Stockcar-Rennen in Annaburg Stockcar-Rennen in Annaburg: Unwetter bleibt aus

Annaburg/MZ - Lange Zeit schien es, als ob dunkle Wolken die Oberhand über das Annaburger Stockcar-Rennen gewinnen. Doch das befürchtete Unwetter, das ein schnelles Ende der Veranstaltung bedeutet hätte, blieb vorerst aus.
Werner Otto wirkt sichtlich erleichtert. Der Vereinsvorsitzende des Stockcar-Clubs Annaburg hat schlaflose Nächte hinter sich. Nächte, in denen er sich fragte, ob die inzwischen zehnjährige Tradition der Stockcar-Rennen in Annaburgs „Crashhölle“ Fortbestand haben wird. Anwohnerbeschwerden hatten dazu geführt, die Veranstaltung auf den Prüfstand zu stellen. „Schlimmstenfalls hätten wir nicht nur die Nutzungsuntersagung des Landkreises Wittenberg, sondern auch dessen Beseitigungsverfügung der geschaffenen Anlage umsetzen müssen“, betonte Otto. Entwarnung gab erst vor wenigen Tagen das Verwaltungsgericht Halle. Dessen Richter verfügte, dass die Rennstrecke noch weitere neun Jahre geduldet werde. Voraussetzung ist allerdings das Erstellen eines Lärmschutzgutachtens.
Fachmann übernimmt Messung
Diese Aufgabe übernahm Ulrich Diete, von der IHK Halle-Dessau öffentlich bestellter Sachverständiger für Schallschutzimmission aus Bitterfeld. Unweit der Rennstrecke hatte er ein Mikrofon aufgestellt, dass am Samstag von neun bis 18 Uhr den gesamten Geräuschpegel um die „Crashhölle“ aufzeichnete. „Die Daten werden gespeichert und anschließend durch eine Software bearbeitet, die eventuelle Störgeräusche wie den Zugverkehr herausfiltert“, erläuterte er. Anschließend werde das Ergebnis mit dem bestehenden Grenzwert verglichen. Erst wenn hier alles im grünen Bereich ist, so Werner Otto, könne man wirklich aufatmen.
Wie Werner Otto und sein Team hoffen wie auch die am Wochenende angereisten 58 Starter auf einen positiven Ausgang der Geschichte. „So etwas wie hier in Annaburg findet man in der Stockcar-Szene selten“, sagt Frank Reetz aus Sassnitz. Der Norddeutsche gehört der Stockcar-Crew Sassnitz an und nahm erstmals in Annaburg an einem Rennen teil. „Die Atmosphäre hier ist fantastisch, überaus familiär. Wir haben nach einer Veranstaltung außerhalb unseres bisherigen Einzugsbereiches gesucht und sind fündig geworden“, betonte er. Angesichts des hochsommerlichen Wetters den Ostseestrand an diesem Wochenende außer acht zu lassen, schien deshalb für ihn eine gute Entscheidung gewesen zu sein. Sofern das Lärmschutzgutachten positiv ausfällt und die Pfingstrennen in Annaburg fortgesetzt werden, beteuert Reetz, werde er in Annaburg Stammgast.
Diesen Schritt ist ihm Marcus Nasarzewski schon voraus. Der Fahrer des Stockcar-Teams Elster startet bereits seit neun Jahren in Annaburg und nennt die Rennstrecke gleichsam die Heimstrecke seines Vereins. Da man in Elster selbst nichts Ähnliches aufzuweisen habe, komme man zum Trainieren immer nach Annaburg. Das von ihm gesteuerte Fahrzeug ist seit neun Jahren das gleiche Modell. Einziger Unterschied zu den Vorjahren ist lediglich der Schalldämpfer, den Otto allen Teilnehmern ab diesem Jahr verordnet hat. „Ein Fahrer hatte ihn nicht vorzuweisen, weshalb er vom Rennen ausgeschlossen wurde“, verdeutlicht der Veranstalter die Unnachgiebigkeit seines Handelns. Für Nasarzewski ist der geforderte Zusatz kein Problem. Im Gegenteil, die Leistung der Fahrzeuge wird schallgedämpft sogar etwas gesteigert.
Tolle Spenden-Resonanz
Um das erforderliche Lärmgutachten, das zwischen 4 000 und 6 000 Euro kostet soll, bezahlen zu können, hatte der Stockcar-Club zu Spenden aufgerufen. „Die Bereitschaft dazu ist immens. Selbst uns Unbekannte haben Geld auf das angegebene Konto überwiesen“, freut sich Werner Otto. Zudem habe auch die Stadt Wort gehalten und einen Beitrag zur Verfügung gestellt. Für Otto steht eine Fortführung der Rennen außer Frage. Immerhin, betont er, profitiere der Ort von der Veranstaltung. So seien seiner Aussage nach alle Pensionen ausgebucht und auch der Einzelhandel spüre den Besucherstrom. Gut eine Woche werde es dauern, so Sachverständiger Diete, bis das Gutachten erstellt sei. Spätestens dann weiß man auch in Annaburgs, ob die Motorsporttradition im Ort fortlebt oder zur Randnotiz der Geschichte wird.

