Vor Sanierung müssen Vereine raus
KÖTHEN/MZ. - Die Geschäftsstelle des Kreissportbundes in der Siebenbrünnenpromenade 31 in Köthen wird zum 15. September geschlossen, teilt Geschäftsführerin Heidrun Dörfler in einer Pressemitteilung mit. Die Räume seien zum 1. Oktober gekündigt worden.
Hintergrund ist die bevorstehende Sanierung des Gebäudes der Kreisvolkshochschule Anhalt-Bitterfeld (KVHS) aus Mitteln des Konjunkturpaketes II. Der Kreissportbund ist wie weitere sechs Vereine in der Siebenbrünnenpromenade Mieter der Kreisvolkshochschule.
Gesperrte Räume bald nutzbar
Mehr als 500 000 Euro stehen für die Sanierung des Hauses zur Verfügung. Unter anderem werden bisher gesperrte Kellerräume trockengelegt und damit wieder nutzbar. Die Mittel aus dem Konjunkturpaket sind allerdings zweckgebunden und dürfen nur für die Erwachsenenqualifizierung eingesetzt werden. Das heißt, dass die meisten bisherigen Mieter ausziehen müssen, sonst könnte der Bund die Fördermittel später vom Landkreis teilweise zurückfordern.
Wie Baudezernentin Sabine Engst vor dem Bildungsausschuss des Kreistages mitteilte, biete der Landkreis den betroffenen Vereinen andere Räume an. Die Kündigungen sollen außerdem zeitlich so ausgesprochen werden, dass keine doppelte Miete für die alten und neuen Räume bezahlt werden muss.
Wie die Geschäftsführerin des Kreissportbundes informiert, waren allerdings die Mieten für alle von Stadt Köthen und Landkreis angebotenen Ersatzräume nicht finanzierbar. Das Präsidium des Kreissportbundes Anhalt-Bitterfeld habe deshalb am vorigen Montag beschlossen, vorläufig keine Geschäftsstelle mehr in der Kreisstadt Köthen zu unterhalten. Die Betreuung der Mitgliedsvereine sei aber auch nach Schließung der Köthener Geschäftsstelle gesichert, betont Heidrun Dörfler. "Unsere Mitarbeiter sowie die Mitglieder des Präsidiums gehen wie auch schon in der Vergangenheit direkt zu den Sportvereinen und versuchen, Probleme vor Ort zu lösen. Der vorläufige Wegfall der Geschäftsstelle in Köthen führt keinesfalls zu einem Qualitätsverlust bei der Betreuung unserer Vereine", versichert der Präsident des Kreissportbundes, Thomas Konietzko. Nach dem 15. September seien alle Mitarbeiter des Kreissportbundes in der Geschäftsstelle in Bobbau zu erreichen. Das Präsidium sei sich allerdings einig darüber gewesen, dass bei einem kostengünstigen Angebot die Eröffnung eines Büros in Köthen wieder auf der Tagesordnung steht.
Von der Kündigung betroffen sind außerdem der Kreisfachverband Fußball und der Turn- und Sportverein Köthen, die sich aber um neue Räume bemühen.
Wie der Amtsleiter für Hochbau und Gebäudeverwaltung des Landratsamtes, Erich Mühlbauer, informiert, ist mit dem Baubeginn in der Siebenbrünnenpromenade 31 in diesem Jahr nicht mehr zu rechnen, da die Planungen noch nicht abgeschlossen sind und die Aufträge noch öffentlich ausgeschrieben werden müssen. Laut Mühlbauer werden die Arbeiten wahrscheinlich im März nächsten Jahres beginnen. Alle im Haus ansässigen Vereine hätten zum 30. September die Kündigung bekommen. Ausgenommen sei das Deutsche Rote Kreuz, da hier eine längere Kündigungsfrist vereinbart wurde. "Ich bin mir sicher, dass wir mit dem DRK einen Konsens finden werden", äußert der Amtsleiter.
