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Köthen Köthen: Fachlehrer fehlen

Von STEFANIE GREINER 27.02.2011, 21:39

KÖTHEN/MZ. - Große Erwartungen hatte Dagmar Pasch an den Tag der offenen Tür. Die Leiterin der Berufsbildenden Schulen Köthen (BbS) hoffte am Samstag auf eine große Resonanz seitens potenzieller Schüler. Schließlich muss sie den Tatsachen ins Gesicht blicken. "Tausend Schüler - das klingt erst einmal gut", machte die Schulleiterin deutlich. Nur 600 davon seien allerdings Vollzeitschüler. Der Rest besuche die Einrichtung im Rahmen eines dualen Ausbildungssystems.

Die Gefahr, nicht bestandsfähig zu sein, ist allgegenwärtig. 600 Vollzeitschüler muss die BbS mindestens vorweisen. Andernfalls droht die Schließung des Standortes. Mit dem Berufsschulzentrum "August von Parseval" in Bitterfeld gibt es eine weitere eigenständige berufsbildende Schule im Landkreis. "Das setzt voraus, dass wir auch Schüler haben", machte Dagmar Pasch deutlich. Genau dieses Problem wurde vergangenes Jahr im Kreistag diskutiert.

Vom Tag der offenen Tür erhoffte sich Dagmar Pasch aber noch einen weiteren Effekt. Abgesehen von den rückläufigen Schülerzahlen bereitet ihr Sorgen, dass der BbS

die Fachlehrer ausgehen. Die 42 derzeitigen Lehrkräfte können nur 90 Prozent des Unterrichts abdecken. Ideal wären 105 Prozent, um Krankheitsfälle auszugleichen. In der Berufsschule macht sich das Defizit besonders bei den Kfz-Mechatronikern bemerkbar. "Es sind nicht alle Stunden abgesichert", erzählte Heinz Prokop.

Von der Berufsausbildung an der BbS ist der Fachlehrer für Metalltechnik trotz alledem überzeugt. Die Lehrkräfte vor Ort seien gut ausgebildet. Auch die Ausstattung der Räume könne sich sehen lassen. Wer Kfz-Mechatroniker werden möchte, das machte Heinz Prokop am Samstag deutlich, sollte technische Erfahrungen mitbringen. Außerdem werden gute schulische Leistungen verlangt. "Die Anforderungen sind hoch", erklärte der Fachlehrer. 90 Prozent der Auszubildenden seien Männer. In jeder Klasse gebe es aber auch eine bis zwei Frauen.

Auf dem Arbeitsmarkt sieht es für Kfz-Mechatroniker derzeit allerdings düster aus. "In Sachsen-Anhalt sind die Chancen nicht so besonders", bedauerte Heinz Prokop. Trotz guter Leistungen seien 40 Prozent der letzten Klasse nicht übernommen worden. In solchen Fällen bestehe die Möglichkeit, sich weiterbilden zu lassen - auch an der BbS. Während für den einen Ausbildungszweig händeringend nach Fachlehrern gesucht wird, fehlen einem anderen die Schüler. Gebäudereiniger wurden früher dreizügig unterrichtet.

"Im nächsten Jahr haben wir gar keine Klasse", erzählte Dagmar Pasch. Auch im Bereich Automobilkaufmann, der von der BbS ins Leben gerufen wurde, kommt keine bestandsfähige Klasse zusammen. 15 Schüler wären nötig. Angehende Gebäudereiniger werden in Halle ausgebildet.

Dagmar Pasch hofft auf bessere Zeiten. Schließlich ist ihr die BbS in den drei Jahren ihrer Amtszeit ans Herz gewachsen. Die Schulleiterin sieht die Überschaubarkeit der Einrichtung als Privileg. "Hier kennen mich die Schüler nach kurzer Zeit", machte sie deutlich. Das Ambiente der BbS beschrieb Dagmar Pasch als sehr angenehm. Lob äußerte sie auch hinsichtlich der engagierten Lehrer. Exkursionen und Studienreisen stünden regelmäßig auf dem Programm.

Von den Schülern werden die pädagogischen Fähigkeiten der Lehrer geschätzt. "Der Unterricht wird interessant gestaltet", lobte die 19-jährige Maria Hesse. Sie hat sich für die Fachrichtung Verwaltung und Rechtspflege der Fachoberschule entschieden. Der Abschluss der zweijährigen Ausbildung befähigt dazu, an einer Fachhochschule oder ausgewählten Universität zu studieren.

Max Böhme will diese Chance nutzen. Der 16-jährige Wieskauer interessiert sich für Verwaltungswissenschaften. Ein sozialwissenschaftliches Studium kann sich der Schüler aber auch vorstellen. Maria Hesse hat einen klar definierten Berufswunsch. "Ich möchte zur Polizei", erzählte die Bernburgerin.