Buchveröffentlichung Buchveröffentlichung: Sangerhäuser Fotograf ist vom Bahn-Virus infiziert

sangerhausen/MZ - Günter Scheibe aus Sangerhausen macht keinen großen Wirbel um seine Person. Er möchte mit seinem Schaffen nicht unbedingt in der Öffentlichkeit stehen. Doch gerade das kann sich sehen lassen. Denn Günter Scheibe ist leidenschaftlicher Hobby-Fotograf. Eisenbahnen und Dampfloks sind seine Motive. Die bemerkenswertesten Bilder hat er nun in seinem zweiten Bildband „Günter Scheibe - Dampflokfotos. Deutsche Reichsbahn 1970-1987“ veröffentlicht. Die erste Auflage mit 700 Stück ist bereits restlos vergriffen.
Angefangen hat er mit der Fotografie vor mehr als 40 Jahren. Seit 1969 hält Scheibe mit seiner Kamera die schnaubenden Dampfrösser im Bild fest. Ihm sei damals klar geworden, sagt Scheibe, dass Diesel- und Elektrolokomotiven die dampfbetriebenen nach und nach ablösen würden. Also hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die Symbole der Industrialisierung zu fotografieren, solange sie noch auf den Schienen unterwegs sind.
Die Inspiration dazu kam ihm schon als Kind. Günter Scheibe, der 1939 in Erfurt geboren wurde, wuchs an der Bahnstrecke Erfurt-Sangerhausen auf und hatte dadurch seit frühester Kindheit Kontakt mit den Zugmaschinen. Er wurde dadurch regelrecht vom Bahn-Virus infiziert. Dieser Virus sollte sich später auf die Wahl seines Hobbys auswirken. Jedoch war die Ausübung dessen zu DDR-Zeiten nicht so einfach. Nicht weil es schwierig war, an Fotomaterial zu kommen. Das war nicht das Problem. „Das DDR-Filmmaterial war hervorragend“, urteilt Scheibe im Nachhinein. Problematisch war es damals eher, Fotogenehmigungen zu bekommen. Nach der Lockerung dieser Auflage ab 1970 wechselte Scheibe zur Mittelformatkamera und zog damit durchs Land. Zum Einsatz kam bei ihm vornehmlich eine Pentacon Six, die von dem Fotokamerahersteller Pentacon in Dresden gebaut wurde. Dazu weiß Scheibe sogar zu berichten, „dass die DDR 1978 den ersten, deutschen Fliegerkosmonauten Sigmund Jähn mit einem ähnlichen Modell ins All schickte“.
Zum Einsatz kam Scheibes Kamera vor allem an den Bahnbetriebswerken in Halberstadt, Berlin-Lichtenberg, Stralsund, Wustermark, Saalfeld und natürlich dem heimischen Bahnbetriebswerk in Sangerhausen. Die genaue Zahl seiner Bilder weiß Günter Scheibe nicht, aber er schätzt sie schon auf ein paar Tausend. Inzwischen ist er auf eine digitale Spiegelreflexkamera umgestiegen und fotografiert auch die moderne Traktion. Zur Veröffentlichung seiner Bilder durch den Rockstuhl Verlag aus Bad Langensalza kam es angesichts der vielen Nachfragen von Eisenbahnfreunden.
Sein erster Bildband erschien 2012 und ist nahezu vergriffen. Der zweite Band setzt nun die Eisenbahn-Bilder-Reihe von Günter Scheibe fort. Damit werden weitere 17 Jahre Eisenbahnromantik sichtbar. Unter Gleichgesinnten gilt seine Fotomethodik schon längst als legendär. Durch den Stil, der ihn unverkennbar macht, wissen die Fans seiner Bilder sofort, wenn sie einen echten „Scheibe“ in der Hand halten.