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Hochwasser in Sachsen-Anhalt Über 2,40 Meter: Helmepegel steigt auf neuen Höchststand - Landkreis ruft Katastrophenfall aus - Bürgertelefon geschaltet

Der Wasserstand der Helme in Bennungen ist am Samstagmorgen auf einen neuen Rekordwert geklettert, weil in der übervollen Talsperre Kelbra mehr Wasser abgelassen werden muss. Mehrere Feuerwehren bitten um Unterstützung.

Von Frank Schedwill Aktualisiert: 30.12.2023, 18:25
Die Hochwasser-Gefahr hält an: Der Pegel der Helme in Sachsen-Anhalt steigt immer weiter. Die Feuerwehr versucht die Deiche an kritischen Stellen mit Sandsäcken zu verstärken. 
Die Hochwasser-Gefahr hält an: Der Pegel der Helme in Sachsen-Anhalt steigt immer weiter. Die Feuerwehr versucht die Deiche an kritischen Stellen mit Sandsäcken zu verstärken.  Foto: Frank Schedwill

Kelbra - Der Pegel der Helme hat am Samstagmorgen einen neuen Höchststand erreicht. Er lag in Bennungen um 6.30 Uhr bei 2,42 Metern und damit zwölf Zentimeter höher als am Freitagabend. Mittlerweile ist er auf 2,43 Meter geklettert und bleibt dort vorerst stabil. (15 Uhr) Die höchste Alarmstufe (zwei Meter) ist damit nun um fast einen halben Meter überschritten.

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Der Stausee Kelbra und die Helme sind am Freitag die am stärksten vom Hochwasser betroffenen Gebiete. In Roßla helfen Einwohner und Einsatzkräfte beim Verbauen von Sandsäcken. (Schnitt: Christian Kadubietz/Kamera: Steffi Rohland)

Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz hatte mitgeteilt, dass ab Freitag, 14 Uhr, die Abgabemenge der Talsperre um fünf Kubikmeter pro Sekunde erhöht wird. Die effektive Abgabemenge aus der Talsperre betrage nun etwa 45 Kubikmeter pro Sekunde.

Liveticker Hochwasser Sachsen-Anhalt: Die aktuellen Entwicklungen hier live verfolgen

Hochwasser an der Helme: Wiesen laufen weiter voll

Hintergrund der Entscheidung war nach Angaben des Landkreises auch eine Warnung des Deutschen Wetterdienstes. Der sagte für das Einzugsgebiet der Helme neuen Regen voraus.

Hochwasser an der Helme: Der Flusspegel bei Bennungen steht deutlich über 2,40 Meter.
Hochwasser an der Helme: Der Flusspegel bei Bennungen steht deutlich über 2,40 Meter.
Foto: Frank Schewill

Durch den extrem hohen Wasserstand der Helme laufen nun die Überlaufwiesen weiter voll. Da die Böden gesättigt sind, steigt der Grundwasserspiegel.

Die Bennunger Feuerwehr warnte am Samstagmorgen: „Bei in Kellern liegenden Stromkästen oder Heizungsanlagen kann es mit Wassereintritt zu Kurzschlüssen und damit Lebensgefahr kommen. Sollten Sie unsicher sein, melden Sie sich bei der Feuerwehr. “

Keller sollte man nur nach Rücksprache mit der Feuerwehr auspumpen. Der Zulauf könne sonst gegebenenfalls verstärkt werden.

Kohl: Hochwasser-Lage in Bennungen immer kritischer

Südharz-Bürgermeister Peter Kohl (parteilos) teilte mit: „Leider ist keine Entlastung in Sicht. Regenfälle führen zum weiteren Füllen des Stausees. Es muss weiterhin entsprechend abgelassen werden.“

In Roßla sei die Lage am Fußstieg nach wie vor kritisch. Die Kiesgrube könne trotz Hochwassers weiter Sand liefern. Sandsäcke werden weiterhin dort auf dem ehemaligen Holzlagerplatz befüllt. „Hilfe ist aktuell ausreichend da, wir melden uns, wenn mehr Kräfte benötigt werden.“

Hochwasser in Sachsen-Anhalt: Überall entang der Helme werden Sandsäcke vorbereitet.
Hochwasser in Sachsen-Anhalt: Überall entang der Helme werden Sandsäcke vorbereitet.
Foto: Frank Schewill

Nach Kohls Angaben wird es besonders im Ortsteil Bennungen immer kritischer. Durch den hohen Helmepegel sei die Kiesgrube inzwischen gefüllt und die Felder vollgelaufen. Dadurch komme die notwendige Ablassmenge aus dem Stausee nun fast ungemindert an.

Auch er appellierte: „Noch einmal der dringende Hinweis: Erst abpumpen nach Rücksprache mit der Feuerwehr, sofern keine Gefahr im Verzug ist.“ Das Grundwasser laufe ständig nach. Besser sei es, das Wasser auf einem gewissen Pegel stehen zu lassen, sonst könne es zu größeren Schäden durch Ausspülungen kommen.

