Ausstellung in Weißenfels Ausstellung in Weißenfels: Zwei Köpfe - zwei Ansichten

Leuna/MZ - Die Gäste strömen und es fließt der Wein. Die Galerie des cCe ist am Donnerstag ein besonders volles Haus. Namhafte Künstler von nah und fern geben sich schier die Klinke in die Hand, verweilen plaudernd vor prall-bunten Bildern und erdiger Keramik. „Zwei Köpfe - zwei Ansichten“ heißt die zweite große Schau in diesem Jahr. Mehr als 40 Gefäße und zirka 60 Gemälde hat Galerieleiterin Monika Mohnhaupt ausgewählt und durch die neue Beleuchtung im großen Saal bezaubernd in Szene gesetzt.
Doch die zwei eigentlichen Köpfe, die Künstler, fehlen noch. Fast unbemerkt von allem Trubel stehen sie plötzlich in der Menge, schwatzen, lachen und freuen sich, am vertrauten Ort zu sein: Das Künstlerpaar Susanne Rothe und Hans Joachim Triebsch ist zum dritten Mal Gast in Leuna. Ihre Kunstwerke sind ein Fest der Sinne, wertete Wulf Brandstädter, Freund und Kunstverständiger. „Es ist eine Augenweide, wie beide harmonieren und doch ihren eigenen Kopf haben.“
Susanne Rothe ist eine solide Töpferin. 1981 machte sich die Tochter des großen Malers und Keramikers Hans Rothe selbstständig. Zu einer Zeit, als der Erwerb eines Brennofens ebenso schwierig war wie der Kauf von anspruchsvoller Keramik. Jetzt, so erinnert Brandstädter, gebe es Brennöfen in Hülle und Fülle - Keramik aber auch. Solche in der Qualität einer Rothe sei jedoch nach wie vor selten. Rothe ist seit mehr als drei Jahrzehnten freiberufliche Keramikerin. Ihre Objekte und Gefäße sind klar und prägnant. Für die Künstlerin steht im Vordergrund, dass die Funktion der Objekte, die diversen Materialien, die verwendeten Werkzeuge und die malerischen Techniken, die die Hallenserin vielseitg einsetzt, ein Ganzes bilden. Bei ihren Objekten unterscheidet sie gedrehte und aufgebaute Keramiken, die jeweils mit Engobe, einem erdigen Ton-Pigment-Gemisch, bemalt und gebrannt werden. Raue strukturierende Texturen, die von glatten Flächen kontrastiert werden, verleihen den Gefäßen eine unverkennbare Eigentümlichkeit. Ihre kraftvoll gedrehten und aufgebauten Gefäße, Teller, Services haben einen Wiedererkennungswert. Sie sind museal und passen dennoch auf jeden Tisch. Wulf Brandstädter gestand: „Ich trinke jeden Morgen aus solch einer Teetasse.“
Rothes Keramik wirkt neben den farbenprächtigen Bildern ihres Mannes keineswegs verloren. Sie neutralisiert. Während die 59-Jährige Oliv, Braun und Beige bevorzugt, greift ihr Mann voll in die Palette. Seit vielen Jahren teilt sich sein zeichnerisches Werk in Landschaften und die Darstellung von Menschen - hier hauptsächlich Köpfe. Gern begibt er sich auf die physiognomische Entdeckungsreise von Menschen. Porträts sind das Ergebnis. Dazu schlüpft er gern in die schrille Welt des knallbunten Karnevals. Ist Triebsch ein malender Philosoph oder ein philosophierender Maler? „Ich wähle für meine Bilder gern den Clown, den vemeintlichen Tölpel. Doch hinter seinem überschminkten Gesicht ist die menschliche Fassade deutlich zu erkennen. Köpfe mit fragendem, auch nachdenklichem, lachendem, melancholischem Blick sind dann das Ergebnis. Da ist der Teufel, ein Punk und ein Samurai in Harlekinsmaskerade. Da sind aber auch die steilen Küsten, der Harz, das Abendlicht, alte Fassaden und verwitterte Türen.
Hans Jürgen Triebsch und Susanne Rothe aus Naundorf (Saalekreis) einem Ortsteil im Kabelsketal, also beide Künstler, versprechen bis zum 3. Mai genussvolles Sehvergnügen. Marie Mohnhaupt lud die Freunde der Galerie, die Liebhaber der beiden Ausstellenden, aber auch aller Anhänger der bildenden Kunst zu einer Entdeckungsreise nach Leuna ein.