbildung in Weißenfels das Technikum in Langensalza (heute: Thüringen). Danach zog er erst nach Magdeburg und dann nach Aschersleben. Wieder ein Rätsel gelöst: "Das erklärt, wieso Enke eine Verlobte aus Ascherleben hatte", sagt Winter.

Die Stiftung wurde nie aufgelöst

Von Aschersleben aus reiste Enke nach Paris und Brüssel - "wahrscheinlich zu Messen", mutmaßt Winter. Denn der Ingenieur erfand mit 30 Jahren eine Rotationsmaschine, die er immer weiter perfektionierte - und die ihn reich machte. Bevor er in Schkeuditz zu seinem eigenen Chef wurde, probierte er es mit einem Studium in Dresden. Aber das befriedigte ihn nicht. Neffe Alfred schrieb: "Sein Geist war der damaligen trockenen Lehrmethode erheblich voraus."

Enke investierte stattdessen in eine Fabrik in Schkeuditz. Die Geschäfte liefen sehr gut, so dass er schließlich viel zu vererben hatte. Unter anderem legte er fest, dass vom Erbe ein Altenheim gebaut werden sollte. Weißenfels und Naumburg bewarben sich darum, es zu erhalten - doch dann kamen Inflation und Wirtschaftskrise, die das dafür angelegte Geld zunichte machten. Doch auch in diesem Punkt hat Winter Neues herausgefunden. So wurde die Carl-Enke-Stiftung nie aufgelöst. Das ist besonders interessant, weil auf deren Konto 1946 über 23 000 Mark lagerten. Wo das Geld geblieben ist, versucht nun das Landesverwaltungsamt herauszufinden.

Für Winter steht noch ein wichtiger Termin an: Im Juli wird er den Großneffen des Unternehmers, Hans-Hermann Enke, der in Namibia lebt, treffen. Der Gosecker hofft auf neue Unterlagen und Gegenstände, die der Nachfahre des Markröhlitzers mitbringen will. Hans-Hermann Enke habe ihn schon neugierig gemacht. Ein dickes Buch gebe es noch und Modelle der Pumpen, mit denen der Großonkel reich geworden war.