Als einziger Verein bleibt der Behindertenverband auf Dauer in dem Gebäude. Er werde aber während der Bauarbeiten zeitweise einen anderen Raum nutzen müssen, kündigt Mühlbauer an. "Wir denken da an die benachbarte Hartmann-Schule. Ich bin sicher, dass wir uns mit dem Verband einig werden, zumal im Keller der Siebenbrünnenpromenade 31 eine Behindertentoilette eingebaut wird", meint Amtsleiter Mühlbauer. Das Haus barrierefrei auszubauen, sei allerdings wegen der Treppen nicht möglich. Die Rampe an der Rückseite, über die Rollstuhlfahrer jetzt in das Haus gelangen, bleibe aber bestehen. Außerdem wolle man prüfen, ob ein stillgelegter Aufzug im Haus bei vertretbaren Kosten wieder in Betrieb genommen werden kann.
Der Turn- und Sportverein (TuS) Köthen hat seine Geschäftsstelle ebenfalls in dem Gebäude. Seit man im Juni von der bevorstehenden Kündigung erfahren habe, sei man schon auf der Suche nach neuen Räumen, berichtet Vereinspräsident Wolfgang Teichelmann. Für Ende Oktober habe der Landkreis nun neue Räume in Aussicht gestellt. Bis dahin - also vier Wochen länger als ursprünglich vorgesehen - könne man in der Siebenbrünnenpromenade bleiben, informiert Teichelmann. "Unsere bisherige Geschäftsstelle war zentral gelegen, bei einer akzeptablen Miete", begründet der Präsident, warum der Sportverein sein Domizil nur ungern aufgibt.
Zusätzliche Kosten
Gekündigt wurde ebenfalls dem Betreuungsverein, der ab Ende September in der Halleschen Straße 37 zu finden ist, wie Mitarbeiterin Gisela Schötte informiert. Auch sie war mit dem bisherigen Büro zufrieden. Mit dem Umzug kommen auf den Verein, der sich auf gerichtlichen Beschluss um Menschen kümmert, die ihre Angelegenheiten nicht mehr selbst regeln können, zusätzliche Kosten zu. Schötte nennt als Beispiele die Ummeldung des Telefonanschlusses, die Vernetzung von Computern in vier Büros und das Drucken neuer Briefbögen.
Man habe bereits ein Objekt für die neue Geschäftsstelle ins Auge gefasst, teilt der Präsident des Kreisfachverbandes Fußball, Jörg Bielmeyer, mit. Nähere Informationen gebe es nach dem Abschluss der Verhandlungen. Bielmeyer bedauert den Umzug. Das Haus der Kreisvolkshochschule sei ein guter Anlaufpunkt für die Sportfreunde gewesen. "Aber wenn das Haus jetzt mit Fördermitteln saniert werden kann, ist das zu begrüßen, und es lässt sich immer eine Lösung finden", zeigt er Verständnis.
Noch auf der Suche
"Wir sind noch auf der Suche nach neuen Räumen", teilt die Geschäftsführerin des Deutschen Roten Kreuzes, Kreisverband Köthen, Jeanette Wecke, mit. Das sei aber schwierig, da die - unter anderem vom Landesverwaltungsamt - vorgegebenen Anforderungen hoch seien. Das DRK unterhält in dem Haus die Schwangeren- und Familienberatung sowie die Erziehungsberatung. Vor allem barrierefreie Räume seien in Köthen schwer zu finden, ist Weckes Erfahrung. Man brauche etwa 200 Quadratmeter Fläche mit vier Berater-Räumen, einem Empfangsbereich und einem Gruppenraum. Es sei verständlich, dass die Mittel aus dem Konjunkturpaket für die KVHS genutzt werden sollen, so die Geschäftsführerin. Dennoch hofft sie, dass die Berater des DRK bis Ende des Jahres in dem Haus bleiben können.
Nach der Sanierung könne die Kreisvolkshochschule Anhalt-Bitterfeld in den zusätzlichen Räumen Kreativ- und Gesundheitskurse anbieten, kündigt deren Leiter, Klemens Gärtner, an. Aus Platzmangel habe man dafür bisher verschiedene Räume in Köthen und Umgebung mieten müssen. "Künftig können die Bürger unser gesamtes Angebot in unserem Haus in der Siebenbrünnenpromenade nutzen", so Gärtner.