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Merseburg Merseburg: Therapeut mit Schmusefaktor

Von UNDINE FREYBERG 23.10.2012, 17:05

MERSEBURG/MZ. - "Paul" stuppst die Hand der jungen Frau an, als wolle er sagen: "Hey, ich bin auch noch da." Der sechsjährige Labrador-Retreiver ist ein Therapiehund und gehört zur Hundeschule von Bernd Dietrich am Petersberg.

"'Paul' hört besonders gut und geht besonders gut auf Menschen ein", erzählt Dietrich, der eigentlich gelernter Bäcker ist, aber schon seit 14 Jahren die Hundeschule betreibt. Seit sechs Jahren bietet er gemeinsam mit seiner Geschäftspartnerin Sylvana Bardl die Dienste von Therapiehunden an. Mit den Tieren gehen sie in Altersheime, zu dementen Patienten oder Kindern und Jugendlichen mit einer spastischen Lähmung. "Bei diesen Fällen haben wir die größten Erfolge", so Dietrich.

Davon, was "Paul" alles kann, konnten sich jetzt Pflegefachkräfte aus verschiedenen Einrichtungen, bei einem Symposium im Klinikum Merseburg überzeugen, bei dem es um den immer älter werdenden Patienten ging. "Ich fand 'Paul' recht beeindruckend und könnte mir gut vorstellen, dass der Kontakt zu einem solchen Tier verschiedenen Patienten helfen könnte", meinte Cornelia Konradt, Gesundheits- und Krankenpflegerin im 3. Lehrjahr, gegenüber der MZ.

"'Paul' ist ziemlich helle, lässt sich gern beschmusen und hat viel Spaß bei seiner Arbeit", erzählt der 47-jährige Dietrich. Menschen, die aus Krankheitsgründen normalerweise im Bett liegen, versuche er zunächst dazu zu bringen, "Paul" zu berühren. "Und dann animieren wir den Patienten oder das Kind zum Beispiel, 'Paul' mal zu füttern, was die meisten einfach gern tun." Dabei entspannten die Patienten, fühlten nicht nur den Hund, sondern auch ihren eigenen Körper.

Allerdings sei die Arbeit für "Paul" auch Stress. "Er schafft maximal zwei Therapieeinheiten von je 30 Minuten am Vormittag und zwei am Nachmittag", erzählt Trainerin Sylvana Bardl. Dann müsse auch "Paul" ausspannen, einfach Hund sein und mit seinen Geschwistern, die mit ihm aus einem Wurf stammen, herumtollen. "Falk", "Prinz" und die Hündin "Flay" seien ebenfalls Therapiehunde und werden je nach Charakter eingesetzt. "'Paul' wäre zum Beispiel nicht für die Einzeltherapie geeignet", erklärt Dietrich. "Dafür ist er viel zu temperamentvoll. Deshalb gehen wir mit ihm in Gruppen, 'Flay' ist eher für Einzeltherapie geeignet."

"Paul" und seine Geschwister, mit denen offenbar große Therapieerfolge erzielt werden können, gibt es ähnlich wie die Delfine bei der Delfintherapie nicht auf Rezept. Eine halbe Stunde mit "Paul" kostet zwischen 30 und 80 Euro. Im Augenblick helfen Paul und seine Geschwister rund 160 Patienten in Halle und de Saalekreis.