Freie Schule Anhalt Freie Schule Anhalt: Erfolgreiche Kooperation mit Tansania

köthen/MZ - Die Gruppe saß um eine Kerze im Stuhlkreis. Es herrschte eine ruhige und familiäre Atmosphäre im Klassenraum. Die sechs Schüler der Tansania-Arbeitsgemeinschaft um Katrin Rux, etliche Lehrer und auch Eltern sind der Einladung der Freien Schule Anhalt gefolgt, mehr über das Land ihrer Partnerschule zu erfahren. Und wer könnte darüber besser Auskunft geben als ein waschechter Tansanier? Seth Mlelwa aus Njombe, Pastor der Südlichen Diozöse und Koordinator der Arbeit der Schulen dort, hat auf seiner dreimonatigen Missionsreise auch Station in Köthen gemacht.
Als Begrüßung ein Lied über Liebe, Frieden und Gemeinschaft - begleitet von Gitarrenklängen. Der einzige Junge in der AG, Ethan Wirth, stellte zuerst alle Kinder vor, die diesen Nachmittag mit Hilfe ihrer Lehrerin sorgfältig vorbereitet haben - auf Englisch, versteht sich.
„Seit sechs Monaten gibt es unsere AG schon. Wir haben viel über die Kultur und Natur des Landes kennen gelernt, sogar afrikanische Märchen haben wir gelesen“, klärte der Zwölfjährige alle über ihre Aktivitäten auf. Zusammen mit Amelie von Kerssenbrock wollte er mehr über den Gast aus dem fremden Land erfahren, wofür sie ein deutsch-englisches Interview vorbereitet hatten.
Und auch Aufklärung betrieben die Fünftklässler, in dem sie ein Wörterbuch überreichten. Seth Mlelwa freute sich sehr darüber und begann sogleich, das Buch zu studieren. Doch nicht nur dafür bedankte er sich. „Ich bin sehr überrascht, wie gut die Kinder schon Englisch können“, meinte er begeistert, „Es ist mir eine große Freude, das alles erleben zu dürfen.“
In seiner anschaulichen Präsentation erzählte er einiges über seine Heimat, über sich selbst, seinen Beruf, seine Familie; dass Tansania auch der „Garten Eden“ genannt wird, wegen seiner vielseitigen Flora und Fauna. Aber auch das Schulsystem und die Bedingungen, unter denen die Schüler lernen, den Alltag eines normalen Tansaniers, brachte er den Anwesenden anschaulich näher. Er zeigte Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten auf, denn in tansanischen Schulen gebe es ebenfalls verschiedene Arbeitsgemeinschaften, und im Computerunterricht sei „oft Facebook interessanter als das Lernen“. Er betonte, wie wichtig es ist, den Frauen in den reinen Mädchenschulen Selbstständigkeit beizubringen, damit sie später unabhängiger von ihren Männern werden. „Viele Jahre ist das zu kurz gekommen, das muss nachgeholt werden“, stellte Mlelwa ein Ziel vor.
Der 48-jährige Pastor Mlelwa lobte die Freie Schule Anhalt: „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ihr mit eurem Tun die Menschen bei uns Zuhause bewegt. Das macht sie sehr glücklich.“
Beim anschließenden Kaffeetrinken nutzten alle die Möglichkeit, mit dem Gast näher ins Gespräch zu kommen. „Wir sind froh, Seth als Gast willkommen heißen zu dürfen“, meinte Schulleiterin Heike Makk, „und dass die Kontaktaufnahme über das Leipziger Missionswerk, hergestellt durch Tobias Küster, den Referenten für Tansania, problemlos geklappt hat.“
Auch Pläne für die Zukunft hat die Schule bereits geschmiedet. So solle bald ein Austausch stattfinden, wobei zwei Lehrer nach Tansania reisen sollen. Und der Gedanke an einen Schüleraustausch sei ebenfalls reizvoll, „aber im Moment einfach noch nicht umzusetzen“, wie Ferenc Makk, Geschäftsführer des Vereins Gemeinschaftsschule Anhalt, realistisch einschätzte. Doch um das Leben in Tansania wirklich kennen zu lernen, sei dies notwendig und auch gewünscht.
Um die Schüler an das Land heranzuführen, sei auch die AG ins Leben gerufen worden. „Ich wurde gefragt, ob ich die Betreuung übernehmen würde, habe zugesagt und bin mehr oder weniger damit ins kalte Wasser gesprungen“, berichtete die Kunst- und Religionslehrern Katrin Rux. „Ich war noch nie in Afrika, aber meine Neugier ist groß“, bekennt sie Jeden Mittwoch nach der Schule treffen sich die sechs Schüler der fünften Klasse, schauen gemeinsam Filme über das Land, die Leute und die Kultur, gestalten afrikanische Zeichen. Und auch sonst sind die Schüler sehr eifrig, bringen viele eigene Ideen mit in den Kurs. „Fest geplant ist demnächst ein Suaheli-Kurs und natürlich das weitere Ausbauen der E-Mail- und Brieffreundschaften“, meinte die 30-Jährige, „und wir hoffen, so die Partnerschaft zwischen den Schulen lebendiger zu machen.“