Hochwasser an der Helme: Landrat Schröder ruft Katastrophenfall aus

Aufgrund der anhaltenden kritischen Hochwasser-Situation an der Helme und am Stausee Kelbra hat der Landkreis Mansfeld-Südharz am Samstag den Katastrophenfall ausgerufen. Das teilte Landrat André Schröder am Nachmittag mit. Der Katastrophenschutzstab des Landkreises habe bereits die Arbeit aufgenommen.

Damit geht die Koordination der Abwehrmaßnahmen von den einzelnen Kommunen auf den Landkreis über. Schröder erhofft sich davon eine bessere Verzahnung der einzelnen Maßnahmen gegen die Flut

Landkreis schaltet Bürgertelefon zum Hochwasser an der Helme

Nach der Feststellung des Katastrophenfalls schaltet der Landkreis ab Samstagabend 18 Uhr ein Bürgertelefon. Dieses ist ab Sonntag dann regulär von 8-20 Uhr unter der Nummer 03464 – 535 1960 erreichbar.

Kritische Lage auch in Oberröblingen

In Oberröblingen kämpfen die Einsatzkräfte weiter gegen das Helme-Hochwasser. Unter anderem wird versucht, den Mühlgraben, der direkt durch den Ort führt, zur Helme hin abzudichten und mit Pumpen den Wasserpegel des Mühlgrabens niedrig zu halten, damit das Wasser nicht Wohnhäuser überflutet.

Zudem gebe es immer wieder Schadstellen an den aufgeweichten Deichen, die mit Sandsäcken verstärkt werden. Hier sind inzwischen Helfer aus dem ganzen Landkreis im Einsatz.

Für den Transport von Sandsäcken wurde die Bahnstrecke Sangerhausen – Erfurt gesperrt. Hier ist nun ein spezieller Güterzug im Einsatz, der Sandsäcke zu den Deichen transportiert. Im Gewerbegebiet Oberröblingen ist eine Sandsackfüllstation mit zahlreichen Helfern im Dauerbetrieb.

Oberröblinger und Bergaer bitten erneut um Hilfebeim Sandsäcke-Füllen

Die Oberröblinger Feuerwehr benötigt erneut die Hilfe von Freiwilligen zum Befüllen von Sandsäcken. Wer helfen will, sollte sich an diesem Samstag, 29. Dezember, um 16 Uhr auf dem Rittergut Oberröblingen, Mühlenstraße, einfinden. „Optimal für diese Arbeiten wären 50 bis 60 arbeitsfähige Personen“, so die Wehr. Es würden keine Werkzeuge wie Schaufeln oder Ähnliches benötigt.

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Einen ähnlichen Aufruf gibt es auch aus Berga: „Wir brauchen ab 12.30 Uhr eure Hilfe beim Sandsackfüllen. Die Hochwasserlage spitzt sich immer weiter zu.“

Die Hochwasser-Lage an der Helme ist weiter kritisch: Das Wasser rückt immer weiter vor.
Die Hochwasser-Lage an der Helme ist weiter kritisch: Das Wasser rückt immer weiter vor.
Foto: Frank Schedwill

Treffpunkt ist das Feuerwehrgerätehaus oder direkt am Bauhof des Ortes. Helfer sollten Schaufeln mitbringen und wetterfeste Kleidung anziehen. Wer mit dem Auto kommt, könnte die Parkplätze am Netto- oder am NP-Markt benutzen.

Wasserversorgung ist noch stabil

Trotz des Hochwassers ist die Trinkwasserversorgung und Abwasserbeseitigung entlang der Helme aktuell gesichert, so der Wasserverband Südharz. Allerdings seien die Hauptpumpwerke durch das fiele Wasser überlastet, Bennungen laufe zudem nur mit Notstrom. Roßla sei auf eine Umstellung auf Notstrom vorbereitet.

Der Verband weist zudem darauf hin, das Auspumpen von Kellern in die Regenwasserkanäle zu unterlassen, da die Kanäle nur ein begrenztes Aufnahmevermögen haben.

ASV bietet Kinderbetreuung in Bennungen für Hochwasser-Helfer

Der Athletische Sportverein Sangerhausen (ASV) hat unterdessen eine Kinderbetreuung für die Gemeinde Südharz und umliegende Orte angeboten, die mit dem Hochwasser zu kämpfen haben:

„Ob Privatpersonen oder Einsatzkräfte aller Art im Dienst oder außer Dienst. An diesem Samstag gibt es von 10 bis 18 Uhr in der Turnhalle Bennungen die Möglichkeit der Kinderbetreuung, durch den athletischen Sportverein Sangerhausen“, heißt es in einer Mitteilung.

Eine Anmeldung hierfür sei zwingend erforderlich unter der Rufnummer 0152/03 50 55 55.