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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: «Wir geben uns die Hand»

Von DETLEF MAYER 19.06.2011, 18:13

SEYDA/MZ. - "Im Durcheinander gib mir deine Hand, miteinander unsern Weg zu gehen! Komm! - Wir geben uns die Hand, wir sind füreinander da!" Diese Strophe stammt aus dem Sommerfestlied, das am Sonnabendnachmittag auf dem Seydaer Diest-Hof immer wieder erklang. Getextet wurde es von den Mitarbeitern Werner Srugies und Ingmar Jeßulat. Letzterer schuf auch die Musik.

Der Song greift das Motto des Sommerfestes auf, das diesmal "Durcheinander - Miteinander - Füreinander" lautete. Diakon Andreas Gebhardt, er ist seit März Geschäftsführer der Seydaer Einrichtung für Menschen mit geistigen Behinderungen, bemerkte dazu: "Dieses Motto schließt alle ein. Es könnte leicht das Leitbild für den Diest-Hof sein." Füreinander und miteinander trage jeder, der mit dem Diest-Hof zu tun habe, dazu bei, Gottes Gebot der Nächstenliebe zu erfüllen, und das schon seit 128 Jahren. 1883 nämlich wurde er, damals als so genannte Arbeiterkolonie, gegründet.

Martina Schwarzer aus Morxdorf sprach als langjähriges Vorstandsmitglied einige Begrüßungsworte im Namen des Gustav-von-Diest-Vereins, der Träger des Hauses ist. Ebenso wie der fünfköpfige Bewohnerbeirat um Josefine Amtage nutzte Andreas Gebhardt die Gelegenheit, sich den nach Hunderten zählenden Besuchern des traditionsreichen Sommerfestes kurz vorzustellen. Er wird nach nach 25 Jahren im Erzgebirge nächste Woche mit seiner Familie in die hiesige Region ziehen, nach Elster.

"Wir sind Kirche. Wir leiten unser Handeln aus der Bibel ab", verdeutlichte Andreas Gebhardt die Grundsätze der Diakonie. Deshalb gehörte zu der Eröffnungszeremonie auch eine Andacht. Gehalten wurde sie vom Axiener Pfarrer Hans-Jörg Heinze. Er stimmte mit seiner Predigt zum Gleichnis vom verlorenen Sohn auf die nachfolgende gleichnamige Theater-Inszenierung ein, für die sich Akteure vom Diest-Hof mit Leuten vom Augustinuswerk zusammengetan hatten.

"Diese Geschichte spricht von Gott. Gott ist traurig, wenn wir uns lossagen, wenn wir die Gemeinschaft verlassen", vermittelte Hans-Jörg Heinze und ergänzte: "Er ist aber auch froh, wenn wir wieder zurückfinden." Auf den bunten Tag der Begegnung am Rande von Seyda bezogen, rief er aus: "Es ist schön, dass es den Diest-Hof gibt und dieses Fest, das so viel Freude verbreitet."

Es folgte ein herzerfrischendes Bühnenstück "nach dem Gleichnis von Jesus", bei dem Heike Hinkelmann, Doreen Ganz und Werner Srugies Regie führten. Die Protagonisten erfreuten das begeisterte Publikum mit einer ganz eigenen darstellerische Leistung, die den Spielern ebenso viel Freude bereitete wie den Zuschauern. Ein fürs Laientheater geborener Paul Jäschke gab den verlorenen Sohn mit einer wahrlich Respekt abnötigenden Bühnenpräsenz. Seinen Vater, der ihn zuerst an die Welt verlor, dann aber zurückbekam, mimte Jens Schmidt. Und Klaus Neumeister ergänzte das vom Diest-Hof stammende Trio als Bruder des verlorenen Sohns. Zuerst brachte er wenig Verständnis dafür auf, dass sein Vater den Abtrünnigen, der sein ganzes Geld verprasst hatte, mit offenen Armen wieder aufnahm. Schließlich aber freute er sich mit ihm. Ebenso wie das Bühnen-Volk, dargestellt von Leuten aus dem Augustinuswerk, das Paul auf seinem Weg aus der Geborgenheit der Familie in die verführerische Großstadt, in seine Not als Schweinehirte und zurück zum Vater begleitet hatte.

Voller verführerischer Angebote präsentierte sich am Sonnabend auch das Diest-Hof-Areral. Von Kaffee, Kuchen und anderen kulinarischen Genüssen über verschiedene Verkaufs-, Handwerker- und Informationsstände bis hin zu Musik, Tanz und Spielen reichte die Palette. So schulterte Thomas Rülicke aus Seehausen, der hauptsächlich wegen seines Holzspielzeugs nach Seyda gekommen war, zwischendurch den Dudelsack und gab einige Stücke zum Besten. Mittelalterliche Töne drangen da an die Ohren der Gäste, aber auch der bekannten Pippi-Langstrumpf-Song fürs jüngere Publikum.

Diest-Hof-Mitarbeiterin Sylke Iversen lud mit ihrer Truppe an einer anderen Ecke zu kreativem Gestalten ein, das inspiriert war von peruanischen Vorlagen. Eine Reise in das südamerikanische Land im vorigen Jahr hatte sie auf die Idee gebracht. In selbst geschneiderten Kostümen gaben sie und ihre Mitstreiter Anleitung zum Bemalen von Keramik, Brieföffnern, kleinen Rasseln und zum Knüpfen von Freundschaftsbändern.